Mirandŏla [2]

Mirandŏla [2]

Mirandŏla 1) Giovanni Picus Graf von M. u. Concordia, geb. 1463, studirte 1477–1479 in Bologna das Canonische Recht, besuchte dann bis 1486 die berühmtesten Schulen Italiens u. Frankreichs u. beschäftigte sich darauf auch mit kabbalistischen Studien. In Rom machte er 1486900 Thesen sehr verschiedenen Inhalts bekannt mit dem Erbieten, dieselben öffentlich zu vertheidigen; einige von ihnen erschienen aber dem Papste Innocenz VIII. verdächtig, u. die Disputation wurde verboten; durch eine Apologie richtete M. nichts aus, worauf er nach Frankreich ging; 1487 kehrte er zurück u. begab sich zu Lorenzo Medici nach Florenz, wo er mit Marsilius Ficinus, Angelus Politianus u. And. die Platonische Akademie gründete. Bald verfiel M. in eine ascetische Richtung u. st. 1494. Sein wissenschaftliches Streben ging dahin, die philosophischen Systeme mit der Heiligen Schrift in Einklang zu bringen. Er schr.: Heptaplus (mit Annahme eines siebenfachen Schriftsinns fand M. alle Weisheit der Welt im ersten Capitel der Genesis verborgen), Strasb. 1574; De ente et uno, Bologna 1496; 12 Bücher gegen die Astrologen etc.; auch verbesserte er die Psalmenübersetzung der Septuaginta; Werke, Bas. 1601. 2) Giovanni Francesco Picus, Neffe des Vor., ein kabbalistischer Mystiker u. Gegner der scholastischen Philosophie, st. 1533; er schr.: Examen doctrinae vanitatis gentilium; De studio divinae et humanae sapientiae, herausgegeben von Buddeus, Halle 1702; Briefe, herausgegeben von Cellarius, Jena 1682 u. die Lebensbeschreibung des Vorigen.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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