- Thränensack
Thränensack, Behältniß, neben dem Auge liegend, zum Ansammeln der Thränen, öffnet sich in den Thränenkanal, vgl. Auge 1) G) e). Die wichtigsten Krankheiten des Th-s sind: a) Thränensackentzündung (Dacryocystitis), ist bald leichter Art, vorzüglich bei katarrhalischen Veranlassungen od. rosenartigem Charakter, wo sie meist in Zertheilung übergeht, bald heftigerer Art; es erhebt sich dann bei der acuten Form unter stumpfen tiefen Schmerzen eine bohnenförmige, scharf begrenzte, harte, empfindliche, tiefliegende Geschwulst in der Gegend des Thränensackes, welche allmälig roth wird; Nase u. Thränenschlauch sind Anfangs mit dünnem, abnorm gefärbtem Schleim überhäuft, das Auge thränt, es sammelt sich Eiterschleim im Thränensee, bei gelindem Drucke auf die Geschwulst tritt mit Thränen vermischter Schleim durch die Thränenpunkte hervor; die Augenlidränder sind leicht geschwollen, die Maibomschen Drüsen roth u. aufgetrieben, die Umgebung rosenartig geröthet. Im weiteren Verlaufe kann der Thränenschleim nicht mehr abwärts, er häuft sich daher im Thränensacke an, welcher nun sehr gespannt, schmerzhaft, ausgedehnt u. erröthet erscheint, die Nase der leidenden Seite wird trocken. Es bildet sich ein Absceß, welcher, im Fall die Eiterabsonderung nicht durch zweckmäßige Behandlung beschränkt wird, von selbst nach u. nach aufbricht u. eine Thränensackfistel bildet, od. auch Verschwärungen benachbarter Theile, Caries der nahe liegenden Knochen veranlaßt u. sich in die Nasenhöhle entleert. Die Behandlung der Thränensackkrankheiten erfordert Anfangs antiphlogistische Mittel, Blutegel, Umschläge mit kaltem Wasser, graue Quecksilbersalbe, innerlich Calomel; bei entstandener Eiterung Beförderung derselben. b) Die chronische Thränensackkrankheit entsteht meist aus den acuten od. aus den benachbarten Entzündungen des Auges u. der Thränenwege; die Gegend des Thränensackes ist etwas geschwollen u. von Zeit zu Zeit entleert sich von selbst od. auf gelinden Druck eine mehr od. weniger wässerige schleimige od. auch eiterige Flüssigkeit: Thränensackblennorrhoë, Thränensacktripper); der Schmerz ist gering, die Geschwulst füllt sich nach dem Ausdrücken bald wieder. Nimmt die Geschwulst überhand, so entsteht aus Erschlaffung der Wände des Thränensackes eine dauernde Ausdehnung desselben (Thränensackwassersucht, Thränensackbruch, Hydrops od. Hernia sacci lacrymalis), mit vermehrter Flüssigkeit. Die Thränenwege unter- u. oberhalb sind unversehrt od. verengert od. verschlossen. Im schlimmeren Falle bricht der Thränensack auf u. es entsteht eine Thränensackfistel.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.