Skelet

Skelet

Skelet (v. gr.), das nach der Fäulniß od. absichtlichen Entlernung der festweichen Theile des Thierkörpers übrig bleibende Knochengerüst, wobei die einzelnen Knochen entweder kunstgemäß in ihrer Verbindung durch die getrocknet erhaltenen Bönder dargestellt sind (natürliches S.), od. nach vorausgegangener Säuberung auch von diesen durch Draht u. andere Mechanismen in der Verbindung dargestellt werden, welche im Leben Statt fand (künstliches S.). Das S. gewährt nicht blos eine Übersicht der Knochen in ihrem Zusammenhange, sondern stellt auch die Grundlage des ganzen Thierkörpers dar u. ist daher für die Knochenlehre u. die Anatomie im Allgemeinen ein wichtiges Lehrmittel. Es besteht aus 243, wenn man aber erst in spätern Jahren durch Verwachsung verschmelzende, zwar oft, doch nicht immer, vereinigt vorkommende Knochen als getrennte ansieht, od. bei manchen, bisweilen in größerer Anzahl vorkommenden Knochen, die höchste Zahl annimmt, aus 270 Knochen. Die sämmtlichen Knochen zerfallen in vier Hauptabtheilungen: Schädel- u. Rumpfknochen u. Knochen der Ober- u. der Untergliedmaßen. Zum Studium der Knochenlehre ist nicht blos das ganze S. nothwendig, sondern man muß auch einzelne Knochen u. Knochenpartien besitzen. So muß der Schädel, um die Knochen desselben einzeln kennen zu lernen, gesprengt werden (s. Knochenpräparation), wobei sich dieselben aus ihren Nahtverbindungen lösen. Um das Innere desselben übersehen zu können, muß das Schädelgewölbe horizontal abgesägt, od. es müssen Vertikaldurchschnitte desselben vorgenommen werden. Ferner müssen bes. angefertigt werden die Wirbelsäule allein, od. in Verbindung mit dem Schädel, die Hand- u. Fußknochen, das Becken etc. Einzelne Knochen müssen durchgesägt vorhanden sein. Um den Geschlechts- u. Altersunterschied darzustellen, müssen S. von beiden Geschlechtern u. aus jedem Lebensalter angefertigt werden. Embryonenskelete sind vorzüglich für die Entwickelungsgeschichte des Fötus wichtig, so wie für die der Knochentrennung derselben in ursprüngliche Theile. Zu dem letztern Zweck bereitet man auch das sogenannte epiphysische S. (Sceleton epiphysicum), wobei die in den frühern Jahren mit dem Hauptknochen noch nicht zusammengeschmolzenen, sondern durch Knorpel verwachsenen Endansätze (Epiphysen) der Knochen an die Hauptstück angeleimt werden. Die künstliche Darstellung des S-s od. einzelner Knochenabtheilungen u. Knochen des Thierkörpers nennt man Skeletirung. Ihr geht die Knochenpräparation u. das Knochenbleichen vor. aus. Die Zusammensetzung des künstlichen S-s wird dann vorzüglich durch in die sich entsprechenden Endtheile der Knochen gesteckte Drähte od. mittelst, durch Stifte befestigter Blechstreifen od. durch Schrauben befestigt. Die erste Art findet Statt am Unterkiefer, bei welchem sein Herabfallen noch durch eine im Grunde des Schädels u. an ihm selbst befestigte Metallfeder verhütet werden kann, ferner bei dem Schlüsselbein, dem Atlas am Kopfe, dem Schulterblatt, bei den Rippen in ihrer Verbindung mit den Wirbelbeinen u. dem Brustbein, zwischen den Hüft- u. Kreuzknochen u. den beiden Schenkelknochen, bei welchen ein Stück Kork den Knorrel ersetzt, bei den Handwurzel- u. Mittelhandknochen bei der Fußwurzel-, Mittelfuß- u. Sesamknochen. Die zweite Art wird angewendet in den Ellbogen-, Knie- u. Fußgelenken, bei dem Steißknochen u. bei den Finger- u. Zehenknochen, doch gebraucht man hier oft auch wieder die Drahtverbindung. Der Schraubenverbindung bedient man sich in dem Achsel-[165] u. Hüftgelenk. Die Wirbelsäule wird durch eine nach ihren natürlichen Krümmungen gebogene, durch den Kanal derselben hindurchgeführte Eisenstange befestigt, deren oberes Ende bis in die Schädelhöhle durch das Hinterhauptloch geht u. in der Decke derselben von außen angeschraubt wird, dessen unteres Ende abera am Kreuzbein unten hervorkommt u. auf der Säule eines Stativs, welches dem S. als Stütze dient, angeschraubt wird. In den untern 10–12 Gelenken werden die Zwischenknorpel durch Kork- od. Lederscheiben ersetzt. Ist das S. zum Aufhängen bestimmt, so wird ein starker Eisendraht durch die durchlöcherten Körper der Wirbel hindurchgeführt u. im Kreuzknochen durch einen Stift auf der äußern Schädelfläche durch eine Schraube festgemacht. Zu den schwierigen natürlichen S-en werden meist nur einzelne Knochenpartien verwendet, z.B. die Beckenknochen, od. Kindern. Embryonengerippe. Dabei werden die weichen Theile theils durch Maceration, theils mit dem Messer entfernt, der Kopf wird bei der Zurichtung vom Rumpfe abgetrennt. Kinder- u. Embryonenskelete werden dann noch 1–2 Tage in Kalkwasser od. Pottaschenauflösung gelegt, um die Knochen weißer zu machen, hierauf getrocknet u. mit Lackfirniß überzogen u. dann auf Stativen aufgestellt od. aufgehängt.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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