- Thurn [2]
Thurn, Heinrich Matthias, Graf von T., nahm früh an den Türkenkriegen Theil u. wurde vom Kaiser Rudolf II. zum Burggrafen von Karlstein in Böhmen ernannt. Als eifriger Protestant veranlaßte bes. er die Ausstellung des Majestätsbriefs (s. Böhmen S. 23) u. wurde von den Ständen zu einem der Defensoren des Glaubens ernannt. Als die Protestanten unter Matthias ihre verbrieften Rechte immer mehr verletzt sahen u. Graf T. seiner Würde als Burggraf entsetzt wurde, stellte sich dieser an die Spitze der Unzufriedenen, war bei der Scene im Prager Rathhause 23. Mai 1618 (s. Böhmen S. 24) u. wurde zum Anführer des Heeres ernannt, mit welchem sich die protestantischen Stände gegen die königlichen Maßregeln zu wehren versuchten. Mit demselben eroberte er Krummau u. Brünn, belagerte Wien u. zog nach Böhmen. An der Erwählung des Kurfürsten Friedrich von der Pfalz zum König von Böhmen nahm T. lebhaften Antheil, aber nach der Schlacht am Weißen Berge bei Prag 1620 floh er nach Mähren u. Siebenbürgen zu Bethlen Gabor; er befehligte 1626 ein kleines Corps in Schlesien, ging, als dasselbe von Wallenstein vertrieben war, zu Gustav Adolf nach Polen u. wohnte den Schlachten bei Leipzig 1631 u. bei Lützen 1632 bei; nach dem Tode Gustav Adolfs ward er mit einem schwedischen Corps nach Schlesien zu Arnim u. Burgsdorf gegen Wallenstein geschickt, aber 1633 bei Steinau an der Oder eingeschlossen u. mit 2500 Mann gefangen genommen. Von Wallenstein freigelassen starb T. bald darauf, s. Dreißigjähriger Krieg S. 308 ff.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.