- Merŏvig
Merŏvig (Merwig, Meroväus), 1) fränkischer König, regierte 448–458, Stammvater der Dynastie der Merovinger im Fränkischen Reiche. Nach der Sage bemächtigte sich der Gemahlin Clodio's, als sie zum Meere baden ging, ein Thier des Neptun, dem Minotaurus ähnlich; sie wurde von diesem schwanger u. gebar M. mit borstigem Haar auf dem Rücken (Entstellung des von Merovingern als Abzeichen der königlichen Würde getragenen langen Haares). Die Merovinger regierten 300 Jahre, von Childerich I. bis Childerich III., wo der Letztere 752 von dem Hausmeier Pipin abgesetzt wurde u. mit diesem die Dynastie der Karolinger auf den fränkischen Thron kam; s. Franken I. B); vgl. Thierry, Récits mérovingiens, Par. 1839. 2) M., Sohn des Königs Childerich I. u. der Audovera; heirathete 576 die zu Tours in Hast gehaltene Brunhild, Wittwe seines Vatersbruder, Königs Siegbert I., aber sein Vater trennte ihn von dieser u. nahm ihn mit nach Soissons. Als die Austrasier diese Stadt angriffen, beschuldigte Chilperich seinen Sohn des Einverständnisses mit denselben u. schickte ihn ins Kloster nach Mans, aber er floh nach Austrasien, wurde jedoch von den Austrasiern nicht angenommen. Darauf lockten ihn die Einwohner von Teronane, durch das Versprechen ihn zum König nehmen zu wollen, aus seinem Versteck in der Champagne; er eilte zu ihnen, wurde in einem Meierhof eingeschlossen u. ließ sich, um nicht in Fredegundens Hände zu kommen, von seinem Getreuen Gailen durchbohren.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.