- Tabīla
Tabīla (lat.), 1) Tafel, bes. Schreibtafel; so Tabulae accepti et expensi, in einem Haushalte die Einnahme- u. Ausgabebücher; Tabula rasa, eigentlich eine geschabte, glattgestrichene Wachstafel, ein unbeschriebenes Blatt; in der neuen politischen Terminologie bezeichnet man mit T. r. den Umsturz aller bestehenden Verhältnisse; daher 2) Verzeichniß, [192] Liste, Register, z.B. T. auctionarĭa, s.u. Auction; Tabule Caerĭtum, diejenige Abteilung der censorischen Listen, welche die Namen solcher Bürger enthielt, welche aus der Tribus gestoßen waren u. keine Stimme mehr bei den Tribuscomitien hatten; Tabula novae (neue Tafeln), d.h. Veränderungen der Schuldregister zum Besten der Schuldner; durch solche T. n. wurden die Schulden entweder ganz getilgt od. wenigstens ein Theil nachgelassen; Tabule triumphales, Tafeln, auf welche die Triumphaleren ihre Thaten u. die bei einem Sieg gemachte Beute aufschrieben u. dann auf dem Capitolium aufhängen ließen; T. cenorĭae, s.u. Censor; 3) Urkunde, schriftliches Beweisstück vor Gericht; 4) Decret, Diplom, z.B. Tabule honestae missionis, kaiserliches Diplom, womit Veteranen ehrenvoll od. Mit einem Privilegium entlassen wurden; 5) Tafel, worauf Gesetze od. andere Verordnungen geschrieben od. eingegraben waren; T. alimentarĭa, s. Alimentaria tabula; T. capitolīna so v.w. Regiae leges; Tabulae duodĕcim, s. Zwölf Tafeln; T. Heracleensis, s. Heracleensis tabula; T. Eugubinae, s. Eugubinische Tafeln; 6) andere beschriebene Tafeln, wie T. votīva, Votivtafel, solche wurden an Götterbilder von Leuten aufgehängt, welche durch die Gottheit aus einer Lebensgefahr gerettet worden -waren, s. Gelübde 2); 7) Gemälde od. sonstiges Kunstwerk auf einer Fläche, z.B. Tabula Iliăea, s. Ilische Tafel; T. Isiăca, s. Isistafel; 8) Landkarte, so T. Peutingerāna, s.u. Peutinger; 9) Mathematische Tafeln, so T. mirifīca, Tafeln der Binomialcoefficienten; T. pythagorĭca das Einmaleins; T. pigri, (Fauler Knecht), eine sonst übliche Weise, um ungelehrigen Kindern das Einmaleins beizubringen. Das Verfahren dabei ist folgendes: man zieht jede der beiden mit einander zu multiplicirenden Zahlen von 10 ab u. multiplicirt die Differenzen mit einander, wodurch man die Einerzahl erhält; dann zieht man die Differenz zwischen dem Multiplicator u. der 10 von dem Multiplicandus ab u. erhält so die Zehnerzahl; z.B. man will wissen, wie viel 6 mal 7 sei, so sagt man:
7 von 10 bleibt 3/ 6 von 10 bleibt 4/ 3 mal 4 ist 12, also wird die Einerzahl 2 sein, die 1 aber im Sinn behalten werden; dann sagt man 4 von 7 od. 3 von 6 bleibt 3 u. die 1 dazu addirt gibt 4, welches die Zehnerzahl ist, u. so ergibt sich die Zahl 42. Dasselbe richtige Resultat erhält man mit allen anderen Einerzahlen, u. der Grund davon ist ausgesprochen in der Formel: a. b = (10_– a) (10_– b) + 10 [a – (10_– b)].
Pierer's Lexicon. 1857–1865.