Dreißigjähriger Krieg

Dreißigjähriger Krieg

Dreißigjähriger Krieg. I. Ursachen des Krieges. Die Ursachen des Krieges, welcher von 1618–48 Deutschland verheerte, reichen um etwa 100 Jahre in der Geschichte zurück. Nur scheinbar hatte der Religionsfriede zu Augsburg 1555 eine Ausgleichung zwischen den beiden großen Religionsparteien Deutschlands herbeigeführt; im Inneren währte der Zwiespalt fort u. das Papstthum harrte nur des günstigen Moments, um die höchste weltliche Autorität des Reiches von Neuem zur Aufnahme des Kampfes gegen den Protestantismus zu bewegen. Dieser Moment schien gekommen, als der duldsame u. der Kirchenverbesserung nicht abgeneigte Kaiser Maximilian II. 1576 gestorben war. Indeß war es nicht nur der religiöse Fanatismus, welcher das Unglück eines Cultur u. Wohlstand vernichtenden Krieges über Deutschland brachte; die Religion war namentlich im späteren Verlaufe des Krieges nur der Vorwand, unter welchem ehr- u. eroberungssüchtige Fürsten u. gewissenlose Parteigänger sowohl auf katholischer wie auf protestantischer Seite, nach Macht, Länderbesitz u. Beute strebten. Auch politische Ursachen lagen dem Kampfe zu Grunde. Das deutsche Kaiserthum, zwischen zwei Mächte, die des Papstthums u. die der Reichsfürsten, gestellt, welche in ihrem erfolgreichen Streben nach Herrschergewalt immer anmaßender wurden, hatte sich bald der einen, bald der anderen, unter steten, einen Machtverlust nach sich ziehenden Concessionen, bedienen müssen, um sich des zeitweiligen Gegners zu erwehren. Trotzdem vermochte die kaiserliche Politik nicht zu verhindern, daß Papstthum u. Reichsfürsten sich oft gemeinsam zur Schwächung der höchsten weltlichen Autorität verbanden; aber die Hierarchie hatte in ihrer Rechnung einen Fehler begangen. Sie hatte nicht bedacht, daß das römische Kaiserthum dem Papstthum zur Folie diente, daß beide historisch innig mit einander verwachsen waren u. daß das eine dem anderen Würde u. Ansehen verlieh. Die wegen ihrer Planmäßigkeit u. Energie bewunderungswürdige Politik der Päpste seit Gregor VII. hob nur scheinbar die päpstliche Macht, in der That zog sie dieser neue Gegner groß in ihren Bundesgenossen gegen die kaiserliche Macht, den nach Unabhängigkeit strebenden Fürsten, während außerhalb des Reiches große monarchisch-centralisirte Staaten eine desto festere Stellung gewannen, je mehr das Kaiserthum seines Vorrangs vor den übrigen Souveränetäten entkleidet wurde. Diese fremden Mächte bildeten einen natürlichen Gegensatz gegen die traditionell vornehmste weltliche Macht der Christenheit, aber sie bildeten auch einen Gegensatz zur Hierarchie, welche jede weltliche Souveränetät unter ihrem beschränkenden Einfluß zu halten bemüht war. Mit Hülfe des mächtigen Kaiserthums vermochte der päpstliche Stuhl gewisse Souveränetätsrechte an den Höfen weltlicher Herrscher zu behaupten, das geschwächte Kaiserthum bot ihm keine Stütze, so daß die päpstliche Politik sich zertheilen mußte, um die großen Monarchien gegenseitig in Schach zu halten. Im Laufe des 16. Jahrh. hatte sich aber bereits der ganze europäische Norden von der Kirche losgelöst; gleiches stand in Deutschland zu befürchten, wenigstens in Bezug auf die noch dem Katholicismus zugewandten weltlichen Fürsten. Doch hielt die politische Rivalität der einzelnen Machthaber die Reformation auf. Eben so zerfahren waren die socialen Zustände. Die Lockerung der Rechtsverhältnisse, welche aus dem allmäligen Erlöschen der kaiserlichen Macht hervorging, drängte die Schwachen, welche sich von der mächtig werdenden Herrschaft der Reichsfürsten bedroht sahen, zu Bündnissen. Ritter u. Herren traten zu Verbindungen zusammen, Städte einigten sich zu gegenseitiger Hülfeleistung u. in dem gedrückten Bauernstande regte sich der Geist der Unzufriedenheit. Der religiöse Fanatismus brachte Zwiespalt in alle Kreise der Gesellschaft, vernichtete jahrelange Freundschaften, lockerte die Bande der Familie u. führte nicht selten zu blutigen Scenen u. rachsüchtigen Anschlägen. So war die Lage der Dinge beim Tode Maximilians II., u. es ließ sich bei dem Einflüsse des Clerus, unter welchem sein Nachfolger, Rudolf II., stand, nicht anders erwarten, als daß die Saat des Hasses u. Unfriedens, welche sein Vorgänger zum Theil erstickt hatte, von Neuem u. kräftiger aufgehen würde. In der That zeigte sich sogleich nach seinem Regierungsantritt ein unduldsamer Geist in Religionssachen, welchen Rudolfs Brüder, die Erzherzöge Albrecht u. Maximilian, theilten. In den österreichischen Erblanden wurde der Protestantismus gewaltsam unterdrückt u. Gleiches erfolgte von den katholischen Fürsten des übrigen Deutschlands. Vergebens klagten die protestantischen Fürsten auf dem Reichstage; man warf auch ihnen Überschreitungen des Vertrags, so den Abfall des Bischofs von Halberstadt, Heinrich Julius von Braunschweig, u. seines ganzen Capitels von der Kirche u. die Wahl eines protestantischen Bischofs in Osnabrück vor u. setzte die Verfolgungen fort. In Folge der Achtsvollstreckung durch den Herzog von Baiern gegen die protestantische Stadt Donauwörth,[308] 1606, schloß der Kurfürst von der Pfalz, verbunden mit vielen protestantischen Ständen, 1608 die Evangelische Union, die 1610 in Hall erneuert wurde, der jedoch Sachsen, Hessen u. Braunschweig nicht beitraten. Ihr trat von Seiten der Katholischen die Heilige Ligue entgegen, die aus fast allen geistlichen u. den meisten weltlichen katholischen Fürsten, an deren Spitze der Herzog Maximilian von Baiern stand, 1610 erneuert wurde. Es kam zum Kampf im Elsaß, der aber wegen Schwäche der Union bald mit einem Frieden endete. Die Versuche des Erzherzogs Matthias, seinen Bruder Rudolf zu entthronen u. auf Tyrol zu beschränken, schaffte den Protestanten wieder mehr Macht, indem Rudolf hierdurch bewogen wurde, den Böhmen 1609 den Majestätsbrief u. mit demselben größere Freiheit zu verstatten. Als Matthias 1612 nach Rudolfs Tode Kaiser wurde, verweigerten die evangelischen Stände Österreichs ihm so lange die Huldigung, bis eine völlige Gleichheit zwischen Katholiken u. Protestanten hergestellt sei. Matthias weigerte sich Anfangs; als aber die mährischen Stände auch zu den Evangelischen traten, bewilligte er den österreichischen Ständen Religionsfreiheit. Hierdurch ermuthigt, brachten die protestantischen Stände auf dem Reichstage allerhand Beschwerden vor u. weigerten sich bes. so lange, die vom Kaiser gegen Bethlen Gabor geforderte Hülfe zu verwilligen, bis die Abstimmung nach Religionen, nicht nach Stimmenmehrheit, wie bisher geschehen war, zugestanden sei. Dies konnte aber der Kaiser nicht bewilligen, ohne den katholischen Ständen zu nahe zu treten, u. so blieb die Sache unerledigt u. der Kaiser ohne Hülfe. Diese Wirren mehrte noch der Abfall des Pfalzgrafen Wolfgang Wilhelm von Neuburg von der Sache der Protestanten. Cardinal Klesel unterdrückte ohne Widerspruch des alternden Kaisers Matthias u. unter Mitwirken des Erzherzogs Ferdinand den Protestantismus in Österreich fast ganz, u. ein gleiches Schicksal stand den Böhmen bevor, sobald Ferdinand zur Regierung gekommen sein würde. Deshalb widersetzten sich die protestantischen Stände auch der Adoption Ferdinands u. der Ernennung desselben zum Nachfolger in Böhmen.

II. Ausbruch des Krieges. Kampf in u. um Böhmen, 1618–19. Der böhmische Majestätsbrief besagte, daß nur den Ständen u. den königlichen Städten, aber nicht den Landgemeinen Religionsfreiheit gestattet sein sollte. Die Katholischen benutzten dies, um ihre Unterthanen gewaltsam zum Katholicismus zurückzuführen; der Abt zu Braunau ließ die protestantische Kirche in Braunau schließen u. der Erzbischof von Prag die in Klostergrab zerstören. Vergebens sendeten die protestantischen Stände Böhmens eine Protestation an den Kaiser; nur eine schneidende Antwort, an die Statthalter gerichtet, erfolgte. Graf Thurn stellte sich an die Spitze der Unzufriedenen; bewaffnet zog eine Deputation am 23. Mai 1618 nach dem königlichen Schloß in Prag u. fragte jeden der 4 Statthalter einzeln, ob er an der kaiserlichen Antwort Antheil habe. Lobkowitz u. der oberste Burggraf Sternberg antworteten ausweichend, Martiniz u. Slawata trotzig. Auf den Vorschlag Wenzels von Raupowa wurden alle vier sammt dem Geheimschreiber Fabricius Platter nach altböhmischem Gebrauch zum Fenster hinaus geworfen. Ein Kehrichthaufen brach den 80 Fuß hohen Fall, u. sie eilten nach Wien, wo sie den Kaiser um Rache beschworen. Um sich gegen diese zu sichern u. den Aufstand zu organisiren, wählten die Stände 30 Directoren, die alle Regierungsgeschäfte führten, die Beamten u. Truppen in Pflicht nahmen, die Jesuiten vertrieben u. ein Manifest erließen, worin sie sich rechtfertigten u. die Nation, sowie die Protestanten in Ungarn, Mähren, Schlesien u. Österreich um Hülfe baten. Der Kaiser u. Klesel versuchten erst Nachgiebigkeit; der Minister Eusebius Khan wurde zur Sühne nach Prag geschickt, allein die Stände nahmen die Vergleichsvorschläge nicht an, da sie die rigorösen Gesinnungen des Thronfolgers Ferdinand kannten. In der That zeigte dieser sich so übermüthig, daß er Klesel, seinen Hauptgegner, gegen des Kaisers Willen in Wien in der Stille aufgreifen u. nach Tyrol in ein Gefängniß führen ließ. So seines Rathgebers beraubt, ließ Matthias ein Heer in Böhmen einrücken. Dort war bereits das ganze Land in Aufruhr, außer den drei Städten Budweis, Krummau u. Pilsen. Krummau ergab sich bald, Budweis hielt sich jedoch, bis der General Dampierre zur Hülfe anrückte; dieser wurde aber bei Czaslau vom Grafen Thurn angegriffen u. geschlagen. Graf Buquoy erhielt nun das Commando der Kaiserlichen u. fiel durch Mähren in Böhmen ein, aber von Mähren u. Schlesien aus, auch von der Evangelischen Union durch den Grafen Ernst von Mansfeld, der mit 4000 Mann Pilsen nahm, angegriffen, fand er überall kräftigen Widerstand. Buquoy zog sich im November nach Österreich zurück. Die im Winter 1619 anberaumten Unterhandlungen in Eger dauerten bis zum Tode des Kaisers Matthias im März 1619. Vergebens waren die Versuche des Kaisers gewesen, die österreichischen Stände zur Stellung von Hülfstruppen zu vermögen; sie forderten zuvor Religionsfreiheit, u. im Lande ob der Enns standen selbst die Bauern gegen die Kaiserlichen auf. Der Erzherzog Ferdinand von Grätz folgte nun seinem Vetter in den österreichischen Erbstaaten u. als Ferdinand II. auf dem deutschen Kaiserthron. Die böhmischen u. die schlesischen Stände, gestützt auf ihr altes Wahlrecht, erkannten die Erbfolge nicht an; außerdem drohte dem neuen Kaiser in Österreich u. Mähren (wo das Erscheinen des Grafen Thurn eine Volksbewegung hervorrief) Aufruhr; auch machte Bethlen Gabor Miene, mit den Türken in Ungarn einzufallen. Diese Umstände benutzte Graf Thurn, um an der Spitze der böhmischen u. mährischen Insurrection gegen das treugebliebene Wien vorzudringen u. begann am 6. Juni 1619 die Belagerung Wiens. Ferdinand II. vertheidigte die Stadt mit wenigen Truppen persönlich. Die zum Theil protestantische Bürgerschaft war schwierig; 16 protestantische Edelleute drangen in Ferdinands Zimmer, überhäuften ihn mit Vorwürfen u. wollten ihn zwingen, seine Einwilligung zu einer Conföderation der Österreicher mit den Böhmen zu geben. Ferdinand war noch im Wortwechsel mit ihnen, als Graf Dampierre mit seinem Kürassierregiment in die Burg einrückte u. den Kaiser von der Capitulation zurückhielt. Nun erwachte auch der Muth der katholischen Bürgerschaft zur entschlossenen Vertheidigung. Inzwischen hatte sich Buquoy mit 8000 Mann nach Budweis geworfen; er verstärkte sich später hauptsächlich durch Oberst Wallenstein, welcher 1000 Kürassiere geworben hatte, ging zur Offensive über, vereitelte die Vereinigung des Belagerungscorps[309] mit dem Grafen von Mansfeld, schlug Letzteren im Juni bei Teyn u. bedrohte nun Prag. Diese Ereignisse nöthigten den Grafen Thurn, sich von Wien sofort nach Böhmen zu wenden. Während Ferdinand in Frankfurt a. M. zum Kaiser von Deutschland gewählt wurde, erklärten am 19. Aug. 1619 die Stände von Mähren, Schlesien u. der Lausitz ihn, als Feind der böhmischen Freiheit u. der protestantischen Religion, aller Ansprüche auf Böhmens Krone verlustig u. wählten an seine Stelle am 28. Aug. den jungen Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz zum König von Böhmen, welcher am. 4. Nov. in Prag gekrönt wurde. Unterdessen rückte der Graf Thurn, durch mährische u. siebenbürgische Truppen bis auf 30,000 Mann verstärkt, wieder gegen Wien vor, u. Buquoy wurde nun eiligst mit seinen 18,000 Mann zum Schutze der Hauptstadt zurückberufen. Er verschanzte sich auf dem linken Donauufer, wo er am 24. Octbr. von Thurn u. Bethlen Gabor, die sich indessen vereinigt hatten, eingeschlossen u. angegriffen wurde, weßhalb er sich auf das rechte Donauufer zurückzog. Albrecht von Wallenstein vertheidigte das Lager, bis dasselbe gänzlich geräumt war, u. zerstörte dann die große Donaubrücke. Vergebens suchten Thurn u. Bethlen Gabor den Strom zu überschreiten, u. Bethlen eilte endlich nach Oberungarn, wohin ihn die Protestanten gegen die Eingriffe des Primas zu Hülfe riefen. Auch Thurn, durch Mangel an Lebensmitteln u. schlechtes Wetter belästigt, zog sich nach Böhmen zurück. Im Winter von 1619–20 schloß der Kaiser nicht nur mit Bethlen Gabor Waffenstillstand, sondern gewann außer der Ligue u. den österreichischen Ständen auch den Kurfürsten von Sachsen u. erhielt von Spanien einen Vorschuß von 1 Mill. Gulden. Indessen verstand es Friedrich von der Pfalz nicht, das Vertrauen u. die Zuneigung der Böhmen zu gewinnen. Seine Begünstigung der Deutschen erregte große Unzufriedenheit, so namentlich, daß er Christian von Anhalt u. Georg von Hohenlohe mit Übergehung Thurns an die Spitze des Heeres stellte. Das Heer selbst aber befand sich in einer traurigen Lage, da die versprochenen englischen Hülfsgelder zur Soldzahlung ausblieben. Die einzige Hülfe, welche Friedrich zu hoffen hatte, war die der Union. Diese versammelte auch ein Heer unter dem Markgrafen von Ausbach bei Ulm, während Herzog Maximilian von Baiern das der Ligue bei Donauwörth zusammenzog. Da aber die Union sich den Gegnern nicht gewachsen glaubte, so kam es durch Frankreichs Vermittelung zwischen der Union u. Ligue im Juni 1620 zum Vergleich zu Ulm, worin die Union versprach, sich nicht in die böhmischen Händel zu mischen u. dem König Friedrich nur für dessen pfälzische Länder Beistand zu leisten. Dessen ungeachtet sah es die Unionsarmee bei Frankfurt a. M. ruhig mit an, als Spinola im Aug. 1620 aus den Niederlanden nach der Pfalz vorrückte u. diese wie fast den ganzen Rheinischen Kreis besetzte. Der Kaiser rüstete indeß gegen Böhmen u. der Kurfürst von Sachen versprach, die Lausitz zum Gehorsam zurückzuführen. Nachdem Ferdinand II. den König Friedrich vergeblich aufgefordert hatte, Böhmen an seinen rechtmäßigen Herrn zurückzugeben, erklärte er denselben im Juli 1620 in die Acht. Der Kurfürst von Sachsen rückte hierauf im August 1620 in die Lausitz ein u. eroberte Bautzen am 25. Septbr. Das Heer der Ligue, 25,000 Mann stark, unter Herzog Maximilian von Baiern, drang in Oberösterreich ein, zwang die Unzufriedenen zum Gehorsam u. rückte, durch die kaiserliche Armee unter Buquoy u. Wallenstein bis auf 50,000 Mann verstärkt, gegen Prag vor. König Friedrich, welcher diesen nur 34,000 Mann (unter ihnen 8000 Deutsche u. 10,000 Ungarn) entgegenzusetzen hatte, während Mansfeld mit 4000 M. in Pilsen stand, zog sich von der Südgrenze Böhmens nach kurzen Gefechten in ein festes Lager bei Rakowitz zurück. Maximilian aber griff ihn nicht in demselben an, sondern eilte gegen Prag weiter. Gezwungen that Friedrich ein Gleiches, da er nicht wagte, die Schlacht anzunehmen, welche der Herzog von Baiern bei Straßnitz anbot. Am 3. Nov. 1620 kam es zur Schlacht auf dem Weißen Berge unweit Prag, wo Fürst Christian von Anhalt ein Lager bezogen hatte. Obgleich die Böhmen Anfangs einige Vortheile erfochten, so wurden sie doch nach wenigen Stunden gänzlich geschlagen u. zersprengt. Der König bat um einen achtstündigen Waffenstillstand u. entfloh, auf Anrathen Christians von Anhalt, nach Schlesien. Prag ergab sich schon am 9. Nov., darauf die anderen Städte bis auf Pilsen. Die Stände Böhmens, Mährens u. Schlesiens huldigten ohne alle Bedingung; Buquoy ging hierauf nach Österreich, um sich gegen Ungarn zu wenden, auch der Herzog von Baiern ging mit den Seinigen nach Hause, u. blos der baierische General Tilly blieb mit 7500 Mann in Prag stehen. Am 12. Jan. 1621 ließ der Kaiser die Acht über den Kurfürsten Friedrich von der Pfalz nochmals aussprechen, sie auf den Markgrafen von Jägerndorf, den Fürsten Christian von Anhalt u. den Grafen von Hohenlohe ausdehnen, u. im Febr. 1621 wurden 48 der thätigsten Anstifter des Aufruhrs ergriffen, vor eine außerordentliche Commission gestellt u. im Juni 1621 27 hingerichtet, die übrigen verbannt od. eingekerkert, die Güter derselben u. der Geflüchteten eingezogen, viele noch später hingerichtet, alle protestantischen Geistlichen vertrieben u. die Religionsfreiheit gewaltsam unterdrückt. Den Majestätsbrief zerschnitt der Kaiser mit eigener Hand. Auch in Österreich wurden ähnliche Zwangsmaßregeln genommen.

III. Krieg zur Unterstützung Friedrichs von der Pfalz; Mansfeld, Christian von Braunschweig, Georg von Baden, 1621 bis 1625. Dem Herzog von Baiern, welcher durch die Pfalz u. die Kur belohnt werden sollte, u. den Spaniern in den Niederlanden wurde nun die Vollziehung der Acht gegen Kurpfalz übertragen. Die Mitglieder der Union, selbst um ihre Länder besorgt, ließen sich im Mai 1621 durch den Kurfürsten von Mainz u. den Landgrafen von Darmstadt leicht bewegen, ihre Truppen zu entlassen u. ihr Bündniß gegen das Versprechen aufzulösen, daß ihre Staaten mit allen Feindseligkeiten verschont werden sollten. Ihre Bitte um Gnade für den Kurfürsten von der Pfalz wurde vom Kaiser ungnädig aufgenommen. Der Kurfürst von Baiern besetzte die Oberpfalz, während die Unterpfalz in spanischen Händen war. Bethlen Gabor schloß am 31. Decbr. 1621 Frieden mit dem Kaiser u. verzichtete auf die Krone von Ungarn, s.d. (Gesch.). Der einzige offene Feind Ferdinands II. u. der Vertheidiger Friedrichs von der Pfalz blieb nun der Graf Ernst von Mansfeld. Dieser war mit 4000 Mann in Pilsen vergessen worden u. blieb so lange, bis seine Truppen die[310] Stadt Pilsen an die Kaiserlichen gegen eine Summe Geldes übergaben u. sich nach der Oberpfalz wendeten. Hier nahm Mansfeld einen Theil der verabschiedeten Unionstruppen in Sold u. stand bald an der Spitze von 20,000 Mann. Die fränkischen Bisthümer zitterten vor einem Einfalle desselben, aber das Vorrücken des Herzogs von Baiern gegen die Oberpfalz rettete sie, u. Mansfeld wurde im Octbr. 1621 genöthigt, sich in die Unterpfalz zu ziehen, wo sich Heidelberg u. Frankenthal noch gegen die Spanier vertheidigten. Der spanische General Cordova, welcher Frankenthal belagerte, hob eilig die Belagerung auf; aber Mansfeld ging über den Rhein, plünderte die rheinischen Bisthümer u. erschien dann wieder in der Unterpfalz, um diese gegen die verfolgenden Spanier u. Tilly zu decken. Da erschien plötzlich Mansfeld unerwartete Hülfe, denn die Stände Niedersachsens protestirten nicht nur gegen das willkürliche Verfahren des Kaisers u. bes. der Spanier, sondern König Christian IV. von Dänemark, der Administrator von Halberstadt u. die Herzöge von Braunschweig rüsteten sich. Herzog Christian von Braunschweig zog dem Grafen Mansfeld nach der Niederpfalz zu Hülfe, plünderte die Hochstifter Minden u. Hildesheim, eroberte Amöneburg im Mainzischen, mußte aber bei dem Anzug Tillys sich nach Westfalen in die Winterquartiere zurückziehen. Nun erschien auch Friedrich von der Pfalz, der bisher im Haag gelebt hatte, wieder bei Mansfelds Heere, dieses schlug am 19. April 1622 ein baierisches Corps bei Wiesbach u. eroberte Ladenburg mit Sturm. Mansfelds Erfolge hoben den Muth auch der anderen protestantischen Fürsten. Markgraf Georg Friedrich von Baden-Durlach zog ihm zu Hülfe, wurde aber am 26. April 1622 von Tilly bei Wimpfen geschlagen. Die Badener fochten mit ausgezeichneter Tapferkeit, u. 400 Männer aus Pforzheim, unter Anführung ihres Bürgermeisters, weihten sich dem Heldentode, um den Rückzug des Markgrafen zu decken. Mit Mühe erreichten die Trümmer seines Heeres Mansfeld. Gleiches Unglück traf den Herzog Christian von Braunschweig, welcher bei Höchst, wo ihn Tilly u. Cordova ereilten, mit Verlust des halben Heeres über den Main getrieben wurde. Mit Mansfeld vereinigt, zog er nach Elsaß, wo die Protestanten Bergzabern belagerten.

Um diese Zeit verwendeten sich die Könige von England u. von Dänemark lebhaft für die Wiedereinsetzung Friedrichs in die Kur, aber der Kaiser erklärte, daß, so lange der Kurfürst noch unter den Waffen stehe, hieran nicht zu denken sei. Friedrich von der Pfalz hob daher die Belagerung von Bergzabern auf, entließ am 22. Juli den Grafen Mansfeld u. den Herzog Christian u. reiste nach Holland, um den Verlauf der Unterhandlungen abzuwarten. Diese brach aber der Kaiser sogleich, nachdem er seinen Zweck erreicht hatte, mit der Bemerkung ab, daß diese Sache nur auf einem Reichstage entschieden werden könne. Tilly eroberte nun am 6. Sept. Heidelberg mit Sturm, unterwarf ohne große Mühe die Pfalz u. drückte im Verein mit den Spaniern die kleineren protestantischen Reichsstände in jener Gegend auf alle Weise. Mansfeld u. Christian zogen durch Lothringen nach Holland, schlugen sich am 29. Aug. bei Fleurus, wo Christian schwer verwundet wurde, mit 25,000 M. durch die spanische Armee des Generals Cordova durch, doch so, daß nur 13,000 M. Breda erreichten, u. traten in die Dienste der Republik Holland. Ferdinand II. beharrte in seiner Politik u. belehnte am 15. Febr. 1623 laut Reichstagsbeschluß den Herzog Maximilian mit der Kur u. der Pfalz, jedoch mit der Clausel, daß weder die Kinder, noch die Agnaten Friedrichs dadurch in ihren Rechten gekränkt werden sollten, sondern daß das, was ihnen durch Vergleich od. Rechtsspruch zugesichert werden würde, ihnen nach Maximilians Tode auch ausgeliefert werden solle. Nur Kurbrandenburg erhob Protest gegen diesen Act, nachdem der Kaiser den Kurfürsten von Sachsen, Johann Georg; durch Verpfändung der Oberlausitz für die gehabten Kriegskosten von 7 Mill. Gulden beschwichtigt hatte. Ohne Aussicht auf energische Unterstützung der uneinigen Stände der Niederlande, wendeten sich Herzog Christian u. Mansfeld, jener nach den Stiften Hildesheim u. Halberstadt, dieser nach Ostfriesland, wo sie neue Werbungen anstellten. Herzog Christian, zum Oberfeldherrn des Niedersächsischen Kreises, des einzigen, welcher noch Widerstand gegen die kaiserlichen Maßnahmen leistete, ernannt, bezog ein festes Lager bei Rinteln; aber als Tilly gegen Niedersachsen heranzog, beschlossen die niedersächsischen Stände aus einem Reichstage zu Lüneburg, die Truppen wieder zu entlassen. Christian von Braunschweig entließ die Truppen indessen nicht, sondern zog mit denselben nach Westfalen, um von dort nach Holland zu gelangen. Tilly holte ihn jedoch bei Stadt Loh im Münsterschen am 6. Aug. 1623 ein u. schlug ihn gänzlich. Die Herzöge Wilhelm von Sachsen-Weimar u. Friedrich von Sachsen-Altenburg, die unter Christian befehligten, wurden gefangen, u. blos einer kleinen Anzahl Truppen gelang es, mit Christian in die Niederlande u. von da unter dem Grafen Styrum nach Ostfriesland zu Mansfeld zu entkommen, der bei Stikhausen in einem festen Lager stand. Tilly zog sich nach Hessen zurück. Dem Grafen Mansfeld fehlte es aber an Sold, u. da seine Truppen das Land aussaugten, drangen die ostfriesischen Stände in ihn, das Heer zu entlassen, wozu sich der Graf gegen 300,000 Gulden, welche die Stände zahlten, bequemte. Tilly zog nun mit den liguistischen Armeen nach Baden u. vollzog den Spruch des Reichshofraths gegen den Markgrafen von Baden-Durlach (Confiscation seiner Länder für ihn u. seinen Vater u. Übergabe derselben an Baden-Baden) mit größter Strenge. Die Sache des Protestantismus schien sonach in Deutschland schon halb verloren; überall zogen die Jesuiten ein, um das Werk der Gegenreformation durchzuführen. Da richteten die bedrohten Glaubensgenossen im Norden Deutschlands ihren Hülferuf an das Ausland. Frankreich, welches mit Eifersucht die steigende Macht des Hauses Österreich sah, war aus politischen Gründen einem Bündniß mit den Protestanten, die es im eigenen Lande verfolgte, nicht abgeneigt, u. König Jakob I. von England machte endlich ernste Anstalten, um seinem Schwiegersohn, Friedrich von der Pfalz, zur Wiedererlangung seiner Rechte behülflich zu sein. Auf einem Kreistage im April 1625 zu Lüneburg unterhandelten also die niedersächsischen Stände mit Holland, England u. Frankreich um Subsidien. Die Könige von Dänemark u. Schweden, Christian IV. u. Gustav Adolf, bewarben sich beide um die Vertheidigung Niedersachsens; man nahm endlich den Schutz des Ersteren[311] an, der mehr als sein Nebenbuhler bot, u. König Christian IV. von Dänemark wurde, durch englische Subsidien unterstützt, Kreisoberster von Niedersachsen. Die Herzöge von Mecklenburg u. Braunschweig vereinigten sich mit ihm, u. bald war ein Heer von 60,000 Mann zusammen; zugleich zogen Herzog Christian u. Graf Mansfeld mit ihren in Frankreich u. den Niederlanden geworbenen Truppen durch Westfalen heran.

IV. Theilnahme des Auslandes am Kriege. Kampf Christians IV. mit der Ligue (1625–1627). Die drohende Haltung der verbundenen Fürsten machte für den Kaiser Gegenmaßregeln nöthig; aber es widerstrebte seiner Herrschsucht von der Ligue abhängig zu sein u. derselben Concessionen zu machen. Daher nahm er das Erbieten seines Generals Albrecht von Wallenstein an, ihm ohne alle Kosten eine Armee aufzustellen, zu welcher der Kaiser blos den Namen hergeben sollte. Drei böhmische Kreise wurden Wallenstein als Werbedistricte angewiesen, u. bald darauf standen 20,000, später 30,000 Mann unter den Waffen. Die Ausrüstung geschah auf seine u. seiner Freunde Kosten, er besetzte die Offizierstellen selbst u. versprach dem Kaiser, auch für den Unterhalt der Armee zu sorgen, wenn er sie bis auf 50,000 Mann vermehren dürfe. Mit mehr als 30,000 Mann trat Wallenstein, zum Generalissimus ernannt, schon im Juni 1625 seinen Marsch gegen Niedersachsen an. Christian IV. brach unterdessen über Bremen gegen Hameln auf. Ihm entgegen rückte von Westen her Tilly mit der liguistischen, von Süden aus Wallenstein mit der kaiserlichen Armee. Christian IV. entsendete den Grafen Mansfeld mit 12,000 Mann auf das rechte Elbufer, um Schlesien zu bedrohen u. so die Theilung der Feinde zu bewirken, hielt sich aber nun für zu schwach, um es mit Tilly aufzunehmen; er zog sich daher nach Bremen zurück. Tilly belagerte Nienburg vergebens, schlug aber die Dänen bei Hannover, während Wallenstein Göttingen eroberte u. das Magdeburgische besetzte. Die bedrängten Stände Niedersachsens unterhandelten in Folge dessen in Braunschweig wegen des Friedens, verwarfen aber die harten Bedingungen, welche Tilly u. Wallenstein stellten. In der Hoffnung, daß die Eifersucht der beiden Feldherrn, die auf gespanntem Fuße lebten, ihm zum Siege verhelfen würde, begann Christian IV. den Krieg von Neuem. Tilly zog aber Verstärkungen an sich u. schlug die Dänen bei Lutter am Barenberg am 27. August 1626 gänzlich, eroberte alle festen Plätze diesseit der Elbe, bis auf Wolfenbüttel, welches die Dänen, ungeachtet der Herzog Friedrich Ulrich von Braunschweig im Winter Frieden schloß, besetzt hielten, u. Christian IV. wich im Oct. bis Stade zurück. Der liguistische General Fürstenberg eroberte im Juli 1627 Nordheim, u. Tilly selbst ging bei Blekede über die Elbe, bemächtigte sich Lauenburgs, u. auf dem rechten Ufer dieses Stroms vordringend, vertrieb er den König aus Boitzenburg. Im Juni 1625 hatte die kaiserliche Armee unter Wallenstein Böhmen verlassen u. war langsam durch Franken u. Hessen nach Niedersachsen gezogen. Wallenstein sollte sich mit Tilly vereinigen, aber er vermied dies u. bezog in dem Halberstädtschen u. Magdeburgschen Winterquartiere. Nach der Eroberung Göttingens u. mehrern andern Gefechten nahm Wallenstein im Jan. 1626 sein Hauptquartier in Aschersleben u. legte bei Roßlau unweit Dessau einen Brückenkopf an. Dieser wurde von Mansfeld im April völlig belagert, bis Wallenstein mit seiner Hauptmacht im Stillen heranzog, am 15. April hervorbrach u. Mansfeld eine völlige Niederlage beibrachte. Mansfeld zog sich nach Brandenburg, wo er sich durch Verstärkungen, die ihm Herzog Johann Ernst von Weimar zuführte, u. durch englische Hülfe wieder bis auf 25,000 Mann ergänzte. So brach er Mitte Juli 1626 nach Oberschlesien auf, um sich dort mit Bethlen Gabor zu vereinigen u. eine Demonstration gegen die kaiserlichen Erbstaaten zu machen. Er gewann Wallenstein, der ihn mit 30,000 Mann durch die Lausitz folgte, einige Märsche ab u. zog über Krossen, Glogau, Breslau u. Oppeln nach Jablunka, wo er sich, um Bethlen Gabor zu erwarten, verschanzte, während Johann Ernst von Weimar Mähren durchzog u. selbst in Böhmen einfiel. Wallenstein griff sein Lager mehrmals vergeblich an; da indeß die ungarische Hülfe ausblieb, so ließ Mansfeld den Herzog von Weimar in Schlesien zurück u. brach selbst im September nach Ungarn auf, um Bethlen Gabor entgegen zu gehen. Wallenstein folgte ihm auch dahin. Von Bethlen Gabor im Stich gelassen, entließ Ernst sein Heer u. ging nach Venedig. Auf dem Wege von da nach England erkrankte er u. starb am 20. Nov. 1626 unweit Zara, der Herzog Johann Ernst von Weimar aber zu St. Martin am 4. Dec. 1626.

Wallensteins Heer, welches in Ungarn durch die Pest 25,000 Mann verloren hatte, ergänzte sich auf der Insel Schütt durch neue Werbungen bis auf 40,000 Mann u. brach im Juni 1627 gegen Schlesien auf, wo Christian Wilhelm von Brandenburg u. der Graf Thurn das Heer der Protestanten befehligten. Das kleine protestantische Corps zog sich nach der Neumark, wo es im Herbst 1627 bei Friedberg von dem kaiserlichen Oberst Pechmann mit 7000 Mann zersprengt wurde. Pechmann blieb, Thurn floh nach Schweden, Christian Wilhelm aber zu Bethlen Gabor. Anfangs August rückte Wallenstein über Jüterbogk u. Havelberg nach Mecklenburg; der Markgraf von Baden, der dort ein kleines dänisches Heer befehligte, zog sich eilig über Wismar nach Holstein zurück u. die Kaiserlichen besetzten Mecklenburg, u. um Holstein u. Schleswig zu unterwerfen, zog Tilly vor Pinneberg, Wallenstein aber auf Steinburg u. Wagrien, Tilly deckte durch eine Aufstellung bei Bremen Wallensteins linke Flanke gegen die Niederländer, u. Wallenstein unterwarf im Sommer 1627 Holstein. General Schlick schlug den Markgraf von Baden am 25. Sept. 1627 in Wagrien u. nahm sein Corps gefangen. Itzehoe wurde noch im September u. Breitenburg am 1. October erstürmt, Rendsburg, Flensburg u. Kiel fielen in die Hände der Kaiserlichen. Christian IV. aber floh nach den dänischen Inseln. Pommern u. die Mark mußten kaiserliche Besatzungen aufnehmen. Auf Wallensteins Betrieb wurden nun die Herzöge von Mecklenburg als Bundesgenossen Dänemarks in die Reichsacht gethan u. ihrer Länder für verlustig erklärt, Wallenstein aber, durch einen gegen Recht u. Herkommen streitenden Act des Kaisers, im Jan. 1628 mit ihren Ländern belehnt. Nur eine Stadt im Norden des Reichs trotzte noch der kaiserlichen Macht. Es war Stralsund, welches sich weigerte, die ausgeschriebene Contribution von 150,000 Thlrn. zu zahlen[312] od. 5000 Mann unter Torquato Conti u. Isolani als Besatzung einzunehmen. Endlich verstand sich die Stadt dazu, die Insel Dänholm, nahe bei dem Hafen, einzuräumen u. 30,000 Thlr. zu zahlen, jedoch sollte erstere nicht verschanzt werden. Da dies aber doch geschah, so schnitten die Stralsunder alle Zufuhr ab u. nöthigten die Kaiserlichen, Dönholm im April 1628 wieder zu verlassen. Wallenstein concentrirte daher sein Heer daselbst u. befahl dem General Arnim die Belagerung im Mai mit 8000 Mann zu unternehmen. Zwei Überfälle am 16. u. 23. Mai mißglückten, ebenso ein Überlistungsversuch. Am 25. kam Oberst Holcke mit 4 dänischen Compagnien in Stralsund an; das kaiserliche Belagerungscorps wurde nach u. nach auf 17,000 Mann verstärkt. Wallenstein übernahm selbst das Commando u. schwor, er müsse Stralsund haben u. wenn es mit Ketten am Himmel hinge; dennoch mußte er im Aug. 1628 die Belagerung aufheben. Eine im Sept. von den Kaiserlichen erneuerte Belagerung wurde bald, als sich Stralsund in schwedischen Schutz begab, wieder aufgehoben. Nach mehreren vergeblichen Versuchen, sein Übergewicht wieder herzustellen, trat Christian IV. am 12. Mai 1629 in Lübeck mit Wallenstein, dem es um Fernhaltung der Dänen von seinem jüngst erworbenen Herzogthum zu thun war, in Friedensunterhandlungen. Der Friedensschluß umfaßte den König von Dänemark, den Kaiser u. die Ligue, nicht aber die Bundesgenossen Dänemarks. Christian IV. erhielt alle Länder zurück, versprach dagegen sich blos als Herzog von Holstein um die deutschen Angelegenheiten zu kümmern u. erkannte Wallenstein als Herzog von Mecklenburg an; ein Versuch, auch Schweden in diesen Frieden einzuschließen, mißlang durch das schnöde Benehmen Wallensteins gegen die schwedischen Gesandten.

V. Neue Unruhen wegen des Restitutionsedicts, Erscheinen der Schweden, bis zum Frieden von Prag, 1629–1635. Schon auf dem Fürstentag in Mühlhausen, im Oct. 1627, war von den Katholiken die Herausgabe aller von den Protestanten seit dem Augsburgischen Religionsfrieden eingezogenen katholischen Stifter beantragt worden, jetzt glaubte Ferdinand II. zu solchem Gewaltschritt seine Macht fest genug gegründet u. erließ am 6. März 1629 das Restitutionsedict. In diesem Edict befahl er allen Besitzern geistlicher Stifter, diese bei Strafe der Reichsacht herauszugeben. Als solche waren genannt: die Erzbisthümer Bremen u. Mageburg, die Bisthümer Augsburg, Minden, Verden, Halberstadt, die Hildesheimer Ämter, Lübeck, Ratzeburg, Meißen, Merseburg, Naumburg, Brandenburg, Havelberg, Lebus u. Kamin, u. sehr viele Klöster u. Abteien. Mit Restituirung des Bisthums Augsburgs wurde der Anfang gemacht. Vergebens protestirten Sachsen, Braunschweig, die Städte Strasburg u. Magdeburg, u. diese Stadt wurde, als sie sich weigerte, Wallenstein für die Befreiung von der kaiserlichen Garnison 200,000 Thlr. zu zahlen, im April 1629 blockirt u. später belagert. Da aber die Hansestädte sich ihrer annahmen, hob Wallenstein die Blockade am 29. Sept. auf. Inzwischen äußerte sich die Sehnsucht nach dem Frieden immer lauter, da die geworbenen Heere Wallensteins u. Tillys in Feindesland ein räuberisches Unwesen trieben, Recht u. Besitz in Frage stellten u. Handel u. Verkehr zu Grunde richteten. Anders dachte Ferdinand II. Auf dem Kurfürstentag in Regensburg im Juni 1630 wurde vom Kaiser Krieg mit Schweden, Verweigerung der Gnade an Friedrich V. von der Pfalz, Herausgabe der von Holland besetzten Provinzen Westfalens u. eifrige Fortsetzung des Kriegs verlangt. Aber die Kurfürsten weigerten sich dem Kaiser zu willfahren, so lange nicht Wallenstein u. sein räuberisches Heer entlassen wäre. Pommern gab den durch dasselbe erlittenen Schaden auf 10, Brandenburg auf 20, Hessen auf 7 Mill. Thlr. an. Auch das Haupt der Ligue, der Kurfürst von Baiern, war schwierig geworden; er fürchtete, von dem Minister Frankreichs, dem Cardinal Richelieu, mißtrauisch gemacht, der Kaiser möchte sich Wallensteins bedienen, um die Ligue zu vernichten u. die Rechte der Kurfürsten selbst anzutasten. So sah sich der Kaiser genöthigt, ungern u. ohne Gutheißen, wie er sagte, das ganze zuletzt über 100,000 Mann starke Heer bis auf 40,000 Mann u. Wallenstein selbst zu entlassen. Über dies u. das über 40,000 Mann starke Heer der Ligue erhielt Tilly als Generallissimus den Oberbefehl. Inzwischen wartete Gustav Adolf, König von Schweden, der durch die Nichtachtung seiner Gesandten in Lübeck u. durch die kaiserliche Verweigerung des Königstitels beleidigt worden war, den Ausgang des Regensburger Reichstags nicht ab, welcher erst im Oct. 1630 den Reichskrieg gegen Schweden beschloß, sondern landete, nachdem er einen sechsjährigen Waffenstillstand mit Polen geschlossen hatte, am 24. Juni 1630 auf der Küste vor Usedom, mit 15,000 Mann, warf daselbst Schanzen auf u. rückte später nach Stettin vor, das ihm im Juli 1630 nach einer persönlichen Zusammenkunft mit dem Herzog von Pommern geöffnet wurde. Die Schweden eroberten Kamin u. Stargard u. schüchterten den kaiserlichen General Torq. Conti, welcher in Pommern befehligte, so ein, daß sich dieser aus seinem festen Lager bei Garz nicht hervorwagte. Im Oct. wendete sich Gustav Adolf gegen Mecklenburg u. bezwang im Winter 1631 ganz Pommern bis auf Kolberg u. Greifswald. Conti zog sich mit 12,000 Mann in die Mark Brandenburg zurück u. übergab dort das Commando dem Graf Schauenburg. Dieser bat nun Tilly dringend um Hülfe.

Tilly stand damals in Niedersachsen, um Magdeburg, das sich dem Restitutionsedict widersetzte u. den Markgrafen Christian Wilhelm von Brandenburg, seinen alten Administrator, aufgenommen hatte, zu bezwingen. Er führte gegen Letztern u. gegen den Herzog Franz Karl von Lauenburg, welcher den Schweden ein kleines Heer bei Hamburg gesammelt hatte, den kleinen Krieg, ließ Letztern in Ratzeburg von dem General Pappenheim aufheben u. nahm das befestigte Neuhaus. Im Jan. 1631 vereinigte sich Tilly, 20,000 Mann stark, mit den Resten der Schauenburgschen Armee in Frankfurt a. d. Oder u. brach dann am 5. Febr. von dort über Alt-Brandenburg gegen Pommern auf, um Kolberg u. Demmin zu entsetzen. Neu-Brandenburg, welches der schwedische Oberst Kniphausen besetzt hielt, wurde erstürmt u. die Besatzung niedergehauen, da aber Tilly hörte, daß Demmin u. Kolberg sich den Schweden ergeben hatten, kehrte er gegen die Elbe zurück. Um Magdeburg u. hauptsächlich die Stelle eines Administrator seinem Sohne zu retten, versammelte der Kurfürst Johann Georg[313] von Sachsen einen großen Theil der protestantischen Reichsstände im Febr. 1631 zum Leipziger Convent, u. dieser, durch die Fortschritte Gustav Adolfs in Pommern u. durch die Allianz, welche derselbe am 13. Jan. 1631 in Beerwalde mit Frankreich geschlossen hatte (nach welcher Schweden 36,000 Mann in Deutschland unterhalten u. dafür von Frankreich 400,000 Thlr. Subsidien erhalten sollte) ermuthigt, ersuchte den Kaiser in einem gemeinschaftlichen Schreiben, das Restitutionsedict aufzuheben, die kaiserlichen Besatzungen aus ihren Festungen u. Residenzschlössern zurückzuziehen u. die Executionen aufzuheben; im Fall der Noth sollte eine Armee von 40,000 Mann aufgestellt werden. Mit seiner Hauptmacht rückte nun Gustav Adolf, während General Baner zum Schutze des Lagers bei Schwedt u. der Oderbrücken zurückblieb, in 2 Colonnen aus dem Lager von Schwedt gegen Frankfurt, das er am 3. April mit Sturm nahm, dann gegen Berlin u. zwang den Kurfürsten von Brandenburg, welcher die Neutralität aufrecht erhalten wollte, durch Besetzung dieser Stadt zur Einräumung Spandaus u. Küstrins. Die Fortschritte der Schweden erfuhren inzwischen eine Hemmung durch den Fall Magdeburgs, welches Gustav Adolf zu entsetzen dachte. Mit Glück hatten die Truppen des neuen Administrators, des Markgrafen Christian Wilhelm von Brandenburg, sich in Schönebeck den Winter hindurch gegen Pappenheim gehalten, bis am 30. März Tilly, von Pommerns Grenze zurückkommend, mit der ganzen Armee vor Magdeburg erschien u. den Administrator u. den ihm von Gustav Adolf gesandten schwedischen Oberst Falkenberg nöthigte, sich auf die Vertheidigung der Festung zu beschränken. Zwar brach Tilly mit dem größten Theile des Heers zum Entsatz von Frankfurt a. d. O. auf, aber schon in Brandenburg erfuhr er den Fall dieser Stadt u. kehrte sogleich um. In Magdeburg war unterdessen die Garnison schwierig; sie desertirte haufenweise u. zählte nur noch 2000 Mann Fußvolk u. einige 100 Reiter. Die Bürger, obwohl guten Geistes, waren uneinig. Pappenheim rückte, nachdem die Vorstädte angezündet worden waren, am 23. April mit 5 Regimentern auf das rechte Elbufer u. eröffnete in den Trümmern der Neustadt Laufgräben. Tillys Versuche, die Magdeburger zur Capitulation zu bewegen, scheiterten an ihrem protestantischen Eifer u. ihren Entsatzhoffnungen. Die Nähe der Schweden nöthigte Tilly, einen Sturm zu wagen od. abzuziehen. Er nahm deshalb seine Zuflucht zu einer Kriegslist. Am 9. Mai schwiegen die kaiserlichen Geschütze, mehrere Batterien wurden abgeführt u. in der Nacht auf den 10. herrschte eine tiefe Stille in dem Lager. Viele Bürger u. Soldaten verließen, an die Aufhebung der Belagerung glaubend, ihre Posten, u. die Wälle waren fast leer: als den 10. Mai Morgens um 7 Uhr auf 4 Seiten zugleich gestürmt wurde. Pappenheim erstieg die neustädtsche Seite; Falkenberg eilte vom Rathhause herbei, wurde aber von einer Kugel getödtet. Nach hartnäckigem Widerstande waren um Mittag alle Werke in den Händen der Kaiserlichen u. Tilly gab die Stadt seinen rohen Kriegsschaaren Preis, welche bis auf einige Kirchen u. 150 Hütten an der Elbe niedergebrannt wurde. 30,000 Menschen jedes Geschlechts u. Alters fanden ihren Tod, u. erst als am 13. Mai Tilly seinen Einzug in die Ruinen hielt, fanden die noch Lebenden, meist in dem Dom verborgnen, Gnade. Der Administrator war verwundet in Gefangenschaft gerathen.

Das Schicksal Magdeburgs erfüllte das protestantische Deutschland mit Entsetzen. Der Kurfürst von Brandenburg, von Angst erfüllt, forderte Spandau zurück, aber der König von Schweden erklärte ihm, daß jetzt von keiner Neutralität mehr die Rede sein könne, u. Spandau blieb vermöge Vertrags vom 11. Juni in schwedischen Händen, Küstrin wurde zur Disposition der Schweden gestellt, u. der Kurfürst zahlte monatlich 30,000 Thlr. Subsidien an den König. Der Kurfürst von Sachsen ermahnte zwar die Mitglieder des Leipziger Bundes zum Ausharren, verweigerte aber das Bündniß mit Schweden beharrlich. Der Kaiser, durch Magdeburgs Eroberung noch hartnäckiger gestimmt, cassirte indessen die Beschlüsse des Leipziger Convents u. befahl die strengste Ausführung des Restitutionsedicts in Württemberg u. Niedersachsen. Der General Graf Fürstenberg rückte nach Schwaben u. Franken, Tilly sendete Truppen nach Bremen, zog mit der Hauptmacht nach Thüringen u. schickte von Mühlhausen aus einen Abgeordneten an den Landgrafen von Hessen mit der Aufforderung, seine Truppen zu entlassen, kaiserliche Garnison in Kassel u. Ziegenhain einzunehmen u. Contributionen zu zahlen, was der Landgraf aber abschlug. Tilly stand eben in Begriff Hessen mit Krieg zu überziehen, als der Hülferuf Pappenheims ihn erreichte. Gustav Adolf, welcher nach dem Fall von Greifswald sein Heer concentrirte, nahm darauf Tangermünde, Baner eroberte Havelberg u. Beide bedrohten die Stellung Pappenheims. Gustav Adolf, von Tillys Anmarsch unterrichtet, bezog, durch 8000 neuangekommene Schweden u. 6000 Engländer verstärkt, bei Werben am 11. Juli ein festes Lager, schlug am 17. Juli die Tillysche Vorhut bei Wollmirstädt, zog sich dann aber wieder in sein Lager zurück, da er, um die Hälfte schwächer als sein Gegner, keine Schlacht wagen wollte. Vergeblich suchte Tilly den König zur Schlacht zu bringen u. stürmte am 27. Juli das schwedische Lager. Der Angriff mißglückte, u. da ein Corps Schweden oberhalb Tangermünde über die Elbe setzte u. den Kaiserlichen die Zufuhr abschnitt, so ging Tilly am 30. Juli nach Tangermünde u. am 11. Aug. nach Magdeburg zurück. Unterdessen hatten die Herzöge von Mecklenburg ihr Land mit Hülfe Schwedens wieder in Besitz genommen, u. auch Landgraf Wilhelm von Hessen-Kassel erklärte sich jetzt öffentlich für Gustav Adolf, obgleich von dem Fuggerschen Corps, der liguistischen Armee u. den aus Franken nach Fulda vorrückenden Fürstenbergschen Truppen bedroht. Fürstenberg zog Tilly an sich u. brach nun, 40,000 Mann stark, am 18. Aug. 1631 von Eisleben nach Halle auf, um den Kurfürsten von Sachsen, von dessen Entscheidung der Ausgang des Krieges zum größten Theile abhing, zu zwingen, entweder seine Truppen (18,000 Mann) abzudanken od. sich für den Kaiser zu erklären u. sich gegen den Reichsfeind zu wenden. Der Kurfürst stand in einem festen Lager bei Torgau u. räumte bis auf Leipzig die sächsischen Städte. Tilly rückte vor, besetzte u. plünderte Merseburg, Weißenfels, Naumburg u. Zeitz u. erschien am 2. Sept. vor Leipzig, das sich nach kurzer Gegenwehr ergab. Es mußte die Plünderung mit 260,000 Thlrn. abkaufen. Noch vor dem Falle [314] Leipzigs trug Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen bei Gustav Adolf um ein Bündniß an, u. dieser schrieb dem Kurfürsten harte Bedingungen vor; als er aber nach der Nachricht von dem Falle Leipzigs sah, daß es Johann Georg ernst war, den Kampf aufzunehmen, verlangte er blos den Sold auf 1 Monat für seine Armee. Der König vereinigte sich nun am 4. Sept. bei Düben mit den Sachsen, ergriff, sogleich dem Wunsche des Kurfürsten von Sachsen folgend, die Offensive u. zog gegen Leipzig, wo Tilly sein Hauptquartier am 5. Sept. genommen hatte. Am 7. Sept. kam es unweit Leipzig, bei Breitenfeld zur Schlacht. Tillys Heer, 32,000 Mann, war zwischen Seehausen u. Widritsch aufgestellt u. zog sich links vorwärts nach Breitenfeld u. Lindenthal hin. Das Centrum befehligte Tilly, den rechten Flügel Fürstenberg, den linken Pappenheim; Letzter sollte mit 2000 Reitern Podelwitz, vor dem linken Flügel, u. das dortige Défilé über die Lober, jedoch nicht ernstlich, vertheidigen. Die Schweden erzwangen am 7. Sept. früh dies Défilé u. marschirten nun, 30,000 Mann, darunter etwa die Hälfte Sachsen, stark, in der Ebene von Podelwitz auf. Rechts befehligte Gustav Adolf u. Baner, in der Mitte Oberst Teufel, links Gustav Horn. Pappenheim hatte Podelwitz in Brand gesteckt u. griff gegen Befehl die Schweden noch im Aufmarschiren an; aber der Angriff mißlang, u. der linke Flügel floh gegen Halle, von Bauer verfolgt. Unterdessen hatte Tilly die Sachsen auf dem linken schwedischen Flügel aufgerieben u. fiel nun den Schweden in die linke Flanke; doch die leichtere Beweglichkeit der Schweden siegte. Baner, mit dem schwedischen rechten Flügel, nahm die Hauptbatterie der Kaiserlichen bei Widritsch u. brachte dieselben in die Flucht gen Leipzig. 8000 Mann waren geblieben, 3000 gefangen, viele versprengt u. das kaiserliche Geschütz erbeutet. Die Protestanten verloren 5000 Mann. Tilly, selbst 3 mal verwundet, entfloh mit den Trümmern seines Heeres über Halle nach Niedersachsen, um sich durch die dort befindlichen kaiserlichen Besatzungen zu verstärken. Der König folgte, um das schon so sehr mitgenommene Niedersachsen zu schonen, die Ligue zu schwächen, Tilly sich nachzuziehen u. seinen Bundesgenossen, den Franzosen, denen er nicht ganz traute, nahe zu sein, nur bis Halle u. wendete sich den 17. Sept. nach Franken u. dem Oberrhein, die beide wehrlos waren; der Kurfürst aber sollte, nachdem er Leipzig wieder genommen hatte, in Böhmen einfallen. Von Erfurt aus überschritt Gustav Adolf den Thüringer Wald, eroberte Schweinfurt am 2. October, stürmte den Marienberg bei Würzburg u. setzte, nachdem sich Würzburg selbst unterworfen hatte, eine Landesadministration, zur Hälfte aus Protestanten bestehend, nieder. Tilly hatte inzwischen an der Weser die kaiserlichen Besatzungen an sich gezogen, sich mit Fugger u. Aldringer vereinigt u. war nach Fulda gerückt, um eine neue Schlacht zu wagen. Doch erhielt er vom Kurfürst von Baiern Befehl, dies zu unterlassen. Er vereinigte sich zu Aschaffenburg mit 12,000 in Lothringen geworbenen Truppen, ging bei Seligenstadt über den Main u. rückte in die Bergstraße, um die Niederpfalz zu decken.

Unterdessen hatte sich Nürnberg den Schweden ergeben, Werthheim u. Rothenburg an der Tauber wurden erobert, u. die Armee des Herzogs Karl von Lothringen, der mit 17,000 Mann über den Rhein gegangen war, zerstreute sich ohne Gefecht. Der Bischof von Bamberg, ein eifriger Liguist, schloß mit den Schweden einen Neutralitätsvertrag, vermöge dessen er Geldzahlungen machte u. Forchheim u. Kronach einräumte. Am 1. Novbr. nahm Gustav Adolf Hanau u. brach mit 8000 M., Horn in Franken zurücklassend, am 9. Nov. von Würzburg auf, besetzte Aschaffenburg, Frankfurt u. Höchst u. den Mittelrhein. In Frankfurt kam der vertriebene Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz zu Gustav Adolf, u. der Landgraf Georg von Hessen-Darmstadt unterwarf sich. Landgraf Wilhelm von Hessen-Kassel hatte Vach, Minden u. Höxter erobert, die nächsten Stifter zur Unterwerfung gezwungen u. führte jetzt seine 10,000 M. den Schweden zu. In Mecklenburg hatte General Tott u. der Herzog Johann Albrecht Rostock, Dömitz u. im Jan. 1631 Wismar erobert u. Baner hielt mit 8000 M. Magdeburg blockirt. Gustav Adolf beabsichtigte nun einen Rheinübergang; schon war Herzog Bernhard von Weimar hinüber u. hatte Ehrenfels genommen: als das plötzliche Erscheinen Tillys vor Nürnberg am 18. Nov. den König bewog, der Bundesstadt zu Hülfe zu eilen. Da sich aber Nürnberg männlich gehalten hatte u. Tilly am 24. wieder abgezogen war, so führte Gustav Adolf seinen Plan aus u. überschritt den Rhein nach einem lebhaften Gefecht mit den Spaniern am 7. Dec. bei Oppenheim. Alle Städte wurden von den Spaniern u. Lothringern geräumt, Oppenheim capitulirte am 8., Mainz am 12., Königstein am 24. Dec., Manheim wurde durch Herzog Bernhard von Weimar überrumpelt u. am Schlusse des Jahres war die Pfalz, die Wetterau, der Rheingau u. ganz Kurmainz in schwedischen Händen. Das schnelle Vordringen der Schweden an den Rhein u. gegen Österreich u. Baiern, erregte Richelieus Argwohn, als wolle der König auch den Hugenotten in Frankreich über Lothringen u. Elsaß die Hand bieten. Richelieu machte daher den Kurfürsten von Baiern u. den geistlichen Kurfürsten den Vorschlag, sich von dem Kaiser zu trennen u. sich unter französischen Schutz zu begeben, wogegen er ihnen von Schweden völlige Neutralität verbürgte. Wirklich verwendete er sich bei Gustav Adolf lebhaft dafür, dem Kurfürsten von Baiern, mit welchem er 1624 ein geheimes Bündniß geschlossen hatte, die Neutralität zu gewähren. Der König stellte aber absichtlich harte Bedingungen, u. bald gab ihm ein aufgefangener Brief an Pappenheim den Beweis, daß der Kurfürst nur unterhandele, um Zeit zu gewinnen. In Franken hatte General Horn den Bischof von Bamberg wieder feindlich behandelt, weil dieser den Neutralitätsvertrag gebrochen hatte; er eroberte im Jan. 1632 Höchstädt u. besetzte am 1. Febr. Bamberg. Den entflohenen Bischof zu unterstützen, brach Tilly mit 20,000 M. aus der Oberpfalz, wohin er von Nürnberg gezogen war, auf, eroberte am 28. Febr. Bamberg u. nöthigte Horn zum Rückzug nach Schweinfurt. Gustav Adolf ließ nun einen Theil des Heeres unter Oxenstierna am Mittelrhein, er selbst brach mit der Hauptmacht am 5. März von Mainz auf, u. nachdem er sich in Kitzingen am 11. mit Horn, Herzog Wilhelm von Weimar u. Baner vereinigt hatte, folgte er Tilly nach der Donau. Baner hatte inzwischen um Magdeburg gekämpft, war zwar Anfangs 1632 vor Pappenheim von da nach Schönebeck zurückgewichen, als dieser aber, um Wolfenbüttel vor dem Herzog von Braunschweig-[315] Lüneburg zu schützen, bereits am 8. Januar von da gezogen war, hatte Baner Magdeburg besetzt. Herzog Wilhelm aber hatte am 11. Febr. Göttingen gestürmt u. am 17. Duderstadt besetzt. Pappenheim ging jetzt wieder über die Weser u. besetzte das Erzbisthum Bremen u. Stade. Als aber Ende Aprils der Herzog von Sachsen-Lauenburg sich mit dem schwedischen General Tott vereinigte, räumte Pappenheim Stade wieder u. ging nach dem Erzbisthum Bremen zurück. Auch der Herzog Eberhard III. von Württemberg trat um diese Zeit den Schweden bei. In Folge der durch Oraniens Erfolge bedrohten Niederlande räumten die Spanier die Pfalz. Alle Umstände vereinigten sich zu Gunsten der schwedischen Waffen. Am 21. März zog Gustav Adolf mit 45,000 M. in Nürnberg ein u. erneuerte mit der Stadt das Bündniß. Er wendete sich sodann, während Tilly bei Ingolstadt über die Donau ging, gegen Donauwörth, welches Maximilian Rudolf von Sachsen-Lauenburg ohne Gegenwehr räumte. Der König überschritt nun die Donau u. rückte an den Lech, wo Tilly u. der Kurfürst Maximilian von Baiern bei Rain ein festes Lager bezogen hatten; auch den Übergang des Lech erzwangen die Schweden am 5. April 1632, u. Tilly, bei dieser Gelegenheit durch eine Kanonenkugel am Knie verwundet, starb bald darauf. Der Kurfürst Maximilian zog sich in der Nacht zum 6. nach Ingolstadt zurück. Am 7. marschirten die Schweden auf beiden Lechufern gegen Augsburg, das sie am 11. besetzten, u. schlossen Ingolstadt ein. Doch wagte der König die Belagerung dieses Platzes nicht, sondern griff das offene Baiern an, um den Kurfürsten nachzuziehen; er nahm am 26. April den Paß bei Moosburg, am 27. Landshut u. zog über Freising am 7 Mai in München ein, aus welcher Stadt die kurfürstliche Familie u. alle Kostbarkeiten nach Salzburg gerettet worden waren. München wurde sehr mild behandelt, doch mußte es eine Contribution von 300,000 Thlrn. bezahlen.

Während dieser Ereignisse reinigte Baner Oberschwaben von den Feinden. Der Kurfürst von Sachsen hatte sich nach der Schlacht von Leipzig, Ende Sept. 1631, über Torgau nach der Niederlausitz gewendet, welche der kaiserliche General Tiefenbach mit 10,000 Mann brandschatzte. Dieser zog sich auf Befehl des Kaisers, welcher den Kurfürsten gewinnen wollte u. durch den spanischen Gesandten Unterhandlungen anknüpfen ließ, eiligst nach Schlesien u. Böhmen zurück. Der Kurfürst, die Unterhandlungen von der Hand weisend, brach Ende October in Böhmen ein, dessen kleinen Städte ihm sogleich die Thore öffneten, worauf auch das schwach besetzte Prag am 10. Nov. capitulirte. Das protestantisch gesinnte Landvolk erhob sich hierauf in Masse gegen die Kaiserlichen u. Katholiken. Kaiser Ferdinand II., ohne Armee, mit erschöpften Kassen u. schwierigen Ständen, sah jetzt mit Schrecken den Feind in seinen u. seiner Verbündeten Staaten. Zwar führten die kaiserlichen Generale Tiefenbach, Maradas u. Götz eine Armee aus Schlesien nach Böhmen, wo noch einige Tillysche Regimenter aus der Oberpfalz dazu stießen, aber Arnim zog ihnen von Prag aus entgegen u. warf sie Ende Novbr. bei Nimburg an der Elbe über diesen Fluß zurück.

In dieser Noth wendete der Kaiser seinen Blick auf Wallenstein. Aber erst nach langen Bitten ließ sich dieser, Ende Dec. 1631, bewegen, zu Znaim ein neues Heer für den Kaiser zu werben. Schon nach 3 Monaten hatte er eine Armee von 30,000 Mann zusammen, über welche er auf dringendes Verlangen im Febr. 1832 den Oberbefehl unter der Bedingung übernahm, daß Niemand, auch der Kaiser nicht, eine höhere Autorität als er beim Heer haben sollte u. daß weder Ferdinand II. noch ein österreichischer Prinz sich zu demselben begeben dürfe. Im April 1632 begannen die Operationen. Saatz, Kommotau u. Schlackenwald fielen bald wieder in kaiserliche Hände, u. am 3. Mai erschien Wallenstein vor Prag, das nur von 2 sächsischen Regimentern besetzt war, welche sich auf dem Hradschin, wohin sie sich zurückgezogen, ergeben mußten. Die sächsische Armee sammelte sich bei Leitmeritz, zog sich von dort nach Schlesien u. ließ Sachsen ohne Schutz. Wallenstein vereinigte sich nach der Eroberung Egers den 17. Juni mit dem Kurfürsten von Baiern bei Cham, während Maradas in die Lausitz einfiel, u. übernahm das Obercommando des gesammten Heeres, welches dem König von Schweden weit überlegen war. Dieser zog sich eilig gegen Nürnberg zurück u. bezog am 21. Juni ein festes Lager dicht bei der Stadt, Wallenstein lagerte sich am 6. Juli auf dem Altenberg. Nürnberg war mit ungeheuern Vorräthen versehen u. konnte eine lange Belagerung aushalten. Schon im Juli kamen einzelne schwedische Corps vom Main u. Rhein in Nürnberg an, u. am 16. August stießen die Herzöge von Weimar, der Landgraf von Hessen, Baner u. ein Theil der kursächsischen Armee, zusammen 36,000 Mann, unter Oxenstierna zum König, dessen Armee dadurch bis auf 70,000 Mann wuchs. Da Seuchen unter den Truppen ausbrachen u. die Vorräthe zusammenschmolzen, wagte der König am 21. Aug. einen Sturm auf das kaiserliche Lager, mußte aber nach einem Verlust von 2000 M. am Abend die Truppen wieder ins Lager ziehen. Die Unmöglichkeit einsehend, sich mit seinem durch Krankheiten decimirten Heere vor Nürnberg zu halten, brach er das Lager ab, zog bei dem Wallensteinschen Lager ungestört vorüber u. nahm bei Windsheim u. Neustadt an der Aisch eine Stellung. Auch Wallenstein hob am 13. Sept. mit seiner ebenfalls sehr reducirten Heeresmacht sein Lager auf, zog über Forchheim ins Bambergische, mußte jedoch 6000 Mann dem Kurfürst Maximilian zum Schutze Baierns zurücklassen. General Holcke rückte mit 6000 Mann in das Voigtland, u. ihm folgten verwüstend Gallas u. Wallenstein; sie zogen über Koburg nach dem Thüringerwalde. Auch Pappenheim wurde aus Niedersachsen zu der Hauptarmee berufen. Dieser hatte bisher mit General Gronsfeld in Westfalen u. Niedersachsen gegen den Herzog von Lüneburg u. den schwedischen General Baudissin den kleinen Krieg geführt, am 24. Sept. durch Gronsfeld Wolfenbüttel entsetzen lassen, welches von dem Herzoge von Braunschweig-Lüneburg belagert wurde, u. am 28. Sept. Hildesheim zur Übergabe gezwungen. Er rüstete sich gegen Hannover zu ziehen, als ihn Wallenstein berief, u. vereinigte sich mit diesem in der Mitte Octobers bei Weißenfels. Die Sachsen hatten unterdessen in Schlesien mit dem schwedischen Obersten Duval u. mit den Brandenburgern viele Fortschritte gemacht u. die Kaiserlichen unter Maradas u. Schaumburg zum Rückzug nach Breslau genöthigt. Am 27. Sept. erschien [316] Arnim vor dieser Stadt u. besetzte sie, da die kaiserlichen Generale sie räumten u. sich nach Oppeln zurückzogen. Fast ganz Schlesien war in Arnims Gewalt: als ein Befehl des Kurfürsten von Sachsen im October denselben mit der Armee nach Sachsen berief.

Der König von Schweden hatte nach dem Abzuge Wallensteins gegen Sachsen sein Heer in 3 Theile getheilt. Herzog Bernhard von Weimar zog nach Kitzingen, das 2. Corps unter Baner zum Schutze Württembergs nach Rothenburg, u. der König selbst zog mit dem Hauptcorps über Ansbach nach Nördlingen u. Donauwörth. Am 1. Octbr. eroberte er Rain wieder, welches von 6000 Italienern unter dem Infanten von Florenz zur Übergabe gezwungen worden war, u. schon machte er Anstalten, Ingolstadt noch einmal zu belagern: als ihn der Hülferuf des Kurfürsten von Sachsen bewog, sich nach Norden zu wenden. Über Nürnberg u. Arnstadt vereinte er sich mit dem Herzog Bernhard von Weimar, ging dann über Erfurt nach Naumburg u. verschanzte sich hier am 1. Nov. Die kaiserliche Armee lagerte während dessen bei Leipzig, welches am 22. u. 23. capitulirt hatte, u. schnitt die Sachsen bei Torgau von den Schweden ab. Wallenstein rückte dem König bis Lützen entgegen, legte aber seine Truppen in enge Cantonnirungsquartiere, da er glaubte, Gustav Adolf würde wegen vorgerückter Jahreszeit den Feldzug endigen. Er schien dessen so gewiß zu sein, daß er in den ersten Tagen des Novembers Pappenheim gegen den Rhein entsendete, um dem Kurfürst von Köln zu Hülfe zu eilen, der von den Holländern gedrängt wurde. Kaum erfuhr Gustav Adolf dessen Abmarsch, als er gegen Lützen aufbrach; am 6. November kam es hier zur Schlacht. Wallensteins rechter Flügel (unter Gallas u. Kronenberg) 32,000 Mann stark, lehnte sich an Lützen, der linke (unter Holcke) an den Floßgraben, im Centrum befehligten Schaffgotsch u. Schauenburg. Diese Stellung war noch mit Gräben befestigt, u. die Kriegsvölker standen ziemlich gedrängt. Etwa 1000 Schritte gegenüber stellte Gustav Adolf sein 27,000 Mann starkes Heer, wobei 10,000 Reiter, in 2 Treffen auf. Der linke Flügel (unter Herzog Bernhard von Weimar) streckte sich bis Lützen, der rechte (unter ihm selbst) über den Floßgraben hinaus, das Centrum commandirte Kniphausen, die Reiterei Fürst Ernst von Anhalt. 100 Geschütze waren, 26 der schwersten in eine Batterie vor dem linken Flügel vereint, 20 kleinere außerdem vor jedem Flügel, die übrigen Feldstücke einzeln vertheilt. Ein starker Nebel deckte die Gegend, als Gustav Adolf unter Trompeten- u. Paukenschall: Eine feste Burg ist unser Gott! anstimmen u. knieend beten ließ. Um 9 Uhr, als der Nebel fiel, gab er das Zeichen zum Angriff. Bis Mittags stand der Kampf auf dem kaiserlichen linken Flügel, da gelangten die Schweden über den Graben. Die Kanonen der Kaiserlichen wurden genommen u. 2 Quarrés gesprengt. Holcke warf sich mit seinen Kürassieren entgegen, die Artillerie wurde wieder erobert, allein jetzt jagten die schwedischen Schwadronen alles vor sich her. Die große Batterie der Kaiserlichen auf dem Windmühlenberge brachte dagegen den schwedischen linken Flügel in Unordnung u. zum Weichen. Gustav Adolf sprengte mit dem finnländischen Regimente dahin; weit eilte er voran, schon durch einen Musketier in den Arm verwundet, drehte er um, fiel aber, auf Kaiserliche stoßend, durch einen Schuß in den Rücken. Herzog Bernhard übernahm den Oberbefehl; die kaiserliche Batterie wurde genommen u. gegen die Fliehenden gekehrt. Der Sieg war für die Schweden schon entschieden, als Pappenheim, welchem Wallenstein einen Boten nachgesendet hatte, mit 8 Regimentern eintraf. Die Schlacht blieb verloren, u. Wallenstein floh mit fast nur 80 Mann nach Leipzig. Beide Theile hatten über 9000 Todte u. schwer Verwundete, unter den ersteren Gustav Adolf u. Pappenheim. Wallenstein ordnete nun seinen Rückzug nach Böhmen an, während Bernhard von Weimar Sachsen besetzte. Am Rhein hatte unterdessen der Kurfürst von Trier im Juni die überlästigen Spanier mit Hülfe der Franzosen aus seinen Staaten entfernt. Der schwedische General Horn nahm im Juli, aus Franken anrückend, Trarbach, eilte dann dem Herzoge von Württemberg zu Hülfe, schlug die Kaiserlichen unter Montecucculi am 16. Aug. bei Wiesloch, folgte ihnen den 21. Aug. bei Strasburg über den Rhein u. eroberte, nach achtwöchentlicher Belagerung, Ende Oct. Benfeld u. im Decbr. Schlettstadt u. Kolmar. Wiederum verlangte der in Schwaben mit 5000 Mann zurückgebliebene Gen. Baner, von Aldringer hart bedrängt, Horns Hülfe. Dieser mußte daher Elsaß aufgeben, u. kaum vermochten Horn u. Baner sich in Württemberg gegen die aus Böhmen verstärkten Kaiserlichen zu halten. Unabhängig von ihnen führte der schwedische General Baudissin am Niederrhein gegen den kaiserlichen General Gronsfeld den kleinen Krieg.

Gleich nach Gustav Adolfs Tode brachen Uneinigkeiten unter den protestantischen Fürsten Deutschlands aus. Der Herzog Ulrich von Braunschweig verlangte, daß die Schweden sein Land räumen sollten, u. lud die Stände des Niedersächsischen Kreises zu einem Kreistag nach Lüneburg ein; Sachsen u. Pommern schwankten u. wünschten Frieden mit dem Kaiser. Der schwedische Reichskanzler Oxenstierna aber verhinderte den Kreistag, erneute das Bündniß mit Frankreich u. that, von Brandenburg unterstützt, alles, um den Kurfürsten von Sachsen zur Fortsetzung des Kriegs zu bewegen. Im März 1633 hielten die oberdeutschen protestantischen Stände mit den französischen, englischen u. holländischen Botschaftern einen Convent zu Heilbronn, beschlossen die Fortsetzung des Kriegs, übertrugen dem schwedischen Kanzler die oberste Leitung desselben u. setzten die Erben des 1632 gestorbenen Kurfürsten von der Pfalz wieder in die Kur ein. Nachdem ganz Sachsen befreit war, zog Arnim mit den Sachsen u. Brandenburgern u. einem kleinen Corps Schweden unter dem Grafen Thurn nach Schlesien; Herzog Bernhard von Weimar führte einen Theil der schwedischen Armee nach Franken, u. der Feldmarschall Kniphausen u. der Herzog Georg von Braunschweig brachen nach Westfalen u. Niedersachsen auf. Die Kaiserlichen u. die Ligue verstärkten sich, jene in Böhmen, diese in Baiern, u. der König von Spanien ließ in Italien für den Kaiser werben. Herzog Bernhard von Weimar brach beim Beginn des Frühjahrs von 1633 aus Sachsen u. Thüringen in Franken ein, besetzte Kronach u. Bamberg, zerstreute die baierische Cavallerie unter Johann von Werth, rückte in die Gegend von Nürnberg u. an die Donau, vereinigte sich bei Donauwörth mit Horn, eroberte Eichstädt u. bezog hierauf beobachtend[317] ein verschanztes Lager auf dem Schellenberge, unweit Donauwörth. Eine Empörung seiner Truppen wegen rückständigen Solds hielt ihn von jeder weitern Unternehmung ab. Die Soldaten verweigerten nämlich so lange den Gehorsam, bis jedem Regimente eine Stadt od. mehrere angewiesen würden, in denselben den Sold zu erheben. Um sich die Mittel zur Befriedigung der Forderungen seiner Soldaten zu verschaffen, verlangte der Herzog die Bisthümer Bamberg u. Würzburg als fränkisches Herzogthum; Oxenstierna übergab ihm nach langer Weigerung die Bisthümer als schwedische Lehn. Durch große Geldsummen u. durch Vertheilung von Ländereien an die Offiziere beschwichtigte Bernhard den Aufruhr u. brachte die Truppen wieder zum Gehorsam. Die schwedische Armee theilte sich darnach in 3 Heerhaufen: der Rheingraf Otto Ludwig zog mit einem Corps nach Elsaß, Herzog Bernhard blieb an der Donau u. Horn wendete sich nach der Oberpfalz gegen Aldringer, wo er Neumark eroberte. Da aber die Kaiserlichen sich in Schwaben durch 14,000 Italiener unter dem Herzog von Feria verstärkten u. Württemberg bedrohten, zog Horn, sich nach Süden wendend, nachdem er Constanz vergeblich belagert hatte, den Pfalzgrafen Ludwig von Birkenfeld aus Elsaß an sich u. brach neben Aldringer u. Feria nach Stockach auf. Diese zogen sich aber durch den Breisgau nach Elsaß, wo sie das vom Rheingrafen belagerte Breisach entsetzten. Aber Horn folgte ihnen auch dahin u. nöthigte sie wieder zum Rückzuge. Herzog Bernhard überraschte unterdessen das schwach besetzte Regensburg, welches am 4. Novbr. 1633 capitulirte, ebenso Straubing u. ging bei Deggendorf über die Isar, obgleich Johann von Werth ihm den Übergang zu verwehren suchte. Da Wallenstein gegen Cham anrückte, zog er sich, um diesem eine Schlacht anzubieten, über die Isar u. Donau zurück.

Der kaiserliche Generalissimus war inzwischen nicht unthätig gewesen. Nachdem er sein nach der Lützener Schlacht versprengtes Heer in Böhmen reorganisirt hatte, zog er nach Schlesien, um die Sachsen, Brandenburger u. Schweden von da zu vertreiben. Arnim u. Thurn, die sich über den Oberbefehl nicht einigen konnten, thaten dort mit 24,000 Mann so gut wie gar nichts u. lebten zugleich mit den kaiserlichen Offizieren der Garnison in Glatz u. Neisse in dem besten Einverständniß. Wallenstein lagerte sich im Mai mit 40,000 Mann bei Münsterberg, zog dann gegen Schweidnitz u. schloß, nachdem er vergeblich zwischen Sachsen u. Schweden Uneinigkeit zu stiften versucht hatte, mit den Verbündeten einen Waffenstillstand auf 1 Monat. Während desselben fehlte es an Lebensmitteln, u. täglich verloren beide Armeen durch Krankheit u. Desertion. Eine Bewegung Wallensteins gegen die Lausitz veranlaßte Arnim, sich im Septbr. zum Schutze Sachsens nach Meißen zurückzuziehen. Graf Thurn blieb mit dem bis auf 3000 Mann geschmolzenen Schweden im Lager bei Sternau, wo er am 18. Sept. 1633 von Wallenstein eingeschlossen u. die Waffen zu strecken genöthigt wurde. Die Folge davon war, daß Wallenstein schnell ganz Schlesien eroberte, in die Lausitz eindrang, am 20. Octbr. Görlitz stürmte u. Bautzen nahm. Die von ihm ins Brandenburgische entsendeten Generale Götz u. Illo eroberten Frankfurt a. d. O. u. Landsberg im Octbr. Von der Verfolgung der errungenen Vortheile wurde Wallenstein abgehalten, da der Kaiser ihn gegen den bei Regensburg stehenden Herzog Bernhard von Weimar zu Hülfe rief. Er ließ die Generale Götz u. Schaffgotsch mit einem kleinen Corps in Schlesien u. zog mit der Hauptmacht durch Böhmen bis Cham. Der vorgerückten Jahreszeit wegen zogen es beide Feldherrn vor, Winterquartiere zu nehmen, Wallenstein in Böhmen, Bernhard von Weimar in Baiern. Arnim rückte, da der kaiserliche General Holcke, der im August von Böhmen aus Leipzig überfallen hatte, bei seiner Annäherung sich eiligst über Altenburg zurück zog, wieder nach Brandenburg u. belagerte Frankfurt, Bauer zog sich aber nach Niedersachsen. Auch dort u. in Westfalen hatten hatten 1633 Herzog Georg von Lüneburg u. der schwedische Feldmarschall Kniphausen mit den Schweden, der Landgraf Wilhelm von Hessen-Kassel mit den Hessen u. die kaiserlichen Generale Gronsfeld u. Merode den Festungs- u. kleinen Krieg geführt. Landgraf Wilhelm eroberte im April Paderborn, Kniphausen u. Herzog Georg belagerten lange Hameln; zu ihrer Hülfe erschien der Landgraf, aber auch der General Gronsfeld zum Entsatz der Stadt. Dieser ging am 26. Juni mit 16,000 Mann bei Minden über die Weser, die Schweden u. Hessen rückten ihm entgegen u. schlugen ihn am 28. Juni bei Oldendorf, worauf Hameln fiel. So war Ende 1633 der größte Theil Westfalens in schwedischen Händen.

Während des Winters von 1633–1634 ließ der Kaiser Wallenstein, welcher ihm von Tage zu Tage in Folge seines Ansehens beim Heere unbequemer u. gefährlicher wurde, angeblich wegen Einverständnisses mit dem Feinde, in die Acht erklären u. mit Illo, Terzky u. mehreren anderen seiner Anhänger am 25. Febr. 1634 in Eger ermorden. Der Verdacht lag allerdings nahe, daß Wallenstein, da es ihm um die Sache selbst, wofür gekämpft wurde, nicht zu thun war, seine Macht benutzen werde, um selbständige Eroberungen zu machen. Überhaupt hatte der Krieg um diese Zeit den Charakter eines Religionskrieges fast ganz verloren. Das vom confessionellen Gesichtspunkte durchaus unnatürliche Bündniß zwischen Frankreich u. Schweden war nur aus dem gemeinsamen politischen Zwecke, in Deutschland Eroberungen zu machen, erklärbar. Die Schweden gerirten sich als souveräne Beherrscher der eroberten Lande des Kaisers u. seiner Verbündeten, während die protestantischen deutschen Fürsten eine durchaus secundäre Rolle spielten. Frankreich trachtete nach den Grenzlanden in Deutschland, Italien u. den Niederlanden u. hatte seiner Lage wegen ein schwer wiegendes Interesse, die österreichische Herrschaft sowohl im Deutschen Reiche od. in Spanien zu schwächen. An Wallensteins Stelle trat der König von Ungarn, nachmals Kaiser Ferdinand III., unter ihm befehligte Gallas. Das Heer wurde im Winter sehr vermehrt, der Herzog Karl III. von Lothringen führte Hülfsvölker zu, u. aus Italien erschien der Statthalter von Mailand, der Cardinal Infant, mit 10,000 Mann. Durch kluge Anstalten der Generale Gallas u. Piccolomini wurde Herzog Bernhard abgehalten, Vortheile aus der Unordnung zu ziehen, welche bei der kaiserlichein Armee durch Wallensteins Tod entstanden waren ja sie nöthigten ihn sogar, die Belagerung von Kronach aufzuheben; das Hauptziel aber war die Eroberung [318] Regensburgs. Der schwedische General Horn war während des Winters 1633–1634 nach Oberschwaben gerückt u. hatte im März mehrere Vortheile erfochten; der Rheingraf eroberte im Elsaß Philippsburg u. schlug im März die Kaiserlichen bei Watenweiler. In Westfalen nahmen die Kaiserlichen im April. Holzminden u. Höxter, dagegen zwangen die Schweden den dortigen General Gleen die Belagerung von Koesfeld aufzuheben, nahmen Lünen u. Hamm u. drängten Gleen bis Münster zurück; später fiel auch Minden u. Hildesheim in braunschweigische Hände. In der Lausitz eroberte der Kurfürst von Sachsen Bautzen u. Görlitz; Arnim belagerte Zittau u. schlug den aus Schlesien anrückenden kaiserlichen Feldmarschall Coloredo am 13. Mai bei Liegnitz. Hierauf eroberte Arnim Glogau, stürmte Zittau u. zog dann im Juli mit Baner vereint nach Böhmen. Die kaiserlichen Generale Lamboy, Coloredo u. Maradas deckten Prag, u. die Verbündeten blieben bei Leitmeritz stehen.

Herzog Bernhard von Weimar war im April 1634 aus der Oberpfalz aufgebrochen u. hatte seine Armee nach Schwaben geführt Oxenstierna hatte die schwäbischen u. überhaupt die protestantischen Stände damals nach Frankfurt a. M. berufen, um mit ihnen u. dem französischen Gesandten sich über die weitere Führung des Krieges zu berathen. Bernhard ging selbst nach Frankfurt, um die Nothwendigkeit seines Marsches nach Schwaben darzulegen, aber er fand kein geneigtes Ohr u. brach deshalb im Mai wieder mit 20,000 Mann nach der Oberpfalz auf. Indessen zog der König von Ungarn mit 25–30,000 Mann gegen die Donau, um Regensburg zu belagern u. sich bei Donaustauf mit 8000 Baiern unter Aldringer zu vereinigen. Vor der Übermacht zog sich Bernhard in die Gegend von Neumark zurück u. wollte den Feldmarschall Horn aus Schwaben an sich ziehen, um Regensburg zu entsetzen. Dieser hatte im April Memmingen erobert u. belagerte jetzt Überlingen am Bodensee. Auf des Herzogs Vorstellung ließ er blos 4000 Mann vor dieser Stadt u. ging nach Augsburg. Während der Zeit belagerte Bernhard Forchheim vergeblich u. hoffte, daß die Kaiserlichen sich durch die, nach der Schlacht von Liegnitz gegen Böhmen vordringenden Sachsen u. Schweden verleiten lassen würden, die Belagerung von Regensburg aufzuheben. Aus diesem Wahne riß ihn die Eroberung Kehlheims durch Aldringer, aber er konnte allein Regensburg nicht entsetzen, u. Oxenstierna hatte während der Zeit Horn befohlen, in Schwaben stehen zu bleiben, da er ebenfalls durch Baners Einrücken in Böhmen die Aufmerksamkeit der Kaiserlichen auf dieses Land gelenkt zu haben glaubte, u. Baner überdies Befehl hatte, sich wo möglich mit Bernhard zu vereinigen. Aber Baner erschien nicht, u. Bernhard drang nun in Baiern vor, um Horn näher zu kommen u. die Kaiserlichen wo möglich von Regensburg abzuziehen; aber am 18. Juli 1634 ergab sich Regensburg den Kaiserlichen. Tags zuvor eroberten Bernhard u. Horn Landshut, bei welcher Gelegenheit Aldringer fiel. Der König von Ungarn, den Vortheil, welchen ihmdie Eroberung Regensburgs bot, benutzend, zog rasch die Donau hinauf, überschritt dieselbe, eroberte Donauwörth u. erschien am 20. August vor Nördlingen. Zum Entsatz zogen Bernhard u. Horn heran, überschritten die Donau bei Leichheim u. bezogen bei Bopfingen ein Lager, wo sie die Generale Kappe u. Kratz mit 5000 Mann abwarteten. Auf den Wunsch Bernhards u. gegen den Willen Horns kam es am 6. Septbr. zur Schlacht von Nördlingen, in der man um eine Höhe kämpfte, welche von den Kaiserlichen (36,000 Mann), die den Schweden zuvorkamen, besetzt u. hartnäckig vertheidigt wurde. Die Schweden (24,000 Mann) wurden total geschlagen u. verloren einen großen Theil des Heeres. Nur wenig Trümmern sammelte Herzog Bernhard von Weimar in Heilbronn u. Frankfurt a. M. In der allgemeinen Noth hoffte Alles auf Hülfe von Oxenstierna u. dieser wiederum kräftige Unterstützung von den evangelischen Reichsständen. Zunächst suchte er die zerstreuten Truppen in Deutschland zu sammeln. Herzog Georg von Lüneburg, der Landgraf von Hessen-Kassel u. Herzog Wilhelm von Weimar wurden mit ihren Corps nach Franken u. in die Wetterau entboten; Baner blieb bei Eger stehen, um die Kaiserlichen zu beschäftigen, der Kurfürst von Sachsen sollte Böhmen beunruhigen, der Herzog Bernhard u. der Rheingraf mit den Trümmern ihrer Armee wo möglich Württemberg beschützen. Nur theilweise wurden diese Anordnungen befolgt; der Kurfürst von Sachsen blieb ruhig in seinem Lande. Württemberg konnte nicht beschützt werden, da die Schweden sich weigerten, ohne Soldzahlung irgend etwas zu unternehmen. So ging Württemberg u. mit ihm die meisten oberdeutschen Mitglieder des Heilbronner Bundes für Schweden verloren. In dieser Verlegenheit machten Oxenstierna u. die noch übrigen protestantischen Fürsten Frankreich bestimmte Concessionen, wenn es ihnen thatsächliche Hülfe leiste. In Folge des am 28. December geschlossenen Bündnisses wurde Philippsburg den Franzosen übergeben, Breisach versprochen, Trier u. Elsaß jedoch nur für die Dauer des Krieges unter französischen Schutz gestellt. Dagegen versprach Richelieu den Krieg gegen Spanien zu beginnen u. 12,000 Mann über den Rhein den Verbündeten zu Hülfe zu schicken. Wirklich fielen die französischen Heere in Veltlin, Flandern u. Mailand ein u. Lavalette zog mit einem Heere über den Rhein, um sich mit Herzog Bernhard zu vereinigen; zugleich wurde Spanien von Frankreich der Krieg erklärt.

Gleich nach der Schlacht bei Nördlingen hatte sich das kaiserliche Heer getrennt. Der König von Ungarn unterwarf Württemberg; die Baiern zogen vor Augsburg, das im März 1635 capitulirte; der Herzog von Lothringen wandte sich gegen den Breisgau u. der Cardinal Infant nebst Piccolomini u. Isolani gingen nach Franken, besetzten u. eroberten dort alle Städte, außer Königshofen, im Januar 1635 Würzburg u. Koburg u. streiften selbst nach Hessen. Ein Versuch des Herzogs Bernhard, welcher von Schweden zum Obergeneral ernannt wurde, im Januar 1635 die kaiserlichen Winterquartiere zu überfallen, mißlang. Während der König von Ungarn die württembergischen Festungen belagerte, fiel ein liguistisches Corps unter Gronsfeld in der Pfalz ein, bemächtigte sich Heidelbergs u. belagerte das Schloß; als Herzog Bernhard aus der Wetterau zum Entsatz herbeieilte, ging der kaiserliche General Mansfeld aus dem Kölnischen bei Andernach über den Rhein u. besetzte die Wetterau. Herzog Bernhard vereinigte sich mit 12,000 Franzosen, entsetzte das Schloß Heidelberg,[319] bemächtigte sich der Stadt u. bezog dann die Quartiere in der Bergstraße; bei ihm blieben 6000 Franzosen. Der Einfall der Franzosen rettete auch Frankfurt a. M., das sich schon den Kaiserlichen unterwerfen wollte. Die schlimmste Folge der Schlacht von Nördlingen für die Schweden war aber die Aussöhnung des Kurfürsten von Sachsen mit dem Kaiser. Gegen Ende 1634 wurde der Pirnaische Vertrag zwischen beiden Mächten abgeschlossen, u. am 10. Mai 1635 der Friede in Prag (zwischen Sachsen u. dem Kaiser) unterzeichnet. Durch diesen wurde den Protestanten 40 Jahre lang der Besitz der katholischen Stifter gesichert, der postulirte Administrator, Prinz August von Sachsen, behielt das Erzstift, doch fielen die Ämter Querfurt, Dahme, Jüterbogk u. Burg an Sachsen, Brandenburg sollte aus den Stiftskassen jährlich 12,000 Thaler u. die Tillyschen Erben 400,000 Thaler erhalten; die Lausitz kam ebenfalls als böhmisches Lehen an Sachsen, Donauwörth erhielt seine Reichsfreiheit wieder. Alle evangelischen Stände wurden eingeladen, dem Prager Frieden beizutreten, jedoch mit Ausnahme Badens u. Württembergs, deren Länder im Besitz der Kaiserlichen waren, u. der Stände, welche unter Oxenstiernas Direction den Rath der Oberdeutschen Kreise bildeten. Aber eben diese Ausnahmen verhinderten eine allgemeine Aussöhnung, auch wollte Oxenstierna den Frieden nicht, indem derselbe nach den Verlusten, die seine Partei in Deutschland erlitten hatte, unmöglich günstig für Schweden ausfallen konnte. Mit Stolz schlug er die 21/2 Millionen Gulden, welche Sachsen den Schweden für den Beitritt zum Frieden bot, aus. Dem Frieden traten bei: der Kurfürst von Brandenburg, Herzog Wilhelm von Weimar, die Fürsten von Anhalt, die Herzöge von Mecklenburg, die von Braunschweig-Lüneburg, die Hansestädte u. die meisten Reichsstädte. Der Landgraf von Hessen-Kassel unterhandelte lange wegen des Beitritts, da er aber während des Krieges mehrere schöne Länder in Westfalen besetzt hatte, die er in Folge des Friedens herausgeben sollte, so blieb er noch bei Schweden. Zu allen diesen Unfällen der Schweden kam noch, daß der Waffenstillstand mit Polen ablief, welcher jedoch glücklicher Weise durch Richelieus Vermittelung unter der Bedingung, daß die Schweden Ostpreußen räumten, um 26 Jahre verlängert wurde.

VI. Vom Frieden in Prag bis zum Tode Herzogs Bernhard von Weimar (1635–1639). Anfang 1635 hatte Baner Oberdeutschland verlassen u. war nach dem Magdeburgischen gezogen, eben dahin kam im August 1635 Oxenstierna, da Baners Heer jetzt der Mittelpunkt des schwedischen Heeres war. Ihm folgte der Kurfürst von Sachsen, jetzt auf kaiserlicher Seite, mit 27,600 Mann. Oxenstierna ging, nachdem neue Friedensunterhandlungen gescheitert waren, Ende September 1635 mit einem Theil der Armee nach Wismar, ließ aber die zuverlässigsten Regimenter unter Baners Befehl im Braunschweigischen u. Hildesheimschen zurück, u. in Magdeburg blieb eine starke Besatzung unter dem General Lohhausen. Der schwedische General Rudven aber zog mit einem Corps ins Brandenburgische. Am 6. October erklärte Sachsen den Schweden förmlich den Krieg u. gab seinem Feldmarschall Baudissin (dem Nachfolger Arnims) Befehl, feindlich gegen Schweden zu verfahren. Der eine Theil seines Heeres unter General Vitzthum sollte Baner u. Rudven von einander trennen, der Kurfürst selbst marschirte mit dem übrigen Theil der Elbe hinab. Aber Baner vereinigte sich schnell mit Rudven, schlug am 22. Oct. die Sachsen unter General Baudissin bei Dömitz, nahm 2500 Sachsen gefangen, welche sogleich in schwedische Dienste traten, rückte dann nach Mecklenburg u. Pommern u. vereinigte sich im November mit dem General Torstenson, der ein schwedisches Corps aus Ostpreußen herbeiführte. Die Sachsen gingen bei Werben wieder über die Elbe u. rückten in das Brandenburgische. Mit ihnen verband sich, nachdem sie vor Baner im December zurückgegangen waren, ein kaiserliches Corps unter Marazini bei Fehrbellin. Auf dem Rückzuge erlitt im December 1635 der sächsische General Vitzthum, welchen Torstenson einholte, großen Verlust, u. Baner rückte in die Mark ein. Um dieselbe Zeit verlor Herzog Bernhard von Weimar Frankfurt a. M. u. Heidelberg an die Kaiserlichen, u. obgleich es dem Herzog u. Lavalette gelang, das seit dem Juli 1635 von Gallas belagerte Mainz zu entsetzen u. über den Rhein zu gehen, so konnte Bernhard doch weder Frankfurt wieder nehmen, noch sich mit dem Landgrafen von Hessen-Kassel vereinigen, sondern mußte im September über den Rhein u. bis Metz zurückgehen. Gallas folgte ihm, wandte sich dann aber mit seinem durch Krankheiten desorganisirten Heere nach dem Elsaß. Nun wurde Mainz nochmals von den Kaiserlichen belagert u. ergab sich im December, auch Frankenthal u. sonach fast ganz Oberdeutschland ging verloren. Von Metz aus unterhandelte Herzog Bernhard mit Frankreich u. schloß am 17. October 1635 den Vergleich zu St. Germain mit Richelieu, dem zu Folge er sich anheischig machte, gegen ein Hülfsgeld von 4 Millionen Franken 12,000 Mann Fußvolk u. 6000 Reiter für die Franzosen zu stellen, wofür ihm außer einem beträchtlichen Gehalt das Elsaß als französisches Lehen zugesichert wurde. Da aber diese Bedingungen von französischer Seite schlecht erfüllt wurden, so reiste der Herzog im Frühjahr 1636 selbst nach Paris, wo er die zugesagte Hülfe zu erlangen wußte. Herzog Bernhard war durch diesen Vertrag aus schwedischen in französische Dienste übergetreten. Er vereinigte sich im Mai 1636 mit Lavalette, entsetzte Hagenau u. belagerte im Juni Bergzabern. Gallas rückte von Speier aus bis Drußenheim zum Entsatz der Festung vor, wagte aber nicht, das durch Turenne verstärkte Belagerungscorps anzugreifen, u. Zabern fiel im Juli. Da es beiden feindlichen Heeren an Fourage mangelte, so zog der Herzog nach Lothringen, Gallas nach der Franche Comte; im September vereinigten sich Bernhard u. die Franzosen, doch kam es zu keinem Gefecht, u. man bezog Winterquartiere, Gallas an der französischen Grenze, Bernhard in Lothringen. In Westfalen u. Niedersachsen wurde der Landgraf von Hessen-Kassel durch seine Unterhandlungen mit dem Kaiser in Unthätigkeit gehalten, u. ein Theil der schwedischen, meist aus Deutschen bestehenden Regimenter fielen ab u. bezogen Quartiere, welche ihnen der Herzog Georg von Lüneburg an der Niederelbe anweisen ließ. Die meisten Städte gingen an die Kaiserlichen verloren, u. kaum gelang es dem Feldmarschall Kniphausen Osnabrück zu behaupten.

[320] Für das Jahr 1636 hatte Oxenstierna große Anstrengungen gemacht u. 3 Armeen gebildet: die größte befehligte Baner an der Elbe; Wrangel eine andere aus den, aus Preußen gekommenen Regimentern gebildete an der Oder, u. der General Lesle erhielt, da General Kniphausen in dem, für die Kaiserlichen ungünstigen Gefechte bei Haselüne im Januar blieb, den Oberbefehl in Westfalen; zu ihm, so hoffte Oxenstierna, sollte der Landgraf von Hessen-Kassel mit 13,000 Mann stoßen. Schon im Januar rückte Baner über Werben, Barby (das er erstürmte), Halle (wo er die Moritzburg belagern wollte, aber von dem nachrückenden Kurfürsten von Sachsen gehindert wurde) nach Merseburg u. Naumburg vor, theils aus Mangel an Subsistenzmitteln, theils, um den Kurfürsten, der sich wegen Mangels an Lebensmitteln gegen Pommern wendete, von dort wegzulocken; dann ging er im März über Aschersleben nach Halberstadt, um Magdeburg näher zu sein, u. bestand bei diesem Zuge mehrere glückliche Gefechte gegen die Sachsen. Aber im April vereinigte sich der Kurfürst mit Hatzfeld bei Eisleben, u. nachdem diese Marazini nach Pommern entsendet hatten, trafen sie Anstalten, Magdeburg zu belagern. Baner zog nach Werben, u. im Mai begannen die Kaiserlichen u. Sachsen die Belagerung Magdeburgs; am 13. Juli capitulirte die Stadt, trotz Baners Entsatzversuchs, aus Mangel an Pulver. Baner zog sich nun im August nach Lüneburg, wo er den General Lesle aus Westfalen an sich zog. In Westfalen fand dieser die schwedische Armee, einstweilen von dem Obersten Kratzenstein befehligt, in großer Bedrängniß, denn da die Kaiserlichen um 7000 Mann verstärkt worden waren, so hatte sich Kratzenstein im Februar 1636 über die Weser zurückziehen müssen u. stand, kaum 5000 Mann stark, unweit Bremen. Dennoch ging Lesle, noch bevor seine Verstärkungen aus Pommern angekommen waren, bei Nienburg über die Weser, eroberte Petershagen, entsetzte, verstärkt, im April Osnabrück, besetzte Minden u. rückte bis Herford vor, wo sich im Mai 5500 Hessen mit ihm vereinigten. Der kaiserliche General Lamboy belagerte Hanau, aber gm 24. Juni entsetzten der Landgraf u. Lesle diese Festung, eroberten Amöneburg u. belagerten im Juli Bergen, ohne es zu nehmen. Darauf zog das Heer nach Paderborn zurück, aber da 20,000 Kaiserliche gegen Hessen in Anmarsch waren, so trennten sich die Hessen von den Schweden u. vertheilten sich in die hessischen Städte. Lesle, zu schwach, um den Kaiserlichen allein Widerstand leisten zu können, zog jetzt an die Weser u. vereinte sich, nachdem er Kratzenstein mit wenigen Truppen an der Weser gelassen hatte, mit 4000 Mann in Lüneburg mit Baner. Der Kurfürst von Sachsen u. Hatzfeld hatten indessen im August Havelberg, Werben, Rathenau u. Brandenburg besetzt, u. Baner zog nun nach geschehener Vereinigung mit Lesle, der Elbe abwärts, bis Dömitz, um dies zu schützen. Hier vereinigte sich ein Theil der Armee Wrangels in Pommern unter General Vitzthum mit ihm, u. nun, 30,000 Mann stark, lockte Baner den Kurfürsten u. Hatzfeld aus ihrem gut verschanzten Lager. Am 24. Septbr. 1636 kam es bei Wittstock zur Schlacht. Baner u. Torstenson befehligten den rechten, Stalhautsch u. King den linken Flügel der Schweden, Lesle das Centrum u. Vitzthum das zweite Treffen. Der Kurfürst von Sachsen u. der General Hatzfeld griffen den rechten Flügel der Schweden mit Übermacht an u. brachten ihn zum Weichen, aber das Centrum u. der linke Flügel waren siegreich u. eilte zur Hülfe. Bei Anbruch der Nacht war das Treffen für die Schweden entschieden. Eiligst zogen die Geschlagenen sich nach Magdeburg; von dort zog Hatzfeld nach Halberstadt, um den General Götz aus Westfalen an sich zu ziehen, der Kurfürst ging nach Meißen. Baner eroberte dagegen im October die Werbener Schanze, ging dort über die Elbe u. besetzte Sangerhausen. Von hier wandte er sich, nachdem er den General Lesle nach Westfalen zurückgeschickt hatte, im November nach Thüringen, zwang im December Erfurt, schwedische Besatzung in die Cyriaxburg einzunehmen, durchzog dann Sachsen bis nach Torgau, wohin sich der Kurfürst von Sachsen gewendet hatte, u. nahm an der Elbe u. in Thüringen Winterquartiere. Als er Anfang Januar 1637 Torgau erobert hatte, belagerte er im Februar Leipzig, das aber Hatzfeld u. General Götze mit Kaiserlichen, darmstädtischen u. lüneburgischen Truppen, die jetzt auf der kaiserlichen Partei waren, den schwedischen General Lesle vor sich her treibend, entsetzte. Baner vereinigte sich indeß bei Zwenkau mit Lesle, ging im März über die Elbe u. bezog das feste Lager bei Torgau. Um Baner von Torgau zu vertreiben, zog Marazini u. Mansfeld aus Pommern nach Spremberg, Gleen aus Oberdeutschland u. Gallas aus Böhmen heran. Erst im Juni 1637 begann Baner den Rückzug über Fürstenberg u. Landsberg nach Pommern, vereinigte sich Schwedt mit Wrangels Corps u. bezog im Juli 1637 bei Stettin ein Lager. In Pommern hatte inzwischen Wrangel 1636 glücklich gegen Marazini gefochten, im September Garz erobert u. war selbst in die Marken eingerückt. Im Winter kehrte er nach Stettin zurück.

Der Nachfolger des am 25. Februar 1637 gestorbenen Kaisers Ferdinand II., Ferdinand III., war dem Frieden unter weniger harten Bedingungen geneigt; doch blieben die von den Herzögen von Braunschweig u. Lauenburg auch vom Papst gemachten Vorschläge erfolglos u. die angetragene Conferenz in Köln kam gar nicht zu Stande, da Schweden keine Bevollmächtigten sendete. Lange standen sich im Sommer 1637 Baner u. Gallas bei Stettin u. Anklam gegenüber. Letzter ergriff endlich die Offensive, eroberte Usedom, im December Wolgast, trennte Wrangel u. Baner u. eroberte fast, ganz Pommern. Mangel an Lebensmitteln nöthigten ihn indessen zum Rückzuge über die Peene u. Stekenitz u. im Januar, durch Krankheiten bis auf 15,000 Mann geschwächt, nach dem Hannöverschen. Nun rückten die Schweden wieder vor u. nahmen Pommern förmlich in Besitz, da der letzte Herzog dieses Landes, Bogislav XIV., kurz zuvor gestorben war. Der Kurfürst von Brandenburg, der nächste Erbe des Herzogthums Pommern, beorderte den General Klitzing mit 5200 Mann zur Wahrung seiner Rechte, u. die Brandenburger nahmen Garz im Februar 1638. Durch schwedische Ersatzmannschaften im Juli 1638 bis auf 22,000 Mann verstärkt, eroberte Baner am 28. Juli Garz wieder, schleifte dessen Festungswerke u. drang nun in Vorpommern ein, wo er alle verlorenen Städte wieder gewann. Gallas rückte seinerseits ins Mecklenburgische, vereinigte sich bei Mirow mit den Brandenburgern u. einem sächsischen Corps u. machte Anstalten zu einen [321] Schlacht, zog sich aber, als Baner gegen Malchin vorrückte, in die Mark zurück. Baner that ihm auf dem Rückzuge vielen Schaden, aber Mangel an Fourage nöthigte auch diesen zum Rückzuge nach Mecklenburg, wo er sich bei Schwerin aufstellte. Gallas zog ihm nun im November nach u. lagerte sich bei Lenzen, aber nach dem Überfall u. der Vernichtung einiger sächsischen Regimenter in Perleberg, zog sich die kaiserliche Armee nach Böhmen u. Schlesien zurück. Bei allem Kriegsglück der Schweden u. Franzosen am Rhein u. in Niedersachsen gingen doch auf anderen Punkten, bes. in Sachsen, Brandenburg u. Hannover, den Schweden fast alle Städte verloren, so wurden Halle u. die Moritzburg, Egede u. Gardelegen im Januar 1637 von den Sachsen genommen; der brandenburgische General Klitzing eroberte im Juli u. August Havelberg, Rathenau, die Werbener Schanze u. Dömitz, ebenso nahmen die Verbündeten im September 1637 den Kalkberg u. Winsen, worauf (wie oben schon gesagt) Herzog Georg von Lüneburg seine Truppen zu den Kaiserlichen stoßen ließ. Der Landgraf von Hessen starb im September 1637, u. seine Wittwe, Amalie Elisabeth, unterhandelte mit dem Landgrafen Georg von Darmstadt, da dieser, vom Kaiser unterstützt, Niederhessen in Anspruch nahm. Sie schloß im Januar 1638 einen Waffenstillstand bis zum Juli 1638, während welcher Zeit der Friede zwischen Hessen u. dem Kaiser zu Stande kam. In Westfalen wurde der schwedische General King, mit welchem der Kurfürst Karl Ludwig von der Pfalz im August 1638 bei Stadt Lohn mit 1700 Mann sich vereinigte, bei der Belagerung Lemgos von dem General Hatzfeld geschlagen u. mußte sich in die wenigen von ihm besetzten festen Städte flüchten.

Herzog Bernhard, der von Frankreich seit 1637 unbeschränkte Vollmacht erhalten hatte, führte unterdessen den Krieg ganz unabhängig von Schweden. Im Juni 1637 schlug er die Kaiserlichen u. den Herzog von Lothringen bei Besançon u. ging am 9. August bei der Insel Rheinau über den Rhein; aber die Baiern unter Johann von Werth u. die Österreicher unter Isolani u. Rheinach wußten ihn so zu beschäftigen, daß er die Belagerung von Kenzingen aufheben u. sich nach Ettenheim zurückziehen mußte. Hier kam es im Sept. 1637 noch zu mehreren Gefechten, u. der Herzog ging im Sept. über den Rhein zurück. 1638 zog Bernhard sehr früh den Rhein hinauf, eroberte Lauffenburg u. belagerte Rheinfelden. Johann von Werth, Savelli u. Rheinach eilten zum Entsatz herbei, u. nach einem Gefechte am 28. Febr., in welchem der Rheingraf Johann Philipp, einer der besten Generale Bernhards, blieb u. Letzter zur Aufhebung der Belagerung gezwungen wurde, kam es am 2. März zur Schlacht bei Rheinfelden, in welcher die Kaiserlichen u. Baiern geschlagen u. die Generale Savelli, Johann von Werth, Enkefort u. Sperreuter gefangen wurden. Jetzt ergab sich Rheinfelden, Hüningen, Schloß Rökle u. am 10. April auch Freiburg im Breisgau an Herzog Bernhard, während sein Corps sich mit dem des General Guebriant 13000 Mann) auf 18,000 Mann steigerte. Nun wurde Breisach belagert, aber die Belagerung, da die Kaiserlichen die Stadt ravitaillirten u. mit 14,000 Mann unter Götz zum Entsatz erschienen, aufgehoben. Bernhard zog sich nach Neuenburg zurück, worauf Götz bei Breisach über den Rhein ging. Turenne verstärkte Bernhard mit 2000 Mann. Hierauf erfolgte am 30. Juli die Schlacht bei Wittenweiler, wonach sich die Kaiserlichen über den Rhein zogen. Breisach von Neuem eingeschlossen, wurde trefflich von Rheinach vertheidigt u. erst, nachdem eine neue Verproviantirung durch das Gefecht bei Thann am 15. Oct. verhindert u. ein Entsatzversuch Götzes u. Lamboys am 24. Oct. abgeschlagen worden war, capitulirte jener Platz, völlig ausgehungert, am 13. Dec. 1638. Der Herzog betrachtete nun Breisach als sein Eigenthum u. als einen Theil vom Elsaß, ließ Münzen mit dem weimar-breisacher Wappen schlagen etc., verletzte aber dadurch Frankreich so, daß er ganz ohne Unterstützung von dort blieb. Sein Heer schmolz sehr, kaum konnte er noch 5000 Mann in offenem Felde aufstellen; mit diesen wollte er über den Rhein gehen, als er am 8. Juli 1639 zu Neuburg am Rhein starb. Auf sein Heer u. seine Eroberungen machte Schweden, Frankreich u. der Kurfürst von der Pfalz Ansprüche; Frankreich, als der nächste u. wichtigste Competent, erwarb aber im Oct. 1639 beide durch den General Erlach, welcher die Truppen befehligte u. einstweilen einen Streifzug gegen Mainz gemacht hatte.

VII. Von Herzog Bernhards von Weimar Tode bis zu Baners Tode (1639–41). Schon im Jan. 1639 ging Baner bei Lauenburg u. Dömitz über die Elbe, eroberte Nienburg u. rückte, sein Fußvolk unter Torstenson bei Halberstadt zurücklassend, mit der Cavallerie gegen Erfurt, wo die Cyriaxburg noch immer von Schweden besetzt war, während der Rath mit dem Kaiser u. dem Kurfürsten von Sachsen wegen der Übergabe untere handelte. Baner ging gegen Freiberg, von wo die sächsische Armee sich nach Dresden zurückzog, u. nach erfolgloser Beschießung von Freiberg, da der kaiserliche General Buchheim von Frauenstein her u. der General von Hatzfeld von Thüringen aus gegen ihn vorrückten, nach Zeitz zurück, um sich dort mit dem ihm folgenden Torstenson zu vereinigen. General Marazini, der den Oberbefehl über die Sachsen übernommen hatte, stellte sich nun mit diesen u. einem kleinen Corps Kaiserlicher am 14. April bei Chemnitz auf, um dort auf Hatzfeld zu warten, Baner griff ihn aber an, schlug ihn u. nöthigte ihn zum Rückzug in die Gebirge. Jetzt wurde Freiberg nochmals durch den schwedischen Obersten Wittenberg eingeschlossen, während Baner Pirna erstürmte. Auch bei den Kaiserlichen hatte sich das Commando geändert; Gallas war abberufen u. wegen der letzten erfolglosen Feldzüge zur Untersuchung gezogen, an seiner Stelle aber Erzherzog Leopold Wilhelm Generalissimus geworden. Chef seines Stabes war General Hofkirchen. Gegen ihn rückte Baner, nahm Melnik mit Sturm, schlug den General Hofkirchen, der den Übergang über die Elbe bei Brandeis vertheidigte, am 30. Mai 1639, nahm ihn gefangen, u. rückte gegen Prag vor, welches General Hatzfeld mit 6000 Mann besetzt hielt. Baner war auf eine Belagerung nicht gerüstet, ging daher nach Brandeis zurück, das ihm seine Thore öffnete, u. bezog an der Elbe Erholungsquartiere. Der Kurfürst von Sachsen war inzwischen bemüht, Pirna wieder zu befreien, dessen Schloß, der Sonnenstein, noch immer in schwedischen Händen war; aber es gelang den Schweden einigemal sich zu verproviantiren. Vor Chemnitz, seinem Hauptpulvermagazin, holte Baner[322] im Sept. mit 12,000 Mann selbst Munition u. kehrte, im Vorbeigehen die Besatzung des Sonnensteins an sich ziehend u. diesen schleifend, nach Böhmen zurück. Eine Belagerung von Prag im Oct. mißlang, da alle Streitkräfte des Kaisers, selbst Piccolomini aus den Niederlanden herangezogen wurden u. die kaiserliche Macht so zwischen Pilsen u. Grüneberg auf 21,800 Mann wuchs. Die Schweden verwüsteten nun das platte Land u. nahmen eine Stellung bei Saatz. Dort stieß auch Anfang 1640 der schwedische General Königsmark, Niedersachsen verlassend, das Eichsfeld von den Kaiserlichen reinigend u. Thüringen u. Franken bis Würzburg brandschatzend, zu Baner. Das schwedische Kriegsglück im Jahre 1638 u. 1639 führte auch den Herzog Georg von Lüneburg u. bes. die Landgräfin von Hessen-Kassel, Amalie Elisabeth, den Schweden wieder zu. Alle diese Vortheile wurden aber durch die Unthätigkeit Baners in Böhmen wieder aufgehoben. Unbeweglich blieb er mit seinen 24,000 Mann stehen, u. nur verheerende Streifzüge bezeichneten seine Gegenwart. Als im Febr. 1640 die Kaiserlichen bei Kolin über die Elbe gingen u. Königingräz u. andere Städte eroberten, zog er sich nach Thüringen zurück. Hier that seine Ankunft Noth, um Erfurt zu erhalten u. die Verbindung mit den Hessen u. Lüneburgern zu bewirken. Die Baiern u. Mainzer, befehligt von Gelen u. Lamboy, zogen nämlich von Franken aus gegen Thüringen heran, während ein anderes bairisches Corps gegen Eger vorrückte, um Baner den Rückzug aus Böhmen abzuschneiden. Indessen gelang dieser, u. Baner vereinigte nun, nachdem er ganz Sachsen überschwemmt hatte, General Wittenberg aber durch den kaiserlichen General Bredow vertrieben worden war, sein Heer bei Erfurt, um den Herzog von Longueville mit dem ehemaligen Corps des Herzogs Bernhard zu erwarten. Dieses Corps war seit dem Tode Bernhards so herabgekommen, daß es kaum 4000 Mann zählte. Die Franzosen bekümmerten sich wenig um dasselbe, seit sie Breisach inne hatten., u. die Verstärkung unter Longueville bestand kaum aus 1000 Mann. Die deutschen Offiziere gingen aber während des Winters auf 1640 ohne Wissen Longuevilles, ihr Geschütz in Bingen lassend, bei Bacharach über den Rhein, um sich den Hessen od. Schweden anzuschließen. Longueville u. Marschall Guébriant kamen ihnen mit 500 Franzosen nach. Die Baiern u. Spanier eroberten hierauf Alzei u. Bacharach u. belagerten Bingen, das aber im März von Guebriant entsetzt wurde. Im Mai 1640 vereinigte Baner ein Heer von 40,000 Mann Schweden, Hessen, Franzosen, Braunschweigern u. Weimaranern bei Erfurt; doch auch die Kaiserlichen stellten im Voigtlande eine gleich große Armee unter Piccolomini auf u. erschienen mit derselben am 4. Mai bei Saalfeld, wo sie ein Lager bezogen. Ihnen gegenüber lagerte sich am 20. Mai Baner bei Rudolstadt; die Kaiserlichen litten Mangel an Lebensmitteln, bei den Alliirten fehlte es an Einigkeit. Am 12. Juni brach Baner von Rudolstadt auf, um über Arnstadt u. Schmalkalden nach Würzburg u. Aschaffenburg zu ziehen. Aber Piccolomini war ihm bei Neustadt zuvorgekommen, hatte sich mit einem bairischen Corps vereinigt u. eine so gute Stellung genommen, daß Baner ihn nicht angreifen konnte, sondern sich in die Gegend von Eisenach zurückzog. So verstrich das ganze Jahr unter Hin- u. Hermärschen. Bei Fritzlar standen im August nochmals beide Heere sich unthätig gegenüber, dann gingen die Kaiserlichen nach Westfalen, Baner nach Lüneburg. Piccolomini eroberte am 21. Sept. Höxter, darauf ging er im Nov. nach Hessen u. in die Grafschaft Mark in die Winterquartiere, welche Baner in Thüringen u. Franken nahm.

Nachdem seit dem Februar 1640 ein Collegialtag der Kurfürsten in Nürnberg stattgefunden hatte, um sich über die Wiederherstellung des Friedens zu berathen, wurde ein allgemeiner Reichstag auf den 26. Juni, der erste, der seit 1613 gehalten wurde, nach Regensburg berufen. Im Jan. 1641 brach Baner, diesen zu sprengen, in Eilmärschen aus Franken gegen Regensburg auf, während Kömgsmark durch die Oberpfalz vordrang, den dort befehligenden bairischen General Mercy vor sich hertrieb u. sich bei Regenstauf wieder mit Baner vereinigte. Ein starker Frost begünstigte zwar den Zug, aber der Kaiser beschloß mit 4000 Mann seiner Truppen bis zur Ankunft des Entsatzes, der aus den kaiserlichen u. bairischen Truppen, die in Schwaben, Franken, Baiern u. Böhmen stationirten, bestand u. bei Ingolstadt sich schnell sammelte, Regensburg selbst zu vertheidigen. Ein plötzlich einbrechendes Thauwetter mit großem Eisgang verwehrte Baner den Übergang über die Donau u. vereitelte die Einschließung Regensburgs. Seine Absicht, in die kaiserlichen Erblande einzudringen, vereitelte der üble Wille des Marschall Guébriant, der mit der ehemaligen weimarischen Armee Ende Jan. nach Bamberg in die Winterquartiere zurückging. Baner eroberte hierauf Cham, bezog in der Oberpfalz Cantonnirungsquartiere u. hatte schon seine Avantgarde unter Wittenberg nach Böhmen voraus gesendet: als ihn Ende Febr. das schnelle Andringen der gesammelten kaiserlichen Armee unter Piccolomini nöthigte, im März eiligst seinen Rückzug durch Böhmen gegen das Erzgebirge anzutreten. Er würde verloren gewesen sein, wenn sich nicht Piccolomini 4 Tage vor Neuburg aufgehalten hätte, das der schwedische Oberst Slanga heldenmüthig vertheidigte. Im Erzgebirge vereinigte sich Marschall Guebriant bei Zwickau wieder mit Baner. Aber auf dem Rückzuge erkrankte Baner u. starb am 20. Mai 1641 in Halberstadt, wohin er, von den Kaiserlichen gedrängt, seinen Rückzug fortgesetzt hatte.

VIII. Torstensons Unternehmungen als Oberbefehlshaber der schwedischen Armee (1641–45). Torstenson folgte Baner im Oberbefehl. Der junge Herzog Christian Ludwig von Lüneburg, Georgs Sohn u. Nachfolger, belagerte Wolfenbüttel, während die Hessen bemüht waren den kaiserlichen General Hatzfeld vom Entsatz abzuhalten. Das Haus Braunschweig unterhandelte indessen mit dem Kaiser; da aber Ferdinand III. sich nicht zur Herausgabe von Wolfenbüttel verstehen wollte, so zerschlugen sich die Unterhandlungen, u. Piccolomini u. der Erzherzog Leopold rückten zur Unterstützung Hatzfelds u. zum Entsatz von Wolfenbüttel an. Am 29. Juni griffen die Kaiserlichen u. Baiern die Schweden u. Lüneburger bei Wolfenbüttel an, wurden jedoch mit großem Verlust zurückgeschlagen. Drei Tage nach der Schlacht, am 2. Juli, vereinigten sich 6000 Hessen mit den Schweden, aber auch der Erzherzog Leopold erhielt 3000 Mann Verstärkung, u. da er der Ankunft [323] Hatzfelds entgegensah, so zog er sich nur eine kleine Strecke u. später nach Egeln zurück. Indeß knüpften die Braunschweiger, des Krieges müde, mit dem Kaiser zu Goslar neue Unterhandlungen an. Die Schweden sahen sich dadurch genöthigt, am 1. Sept. die Belagerung von Wolfenbüttel aufzuheben, obschon sie am 24. Aug. einen neuen Versuch des Generals Bruay, Wolfenbüttel zu entsetzen, vereitelt hatten. Sie bezogen am 9. Sept. bei Sarstedt an der Leina ein Lager. Im October trennten sich auch die Hessen von den Schweden, um Dorsten, welches Hatzfeld belagerte, zu entsetzen, als sie dies aber in den Händen der Kaiserlichen fanden, gingen sie nach Westfalen in Winterquartiere. Am 23. Oct. fiel Eimbeck in kaiserliche Hände; darauf belagerte Piccolomini Göttingen ohne Erfolg. Im November erschien Torstenson mit ansehnlicher Verstärkung, ging bei Boitzenburg über die Elbe u. vereinigte sich mit Lilienhök. Wiederum hintertrieb Guébriant, durch unzeitiges Beziehen der Winterquartiere, die Pläne des schwedischen Feldherrn, der bei Bergen stehen blieb, u. folgte im Dec. den Hessen, die über den Rhein gegangen u. in das Erzbisthum Köln u. das Herzogthum Jülich eingefallen waren. Anfang 1642 begann der Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg, der seit 1640 zur Regierung gekommen war, Unterhandlungen mit den Schweden. Währenddem rückte Torstenson im October 1642 in die Altmark ein u. schickte Königsmark an die Elbe, um die Übergänge bei Osterburg u. Seehausen zu besetzen. Der Erzherzog Leopold u. Piccolomini brachen nun von der Saale u. Unstrut auf u. rückten ebenfalls in die Altmark, wo sie bei Stendal lagerten, verließen aber aus Mangel an Lebensmitteln diese Stellung wieder u. zogen sich nach Halle. Gleiches thaten die Baiern, auf etwa 3200 Mann geschmolzen, von den Kaiserlichen sich trennend, in Franken u. Fulda. Nun zog Torstenson im März 1642 seine Armee bei Werben zusammen u. ging nach Schlesien. Königsmark aber machte, um die Kaiserlichen zu täuschen, eine Demonstration nach Thüringen u. verband sich mit dem Hauptheer. Die Vereinigung mit 4000 Mann u. General Stahlhantsch, der mit ihnen seit 1639 Schlesien behauptet hatte, geschah bei Sorau. Torstensons Heer zählte nun etwa 18–19,000 Mann. Ihm folgte der Kurfürst von Sachsen, Piccolomini u. der Herzog Franz Albert von Lauenburg. Die Schweden stürmten am 30. April Glogau, belagerten Schweidnitz u. schlugen den Herzog Franz Leopold von Lauenburg, welcher zum Entsatz herbeieilte, am 21. Mai. Tödtlich verwundet u. gefangen, starb der Herzog kurz darauf; Schweidnitz capitulirte, Neiße wurde durch den General Lilienhök genommen, dann Oppeln; im Juni eroberte Torstenson Olmütz u. kehrte dann nach Schlesien zurück. Zu Brünn hatte sich inzwischen ein Heer, 30,000 Mann, unter dem Erzherzog Leopold zusammengezogen, bei dessen Annäherung Torstenson am 25. Juli die Belagerung von Brieg aufhob u. über die Oder nach Guran in ein Lager zog, um Verstärkung aus Schweden zu erwarten. Da ihn aber hier die Sachsen bedrohten, so sendete er ihnen Königsmark entgegen u. stellte sich im August in der Gabel der Oder u. Neiße auf. Die Kaiserlichen besetzten nun wieder ganz Schlesien u. belagerten Glogau; aber Torstenson, durch 4000 Mann frische Truppen unter Wrangel aus Schweden verstärkt, ging über die Oder, entsetzte Glogau im September u. eroberte Zittau fast unter den Augen des Erzherzogs, der dort, fest verschanzt, Böhmen deckte. Als Torstenson den Erzherzog zu keiner Schlacht bringen konnte, zog er die Elbe abwärts, um sich wieder mit Königsmark, der unterdessen Nordhausen u. Duderstadt erobert, das Braunschweigische u. Halberstädtische gebrandschatzt, überall Werbungen angestellt hatte u. jetzt Zeitz entsetzen wollte, zu vereinigen. Torstenson ging bei Torgau über die Elbe u. rückte vor das schwach besetzte Leipzig, wo er die ganze schwedische Armee versammelte. Um dies zu entsetzen, rückte der Erzherzog Leopold in Eilmärschen herbei, u. es kam am 2. Nov. 1642 dort, fast auf derselben Stelle, wo 11 Jahre früher Gustav Adolf den Grafen Tilly schlug, nur daß die Stellung jetzt umgekehrt war, zur Schlacht, in welcher Torstenson angriff, den feindlichen linken Flügel durch Königsmark bei Wideritsch aufrollen ließ u. binnen 3 Stunden schlug. Leipzig ergab sich mit der Pleißenburg am 7. Decbr. u. kaufte sich von der Plünderung los. Nachdem Torstenson Freiberg bis im Februar 1643 vergeblich belagert hatte, bezog er bei Strehlen an der Elbe Erholungsquartiere.

Erzherzog Leopold hatte sich nach Pilsen zurückgezogen, wohin der General Hatzfeld vom Niederrhein u. die Baiern aus der Oberpfalz gerufen wurden, um den Verlust zu ersetzen. Dort zog sich der Erzherzog vom Commando zurück, Piccolomini nahm den Abschied u. ging in spanische Dienste, u. Graf Gallas erhielt von Neuem den Oberbefehl. Die Schweden fielen indessen in Böhmen ein, wendeten sich von dort nach Mähren u. eroberten im Juni 1643 viele Städte; Gallas zog ihnen nach, u. es kam zu einigen unbedeutenden Gefechten. Da sich aber die kaiserliche Armee immer mehr verstärkte u. der sächsische General Buchheim nach Schlesien marschirte, zog Torstenson gegen Brünn, eroberte Eulenberg u. ging im October, nur Olmütz, Neustadt u. Eulenberg besetzt haltend, nach Schlesien. Die Kaiserlichen folgten im Parallelmarsche; umsonst hoffte Torstenson, sie zu einer Schlacht zu bewegen; Gallas vermied diese, zufrieden die Schweden von einem Einfalle nach Böhmen abzuhalten. Guébriant, der im December 1641 den Hessen folgend, den Rhein bei Wesel überschritten u. sich im Januar 1642 mit den Hessen unter Graf Eberstein vereinigt hatte, griff die bei Kempen mit 9000 Mann stark verschanzten Generale Lamboy u. Mercy am 27. Jan. 1642 an, schlug sie u. nahm beide mit 3000 Mann gefangen. Alle kölnischen Städte auf dem linken Rheinufer fielen in die Hände der Franzosen u. Hessen. Guebriant u. Eberstein gönnten nun ihren Truppen 3 Monate Ruhe, aber während dieser Zeit sammelten sich die Kaiserlichen unter Hatzfeld, Enkefort u. Vehlen im Kölnischen u. auch eine bairische Armee rückte unter Wahl u. Johann von Werth herbei; Letzter war kurz zuvor gegen den schwedischen General Gustav Horn ausgewechselt worden. Guébriant hob die Belagerung von Lechenich auf u. concentrirte seine Armee an der Erp. Einer Schlacht wichen die Verbündeten aus, indem sie öfters ihr Lager änderten, u. die Spanier wagten es nicht, sich mit dem General Hatzfeld zu vereinigen, da der Prinz von Oranien, der mit 22,000 Mann zwischen Rheinberg u. Orsoy stand, drohte, seine Truppen zu denen Guebriants stoßen zu lassen, sobald jenes geschähe. So[324] blieben sich die Armeen bis Ende September gegenüber; als aber um diese Zeit der Prinz von Oranien sein Heer in Winterquartiere verlegte u. so der Rücken der Verbündeten nicht mehr geschützt war, zogen sich Guebriant u. Eberstein im October über den Rhein zurück. Die Hessen bezogen bei Koesfeld Winterquartiere, die sehr geschwächte weimarische Armee aber zog nach Franken, wo sie bei Mergentheim Quartiere nahm. Dort wollte Guébriant sich mit Königsmark vereinigen, ging aber, da er diesen nicht antraf, in das Württembergische u. nahm in Cannstadt sein Hauptquartier. Hatzfeld war ihm nach Franken gefolgt, von wo er sich auf des Kaisers Befehl nach Böhmen wendete. Die Baiern aber blieben theils in der Oberpfalz, theils zogen sie nach Donauwörth, um Guebriant zu beobachten. Die Hessen unter Eberstein benutzten den Abzug Hatzfelds, indem sie sich an der Mosel ausbreiteten, wo sie sich auch während des Jahres 1643 hielten. Gegen Guebriant zogen die Baiern unter Mercy u. Johann von Werth heran, u. im Januar 1643 vereinigte sich auch der Herzog von Lothringen bei Heilbronn mit ihnen, die nun Göpping eroberten u. Guébriant zum Rückzug durch den Schwarzwald nöthigten. Zwischen Stollhofen u. Baden bezog er Quartiere, um seine Armee neu zu recrutiren, die Baiern aber besetzten Württemberg. Im Juni 1643 zog Guebriant, bis auf 13,000 Mann verstärkt, nach Württemberg, aber die häufigen Desertionen der Franzosen u. der Mangel an Futter verhinderten ihn, Etwas von Bedeutung zu unternehmen; ein kleines hessisches Corps von 2000 Mann, das noch bei ihm war, trennte sich von ihm u. nöthigte ihn, sich über den Rhein zurückzuziehen. So schmolz sein Corps auf 6000 Mann, doch führte ihm der Herzog von Enghien im October ein Hülfscorps zu, das ihm der französische Minister Mazarin schickte. Guebriant ging nun mit 18,000 Mann wieder über den Rhein, drang in den Schwarzwald ein u. eroberte am 17. Nov. Rothweil, bei welcher Belagerung er aber tödtlich verwundet wurde u. bald darauf starb. Der französische Generallieutenant Graf Ranzau übernahm den Oberbefehl über das französisch-weimarische Heer u. ließ jetzt sein Corps an der Donau Cantonnirungen beziehen. Aber plötzlich erschienen der Herzog Karl von Lothringen, der Graf Mercy u. der kaiserliche General Hatzfeld, der aus Böhmen herbeigekommen war, mit einer großen Armee am 24. Nov. 1643 bei Tuttlingen; ihre Vorhut eroberte die französischen Kanonen im ersten Anlauf u. schloß Tuttlingen ein. Zwar eilte der Oberst Rosa von Möhringen zur Hülfe herbei, aber auch dieser wurde von Hatzfeld u. Mercy geschlagen u. zur Flucht nach Rothweil genöthigt, worauf Tuttlingen am 25. November sich den Belagerern ergab. Bald darauf fielen auch Mühlheim, Neiding u. Rothweil in die Gewalt der Kaiserlichen u. Baiern, u. so war das ganze weimarische Corps mit allen Generalen u. Offizieren todt od. gefangen, nur von der Reiterei hatte sich eine geringe Anzahl gerettet.

Unterdessen brach Torstenson auf höheren Befehl im Nov. 1643 aus Schlesien auf, um sich nach Holstein zurück zu manövriren u. dort Dänemark, das sich gegen Schweden erhoben hatte, zu demüthigen. Er ging bei Glogau über die Oder u. kam bis Havelberg, wo er erst seiner Armee die Absicht, nach Holstein zu gehen, offenbarte. Königsmark schickte er nach Niedersachsen u. Westfalen, um im Oldenburgischen neue Werbungen anzustellen. Dort hatte das Ansehen der Schweden bedeutend gelitten. Der Graf von Oldenburg erklärte sich aber für neutral u. verweigerte die Anlegung von Werbeplätzen. Auch die Herzöge von Braunschweig hielten die Neutralität aufrecht, da sie im Sept. 1643 mit dem Kaiser Frieden geschlossen hatten, in Folge dessen Hildesheim wieder von ihnen herausgegeben, dagegen von den Kaiserlichen die noch besetzt gehaltenen Städte, als Eimbeck, Wolfenbüttel etc., wieder geräumt worden waren. Der Administrator des Erzstiftes Bremen, ein dänischer Prinz, that auch sein Mögliches, den Schweden zu schaden. Königsmark mußte daher bald nach Thüringen u. Meißen zurückkehren, wo die Kaiserlichen wieder Fortschritte machten. Torstenson dagegen rückte schnell u. unerwartet in Holstein ein, überschwemmte Jütland u. eroberte alle Städte Holsteins bis auf Rendsburg u. Glückstadt. Zugleich erschien eine schwedische Flotte vor den dänischen Inseln, u. die dänische Flotte, auf welcher König Christian IV. sich selbst befand, verunglückte bei Femern. Stürmisches Wetter verhinderte jedoch die schwedische Landung. Die Erfolge der schwedischen Waffen in Dänemark befähigten Torstenson, seine in Deutschland fast verlorene Position wieder zu befestigen, zumal sein Hauptgegner, Gallas, in der Kriegführung sich nicht mit ihm messen konnte. Gallas war mit der kaiserlichen Hauptarmee im Juni 1644 von der böhmischen Grenze aufgebrochen, hatte sich bei Meißen mit Colloredo u. Bruay verbunden, Zeitz erstürmt, die Saale bei Bernburg, die Elbe bei Werben überschritten, Boitzenburg genommen u. in Holstein zu Oldeslohe ein festes Lager bezogen. Eben so war Hatzfeld mit einem anderen Corps nach Bremen unterwegs; sie wollten in Gemeinschaft mit den Dänen die Schweden in Jütland einschließen u. gefangen nehmen. Gallas entsendete daher ein Corps, welches den Paß zwischen Stapelholm u. Schleswig besetzen sollte, um den Rückzug Torstensons aus Jütland zu versperren; dieses fand aber denselben schon von den Schweden besetzt. Während nun Torstenson sich bei Rendsburg aufstellte, rückte Gallas nach Fegeberg u. Kiel vor, wich aber einer Schlacht aus, welche ihm Torstenson anbot, u. zog sich nach Lauenburg u. dann über die Elbe zurück. Die Schweden folgten ihm u. drängten ihn an der Elbe aufwärts, u. als Gallas bei Bernburg ein festes Lager bezog, nahm Torstenson, der sich bei Halberstadt mit Königsmark vereinigte, dasselbe in dem Rücken u. schnitt den Kaiserlichen die Zufuhr ab. Gallas mußte sich endlich mit seiner schwachen Armee, die nur noch etwa 5000 Mann betrug, im Novbr. nach Magdeburg durchschleichen; seine Cavallerie wollte sich nach Schlesien retten, aber, Torstenson ereilte u. schlug sie bei Jüterbogk u. nahm den General Enkefort mit 3500 Reitern gefangen. Der General Königsmark, welcher Anfang 1644 aus dem Bremischen nach Thüringen gerückt, aber van den Kaiserlichen über Halle u. Eisleben an die Werra, wo er sich im April mit 2000 Hessen vereinigte, zurückgedrängt worden war, verstärkte nun die Besatzung von Leipzig u. zog nach Bremen, wo er den größten Theil des Erzstiftes eroberte. Von dort wandte er sich wieder nach Sachsen, wo der Kurfürst Chemnitz erobert hatte, nahm Torgau u. entsetzte Luckau,[325] wendete sich aber, als Gallas der Elbe herauskam, ins Halberstädtische, räumte Torgau wieder u. vereinigte sich mit Torstenson. Der Kurfürst von Sachsen eroberte nach seinem Abzug mehrere seiner Städte wieder. Nach den Unfällen des kaiserlichen Heeres blieb Königsmark mit einem schwedischen u. hessischen Corps vor Magdeburg stehen, um Gallas dort festzuhalten, Torstenson aber ging nach Sachsen u. bezog dort Winterquartiere, sein Hauptquartier in Zeitz nehmend. Am 13. Aug. 1645 schloß Dänemark mit Schweden zu Brömsebro Frieden. Gallas, in Magdeburg eingeschlossen, benutzte den Eisgang, der die Schweden auf beiden Ufern trennte, um die Festung, wo er schon Mangel litt, zu verlassen, u. führte am 23. Dec. den Rest der kaiserlichen Armee nach Wittenberg, das er mit 2000 Mann erreichte, nachdem Königsmark, rasch folgend, etwa 1000 Mann gefangen genommen hatte.

An die Stelle von Gallas, welchen die wiederholten Beweise seiner Unfähigkeit endlich abzudanken nöthigten, trat Hatzfeld als Feldmarschall, welcher mit 4000 Mann nach Prag gerückt war, um eine neue kaiserliche Armee zu bilden. Auch das Blockadecorps von Olmütz wurde nach Prag abberufen, in Folge dessen diese hart bedrängte Festung den Schweden erhalten blieb. Ferner erhielt General Götze Befehl, aus Schlesien, dessen er sich fast ganz bemächtigt hatte, herbeizurücken; aus Ungarn kamen 8000 Reiter u. 3000 Mann Fußvolk, u. Johann v. Werth führte dem neuen Heere 5000 Baiern zu, dessen Organisation Ferdinand III. persönlich in Prag betrieb. Bald war dasselbe unter Hatzfeld auf 24,000 Mann gebracht. Gegen diese Armee brach Torstenson mit 16,000 Mann schon im Jan. 1645 aus Sachsen auf, während Königsmark dort zurückblieb. Torstenson ging über Annaberg nach Kaaden u. näherte sich der Moldau; Hatzfeld rückte ihm entgegen, u. am 24. Febr. 1645 kam es zur Schlacht bei Jankowitz. Der rechte Flügel der Schweden, von den Generalen Wittenberg u. Goldstein befehligt, eroberte fast die ganze kaiserliche Munition, u. Hatzfeld suchte vergebens seine Stellung zu halten, nachdem Götze gefallen war. Da Torstenson ihn nicht verfolgte, so griff Joh. v. Werth Nachmittags die Schweden nochmals an, u. dies führte zur gänzlichen Niederlage des kaiserlichen Heeres. Hatzfeld u. Bruay wurden gefangen u. die ganze Armee war zerstreut. Dieser Sieg eröffnete Torstenson den Weg zu den kaiserlichen Erbstaaten, welche zugleich von dem Fürsten Rakoczy von Siebenbürgen bedroht wurden. Der Kaiser flüchtete von Prag nach Wien. Der Erzherzog Leopold wurde an die Spitze der Vertheidigungsanstalten gestellt, u. Gallas, in der eingetretenen Verlegenheit um einen tüchtigen Feldherrn, zum dritten Male berufen, sollte ein neues Heer bilden. Torstenson brach am 26. Febr. auf, eroberte Iglau u. kam über Znaim im März bei Krems, das sich am 29. März ergab, an der Donau an, ging den Fluß abwärts, eroberte Kornneuburg u. wartete auf Nachricht von Rakoczy. In seiner Noth machte der Kaiser mit Letzterem, welcher Presburg belagerte, Frieden, nachdem eine Vereinigung beider Feinde nicht zu Stande gekommen war u. Torstenson seit April sich mit der Einschließung Brünns aufgehalten hatte. Der schwedische Heerführer hob die Belagerung im Septbr. auf u. ging nach Böhmen zurück, wo er bei Leitmeritz Cantonnirungen bezog. Nur Kornneuburg, Krems, Iglau, Olmütz blieben besetzt. Unterdessenhatten Gallas bei Prag u. Erzherzog Leopold in Österreich Truppen zusammengebracht, welche letztere die Donauübergänge besetzt hielten, während er selbst mit einem Theil derselben den Baiern zu Hülfe nach Schwaben eilte. Torstenson legte im Decbr. 1645 das Commando nieder u. begab sich nach Leipzig, fortan nur das Gouvernement von Pommern, Mecklenburg, Bremen u. Verden führend. An seine Stelle trat der Feldzeugmeister Wrangel, welcher den König von Dänemark zum Frieden gezwungen hatte (s. oben) u. nun sein Corps aus Holstein herbeiziehen konnte.

IX. Feldzüge der Franzosen 1644–1646. Nach der Schlacht bei Tuttlingen hatten die Baiern unter Mercy u. Werth fast ganz Süddeutschland erobert. Sie nahmen im Mai 1644 Überlingen u. Freiburg im Breisgau, aber der Herzog von Enghien, mit Turenne vereinigt, griff am 24. Juli das Lager Mercys bei Freiburg an u. zwang denselben, den Platz zu räumen; aber Mercy verschanzte sich auf einem nahe liegenden Berge von Neuem, u. als die Franzosen am 3. Aug. ihn dort angriffen, wurden sie mit 6000 Mann Verlust zurückgeschlagen. Enghien u. Turenne zogen sich zurück, die Baiern aber wegen starken Verlustes nach Schönberg. Die Franzosen breiteten sich jetzt in Baden u. am Rhein aus, eroberten im Septbr. Manheim, Speier, Philippsburg, dann Worms, Oppenheim, Mainz u. Landau. Nach Ablauf des Winters 1645 ging Turenne mit 5000 Mann über den Rhein, drang nach Stuttgart vor, besetzte im April Schwäbisch-Hall, Rothenburg u. Mergentheim u. vertheilte von dort aus sein kleines Corps in ziemlich weitläufige Quartiere. Da aber wurde er von Mercy von Feuchtwangen her am 25. April überfallen, u. gänzlich geschlagen zog er sich nach Hessen zurück. Die Baiern folgten ihm nicht sogleich, sondern gingen dem Rheine aufwärts, eroberten Gernsheim u. zogen dann über Frankfurt nach Gießen. Die Landgräfin Amalie Elisabeth von Hessen rief jetzt ihre Truppen aus Westfalen zurück u. bat auch Königsmark um Beistand. Die Vereinigung Königsmarks u. der Franzosen geschah bei Wolfshagen, mit den Hessen bei Korbach. Die Baiern, welche indessen Kirchhain belagert hatten, hoben jetzt die Belagerung auf, vereinigten sich mit 4000 Mann, welche General Gleen aus Westfalen zuführte, u. zogen sich über Gelnhausen nach dem Württembergischen zurück. Vergebens suchten sie bei Heilbronn Enghien, der mit Turenne vereint, 24,000 Mann zählte, den Übergang über den Neckar zu wehren, wurden vielmehr, als derselbe am 28. Juni erfolgte, nach Feuchtwangen zurückgedrängt. Mercy hielt hier einige Zeit Stand u. vermied jedes große Gefecht, aber endlich sah er sich genöthigt, nach Nördlingen zurückzuweichen. Enghien folgte ihm schnell nach, u. am 3. Aug. 1645 kam es zur Schlacht bei Allersheim unweit Nördlingen (auch zweite Schlacht von Nördlingen genannt); Gleen befehligte den rechten, Johann von Werth den linken Flügel der Katholischen. Allersheim war stark besetzt, die Stellung der Baiern gut geschützt. Enghiens rechten Flügel befehligte Grammont, den linken Flügel Turenne, das Mitteltreffen bestand aus französischem Fußvolk. Das zweite Treffen wurde meist von den [326] Hessen unter General Geiß gebildet, u. außerdem führte General Chabot einen Theil desselben. Der Besitz von Allersheim schien über das Schicksal der Schlacht zu entscheiden; Enghien ließ es durch seine ganze Infanterie angreifen, u. es wurde zwar erobert, aber der linke bairische Flügel unter Johann von Werth schlug den rechten französischen u. das Reservecorps Chabots, wobei Grammont gefangen, Enghien aber verwundet wurde. Auch Turennes linker Flügel wurde geschlagen, aber die Hessen, welche zu Hülfe kamen, warfen den rechten Flügel der Baiern zurück. Mercy fiel; Gleen wurde gefangen u. Johann von Werth konnte nun seinen Vortheil nicht weiter verfolgen, weshalb er sich gegen Abend nach Donauwörth zurückzog. Die Folge dieses Sieges war, daß sich Nördlingen u. Dünkelsbühl ergaben, u. Enghien tratbald darauf das Commando an Turenne ab. Als die Baiern in ihrem Lager bei Donauwörth von 5500 Kaiserlichen unter Erzherzog Leopold verstärkt, wieder zur Offensive übergingen, zog sich Turenne, der Übermacht weichend, über Wimpfen nach Philippsburg zurück. Die Hessen trennten sich hier von ihm u. kehrten in ihr Land zurück, die Franzosen bezogen an der Mosel Winterquartiere, die Baiern aber eroberten im Octbr. u. Novbr. mehrere von den Franzosen besetzte schwäbische Städte wieder u. nahmen dann in. Franken u. Schwaben ebenfalls Winterquartiere, die Kaiserlichen kehrten nach Böhmen zurück.

X. Ende des Krieges (1646–1648). Als Wrangel den Oberbefehl über das schwedische Heer übernahm, zählte dasselbe mit den Truppen, welche er herbeiführte, bei Leitmeritz etwa 23,000 Mann; dagegen war die kaiserliche Armee 24,000 Mann stark, u. im Laufe des Winters führte der Erzherzog Leopold ein beträchtliches Corps aus Schwaben herbei, so daß er zu Anfang des Jahres 1646 den Schweden weit überlegen war. Da er voraussah, daß ein Theil im Frühjahr nach Schwaben gehen mußte, sobald Turenne wieder eindrang, so zog er schon im Jan. 1646 seine Armee bei Pilsen zusammen. Wrangel hatte aber allen Grund, eine Schlacht zu vermeiden, brach deshalb von Leitmeritz auf u. bezog an der Saale, im Weimarischen, Altenburgischen etc. Quartiere. Seine Lage war um ein Bedeutendes verbessert durch den im Juli 1645 auf ein halbes Jahr geschlossenen, dann in einen Frieden verwandelten Waffenstillstand mit Sachsen. Während die Kaiserlichen sich nach Franken zogen, verabredeten in Leipzig Torstenson u. Wrangel den neuen Feldzugsplan. Die Schweden wollten gegen den Rhein operiren, um den Franzosen, die am 1. Juni diesen Fluß überschreiten wollten, näher zu kommen; vorher aber sollte Wrangel die Kaiserlichen aus dem Lande zwischen der Elbe u. Weser vertreiben. Um dies auszuführen, überraschte Wrangel am 24. April Höxter, da den Tag vor der unerwarteten Ankunft der Schweden ein Theil der Besatzung die Stadt verlassen hatte, u. am 15. Mai Paderborn, u. in beiden Orten trat die kaiserliche Besatzung sogleich in schwedische Dienste. Nachdem Königsmark noch Bremervörde u. Lemgo eingenommen hatte, marschirte Wrangel über Marburg u. Wetzlar nach Limburg, vereinigte sich unterwegs mit Königsmark, erhielt aber in Limburg die Nachricht, daß ein Theil der Turenneschen Armee nach Flandern aufgebrochen sei u. daß erst im Juli, also 4 Wochen später, als es anfänglich versprochen war, der Überrest, höchstens 6000 Mann, zu ihm stoßen könnten. Wrangel zog sich hierauf nach Amöneburg in Hessen zurück. Um ihn anzugreifen, überschritten die Kaiserlichen u. Baiern bei Aschaffenburg den Main, u. am 27. Juni kam es bei Amöneburg zum Gefecht, in welchem bes. die Baiern große Verluste erlitten. Beide Armeen blieben dann einige Wochen einander gegenüber stehen, bis die Ankunft des Generals Bönnigshausen mit 3000 Mann u. die Annäherung Turennes die Kaiserlichen u. Baiern zum Rückzug nach Friedberg bewog. Wrangel ging Turenne entgegen u. bei Gießen vereinigten sich die Schweden u. Franzosen. Am 12. Aug. folgten sie den Baiern, welche sich aus ihrem verschanzten Lager bei Friedberg nach Wilmar an der Lahn zurückzogen. Wrangel u. Turenne folgten nicht, sondern zogen über Aschaffenburg u. theilten sich in zwei Colonnen: Turenne ging durch das Württembergische, Wrangel zog links der Tauber u. Jaxt u. sendete den General Königsmark ab, um Nördlingen zu besetzen u. dann sich rasch gegen Donauwörth zur Gewinnung der dortigen Donaubrücke zu wenden. Schon zu Anfang Septbr. 1646 stand Wrangel vor Rain am Lech, wo sich auch. Turenne wieder mit ihm vereinigte. Rain ergab sich bald, u. nun stand ganz Baiern den Schweden offen. Der Kurfürst von Baiern eilte zwar, eine neue Armee zu bilden, u. ließ München u. Ingolstadt stark besetzen, aber er vertraute diesen Anstrengungen selbst so wenig, daß er nach Braunau am Inn flüchtete. Wrangel belagerte zunächst Augsburg, als aber die kaiserlich-bairische Armee, 24,000 Mann, im Octbr. 1646 durch Franken anrückte, so gab er die Belagerung auf u. zog sich nach Lauingen an der Donau, das er stark befestigen ließ, um einen sicheren Donauübergang zu haben, blieb aber am rechten Ufer dieses Stromes stehen. Die Verwüstungen, welche die feindlichen Heere in Baiern anrichteten, brachten den Kurfürsten endlich dahin, wohin ihn die vornehmlich gegen Österreich gerichtete Politik Mazarins haben wollte. Er begann mit den Franzosen Unterhandlungen über einen Waffenstillstand. Daher begünstigte Turenne auch Wrangels Plan nicht, Baiern durch energisches Vorgehen völlig zu vernichten u. dann ins Innere von Österreich vorzudringen. Die Alliirten zogen sich über den Lech zurück, Turenne in den Norden Schwabens, die Schweden an den Bodensee, um Winterquartiere zu beziehen. Die Kaiserlichen u. Baiern vertheilten sich zwischen dem Lech u. der Isar. Ein neuer Feind erwuchs den Schweden aus den Bauern in Oberschwaben, bes. im Algau; diese beunruhigten dieschwedischen Quartiere fortwährend durch Streifereien, doch zogen sie sich, als Wrangel am 25. Decbr. mit 3000 Mann gegen ihre Zufluchtsorte anrückte, in die Bregenzer Klause zurück. Wrangel folgte ihnen schnell nach, u. nachdem er sie Ende Decbr. 1646 geschlagen hatte, drang er in Stadt u. Schloß Bregenz ein u. belagerte u. beschoß auch im Febr. 1647 Lindau am Bodensee. Um den Abschluß der Verhandlungen in Ulm mit den Baiern abzuwarten, nahm er einstweilen ruhig sein Hauptquartier in Ravensburg. Am 14. März 1647 kam der Separatwaffenstillstand in Ulm zwischen Schweden u. Franzosen einer- u. den Baiern andererseits zu Stande. Die Schweden erhielten Memmingen u. Überlingen eingeräumt u. traten dagegen die von ihnen besetzten bairischen Städte an den Kurfürsten von Baiern ab; die Franzosen erhielten Lauingen, [327] Hochstädt u. Gundelfingen, so wie der Kurfürst auch aus allen württembergischen Städten die bairischen Garnisonen abrief. Tübingen hatte Turenne schon früher erobert. Während der Ulmer Verhandlungen hatte General Löwenhaupt im März Wrangel Unterstützungen aus Schweden nach Nördlingen zugeführt. Wrangel belagerte hierauf Schweinfurt, wo sich 2000 Kaiserliche unter General Ladron Ende Aprils aus Mangel ergaben. Die Schweden bezogen hierauf Erholungsquartiere in Franken u. machten sich fertig, in Böhmen einzufallen, während Turenne erst den Kurfürst von Mainz zwang, am 29. April einen Waffenstillstand abzuschließen, u. sich dann nach Darmstadt wendete, dessen Landgraf am 30. Mai dem Waffenstillstande unter harten Bedingungen beitrat. Nun zog Turenne nach den Niederlanden u. überließ es den Schweden allein, den Krieg mit dem Kaiser fortzusetzen.

Wrangel hatte den General Königsmark nach Westfalen entsendet, um die dortigen kaiserlichen Garnisonen, so wie den Landgraf von Hessen-Darmstadt u. den Herzog von Lothringen im Auge zu behalten, u. in Schlesien hatte seit dem April 1646 der General Wittenberg zuletzt mit 8000 Mann einen kleinen Krieg gegen die Kaiserlichen unter Montecuculi mit Glück geführt u. war selbst im Sept. 1646 in Böhmen u. Mähren eingefallen. Jetzt gab Wrangel dem General Wittenberg die Weisung, nach Böhmen zu gehen, wohin auch er im Juni über Bamberg u. Kulmbach seine Marschroute richtete. Eger, das vom Obersten Paradies tapfer vertheidigt wurde, fiel am 17. Juli 1647, trotz eines Entsatzversuches des kaiserlichen Generals Melander, durch Capitulation in seine Hände. Darnach überfiel er das 20,000 Mann starke Lager Melanders an der Eger in der Nacht des 27. Juli, bei welcher Gelegenheit Ferdinand III. mit genauer Noth der Gefangenschaft entging, doch räumten die Kaiserlichen dasselbe erst, als Wrangel ihnen Anfang Augusts alle Zufuhr abschnitt, u. zogen sich nach Pilsen zurück. Wrangel folgte ihnen, zog sich jedoch nach einem Gefechte bei Schloß Triebel am 25. Aug. 1647, in welchem er den Kürzeren zog, nach Töplitz zurück. Die kaiserliche Armee lagerte sich am 30. Aug. ihm gegenüber, bezog aber am 18. Sept. ihr früheres Lager bei Schloß Triebel wieder, u. gleich darauf hob auch Wrangel sein Lager auf u. zog über Kaaden nach Saatz dem General Hammerstein entgegen, der ihm aus Westfalen Verstärkung zuführte. Unterdessen hatte sich Kurfürst Maximilian von Baiern mit dem Kaiser vornehmlich durch den kaiserlichen Gesandten, Khevenhüller, in München ausgesöhnt u. unter dem Vorwand, daß die Schweden das, in den Waffenstillstand eingeschlossene Kurfürstenthum Köln fortwährend wie ein feindliches Land behandelten, denselben im Sept. 1647 gebrochen, u. sein Heer war von Straubing in Anmarsch gegen die Oberlausitz, wo es sich mit der kaiserlichen Armee vereinigen sollte. Wrangel hierdurch in die größte Verlegenheit gerathen u. der Freundschaft der Franzosen mißtrauend, brach, in Eger eine Besatzung zurücklassend, am 30. Septbr. aus Böhmen auf u. ging durch Thüringen ins Eichsfeld, von wo aus er den General Wittenberg nach Pommern entsendete, um dies gegen Johann von Werth zu decken, der sich nach Schlesien gewendet hatte. Die kaiserlichbairische Armee, 25,000 Mann stark, folgte Wrangel nach Thüringen; Wrangel ging bei Höxter über die Weser u. bezog bei Halberstadt, Hildesheim u. Braunschweig Cantonnirungen. Melander war nämlich einige Zeit in Thüringen stehen geblieben, u. als er den Schweden an die Weser nachfolgen wollte, rief Maximilian die Baiern an den Main zurück.

Die Friedensunterhandlungen in Osnabrück, welche schon seit 1645 begonnen hatten, waren nämlich schon weit vorgerückt, aber es stand zu erwarten, daß der Kaiser bei den Vortheilen, die er jetzt leicht über die Schweden erringen konnte, höhere Forderungen stellen u. so den Friedensschluß verzögern würde, damit die Schweden nicht zu mächtig würden. Während der Unterhandlungen dauerte der Krieg immer fort. Melander, statt die gewonnenen Vortheile zu benutzen u. die Schweden zu verfolgen, wendete sich im November nach Hessen-Kassel, um sich an der Landgräfin wegen seiner früheren Entlassung aus hessischen Diensten zu rächen. Er verheerte das ganze Land u. eroberte im Decbr. Marburg, allein bald fehlte es ihm an Subsistenzmitteln, u. noch vor Jahresschluß verlegte er seine Truppen nach Thüringen u. in das Altenburgische in Cantonnements. 1647 hatte auch Königmarks fliegendes Corps im Verein mit den Hessen in Westfalen glücklich gefochten. Sie hatten am 11. März Kirchhain, am 20. Mai Vecht erobert, Wiedenbrück zur Capitulation gezwungen u. den General Lamboy aus Ostfriesland zum Rückzug nach Köln genöthigt. Im Juli d. I. hatten sich auch mehrere ehemals weimarische Regimenter von Turenne, der damals im Zweibrückischen u. Elsaß stand, getrennt u. waren, da die Offiziere nicht mit gingen, von Hempel aus Weimar geführt, über den Rhein gegangen, obgleich sie Turenne selbst durch Gewalt zurückhalten wollte, u. vereinigten sich in Westfalen mit Königsmark.

Zu Anfang des Jahres 1648 eröffnete Wrangel u. Königsmark, mit 18,000 Mann, den Feldzug. Die Kaiserlichen zogen sich eiligst aus Hessen heraus u. stießen, alle Macht concentrirend, bei Würzburg mit den Baiern zusammen, wagten aber nicht, Wrangel, der im Februar bei Gmünd ankam, Stand zu halten, sondern setzten den Rückzug gegen die Donau fort. Nur die Zögerung Turennes, der wegen des Überganges der weimarischen Truppen aus französischen in schwedische Dienste grollte, hinderte Wrangel, ihnen schnell zu folgen, u. erst als im März Turenne auf höheren Befehl mit 5000 Mann bei Öttingen zu den Schweden stieß, drangen die vereinten Heere schnell bis Donauwörth vor, das von den Baiern sogleich geräumt wurde. Hier aber trennte sich Turenne wieder von Wrangel u. kehrte nach Franken zurück. Wrangel begnügte sich daher, nach der Oberpfalz zu gehen u. das belagerte Eger durch Königsmark neu verproviantiren zu lassen. Die kaiserlich-bairische Armee, die sich am rechten Donauufer wieder verstärkt hatte, ging bei Regensbnrg über die Donau u. lagerte sich im April 1648 bei Amberg u. Sulzbach, Wrangel bei Neumark. Dieser ging jetzt über die Altmühl, eroberte Dinkelsbühl, wo Königsmark wieder zu ihm stieß, u. rückte nach Schwaben. Melander folgte ihm u. ging bei Donauwörth über die Donau, um Baiern zu schützen. Im Württembergischen vereinigten sich die Franzosen wieder mit den Schweden u. rückten nun, 22,000 Mann stark, nach Lauingen, überschritten dort die Donau u. schlugen am 17. Mai die kaiserlich-bairische [328] Armee unter Melander u. Gronsfeld bei Zusmarshausen, wo Melanderblieb. Wrangel, den Sieg benutzend, erzwang den Lechübergang. Die geschlagene Armee flüchtete nach Ingolstadt, der Kurfürst aber nach Salzburg. Das Heer zog sich über den Inn zurück, wo Piccolomini den Oberbefehl über die Kaiserlichen u. Enkefort über die Baiern übernahm. Mangel an Brückenmaterial hemmte die Verfolgung. Schon im Juli gingen die Kaiserlichen u. Baiern wieder über den Inn u. nahmen bei Landau an der Isar eine Stellung; es kam zu mehreren Gefechten, u. nach vielen Hin- u. Herzügen gingen die Franzosen u. Schweden am 30. Sept. wieder über den Lech zurück, Wrangel nach Nördlingen, Turenne gegen Dillingen; Letzter weigerte sich, den Schweden in die Oberpfalz zu folgen, wohin Wrangel gehen wollte, um seine Vereinigung mit dem Pfalzgrafen Karl Gustav zu bewerkstelligen, der mit einem Zuzug neuer schwedischer Truppen, 6–7000 Mann stark, in Böhmen eingerückt war u. den Oberbefehl über alle schwedischen Armeen übernehmen sollte. Wrangel mußte aber diesen Zug aufgeben u. sich nach Franken wenden, um Turenne näher zu sein, die Kaiserlichen dagegen rückten in die Oberpfalz. Hier traf sie die Nachricht des Friedens. Kurz vor derselben, am 26. Juli, hatte sich Königsmark, der seit dem Juni wieder Böhmen beunruhigte, durch den Verrath des cassirten kaiserlichen Rittmeisters Odowalski der Kleinseite von Prag bemächtigt, die Altstadt konnte er aber nicht bezwingen, ob er sie gleich heftig beschoß u. im August den General Wittenberg aus Schlesien zu seiner Unterstützung herbeirief, u. hob die Belagerung kurz vor dem Eintreffen der Nachricht des abgeschlossenen Friedens auf. In Westfalen hatten auch in diesem Jahre die Hessen siegreich gegen Lamboy gefochten u. ihn am 14. Juni bei Grevenbrück an der Erst geschlagen.

XI. Westfälischer Friede. Der Westfälische Friede glich die verwegensten u. widersprechendsten Ansprüche aus u. war das Meisterstück politischer Klugheit damaliger Zeit. An ihm war 13 Jahre gearbeitet worden, denn schon an dem zwischen Sachsen u. dem Kaiser 1635 in Prag geschlossenen Frieden reihten sich die Verhandlungen, den allgemeinen Frieden betreffend. Zuerst sollten der Papst u. der König von Dänemark die Vermittelung übernehmen u. in Köln u. Lübeck unterhandelt werden, aber Frankreich u. Schweden verwarfen diese Vermittelung u. begehrten Städte, die einander näher lägen, zu Congreßorten. Hierauf verweigerte der Kaiser den Fürsten des Reichs das Recht, als selbständige Bundesgenossen fremder Monarchen auf den Friedenscongressen aufzutreten, u. erst 1640, auf dem Reichstage zu Regensburg, gab er darin nach u. bestimmtein dem Reichstagsabschied, daß in Münster u. Osnabrück die Verhandlungen gepflogen werden sollten. 1641 wurden in Hamburg Präliminarien eröffnet u. im Decbr. 1641 unterzeichnet, aber der Kaiser verweigerte die Ratification derselben u. wurde erst durch Torstensons Vordringen in seine Erbstaaten bewogen, sie 1643 zu genehmigen. Dennoch weigerte man sich, die weiteren Unterhandlungen zu beginnen, aber ihr Anfang verzögerte sich immer mehr, u. der Sieg bei Tuttlingen am 24. Novbr. 1643 brachte den Kaiser wieder von seiner früheren Nachgiebigkeit zurück. Er wünschte nun, Schweden zu einem Separatfrieden zu bewegen, u. da dieses nicht gelang, so wurde endlich am 10. April 1645 der Friedenscongreß eröffnet, worauf am 1. Juni d. I. die Gesandten von Frankreich (d'Avaux u. Servien) u. von Schweden (Oxenstierna u. Salvius) ihre Vorschläge übergaben. Am 19. Novbr. d. I. übernahm der Graf Maximilian von Trauttmannsdorff als kaiserlicher Principalcommissarius die Leitung der Verhandlungen, u. diesem gelang es endlich, das große Werk zu beendigen. Französischer Gesandter war er Herzog von Longueville, päpstlicher Legat Fabius Chesius (nachmals Papst Alexander VII.), venetianischer Abgeordneter Aloysius Contarini, spanischer Graf Pegneranda, holländischer Ariom Paa. Der Kaiser zeigte sich während der ganzen Zeit des Congresses sehr wenig nachgiebig, u. sobald ihm das Kriegsglück wieder lächelte, wollte er sich zu keiner Bewilligung verstehen. Wrangels Fortschritte, Prags Eroberung u. die Klagen Baierns u. ganz Deutschlands besiegten endlich seinen Widerstand, u. der Friede wurde 6. Aug. in Münster, am 8. Septbr. in Osnabrück u. am 24. Octbr. in Osnabrück u. Münster unterzeichnet. In dem ersteren Orte unterhandelten die Schweden, in Münster die Franzosen mit dem Kaiser u. Reich. Schweden erhielt als deutsches Reichslehen Vorpommern mit Rügen, einen Theil von Hinterpommern, die Stadt Wismar u. die Bisthümer Bremen u. Verden als weltliches Herzogthum, Sitz u. Stimme auf Kreis- u. Reichstagen u. überdem noch 5 Mill. Thlr. für Unterhaltung seiner Truppen bis zur Vollstreckung des Friedens, die auf die Reichsstände repartirt wurden; Frankreich erhielt Metz, Toul u. Verdun, die es schon seit 1552 in Besitz hatte, Pignerol, Breisach, das Besatzungsrecht in Philippsburg, Ober- u. Nieder-Elsaß u. den Sundgau, soweit letztere im Besitz des Hauses Österreich gewesen waren. Die Reichsstadt Strasburg, die Bisthümer Strasburg u. Basel, 10 andere Reichsstädte im Elsaß u. alle Besitzungen reichsfreier Fürsten, Grafen u. Ritter verblieben dagegen dem Reiche. Brandenburg erhielt als Entschädigung für Pommern, dessen nächster Erbe es war, die Bisthümer Halberstadt, Minden, Kamin als weltliche Fürstenthümer, sowie auch die Anwartschaft auf Magdeburg nach dem Tode des damaligen Administrators, Prinzen August von Sachsen; Hessen-Kassel die Abtei Hirschfeld u. die Ämter Schauenburg u. Sachsenhagen nebst 600,000 Thlrn.; Mecklenburg für Wismar die Bisthümer Schwerin u. Ratzeburg u. die Johannitercommenden Mirow u. Nemerow; Kursachsen einige Ämter, namentlich 4 Ämter des Erzstiftes Magdeburg, die Ober- u. Niederlausitz hatte Österreich schon im Prager Frieden an dasselbe abgetreten; Baiern behielt die Kur- u. die Oberpfalz, für das pfälzische Haus aber, das die Unterpfalz zurück bekam, wurde eine 8. Kurwürde gestiftet. Württemberg, Baden-Durlach, Nassau, Isenburg etc., welche im Laufe des Krieges ihre Besitzungen verloren hatten, wurden wieder in dieselben eingesetzt. Der Erbfolgestreit im Hause Hessen wurde abgethan, die Jülichsche Frage aber, sowie das Schicksal von Donauwörth blieben in der Schwebe. Über die Religion hatte man sich vergeblich bemüht, eine Ausgleichung zu treffen. Nicht von allgemeiner Religions- u. Kirchenfreiheit war die Rede, blos von den Rechten kirchlicher Gesammtheiten u. Ständen, wenig von denen der Einzelnen. Daher gereichte auch der Frieden den böhmischen u. öfterreichischen [329] Dissidenten wenig zum Vortheil. Der Augsburger Religionsfriede wurde bestätigt u. auf die Reformirten mit ausgedehnt, das Jahr 1624 als Normaljahr angenommen, wonach die geistlichen Stiftungen, mit Ausnahme derjenigen, über welche in dem Frieden selbst verfügt war, demjenigen Religionstheil u. in den Religionsverhältnissen verbleiben sollten, in denen sie am 1. Jan. 1624 sich befanden, u. in jedem Lande, jeder Stadt u. in jedem Orte die Religionsübung so bleiben sollte, wie sie zu jener Zeit gewesen war. Dieses Normaljahr erstreckte sich nicht nur über Sachen u. Rechte, sondern auch über Personen. Wer nach demselben sich zu einer anderen Confession bekannt halte, sollte zu derjenigen zurückkehren, zu welcher er 1624 gehört hatte, od. er mußte auswandern; höchstens konnte das Abhalten einer Hausandacht ihm gewährt werden. In Österreich galt nicht einmal das Normaljahr, Grundsatz blieb: die Religion der Unterthanen muß auch die des Landesherrn sein. Die Reichsgerichte u. Reichsdeputation sollten von gleichviel katholischen u. protestantischen Beisitzern gebildet werden, u. da bei den Reichstagen eine solche Gleichheit nicht herzustellen war, so wurde hier in Religionssachen die Entscheidung durch Stimmenmehrheit aufgehoben. Die Landeshoheitsrechte der Fürsten, Reichsstädte u. Ritterschaft blieben unverändert. Übrigens verweigerte der Papst Innocenz dem Westfälischen Frieden, als schädlich für die Kirche, in Erklärungen vom 26. Nov. 1648 u. 3. Jan. 1651 seine Bestätigung. Über die Vollziehung des Friedens s. Deutschland (Gesch.) XI. C).

XII. Folgen des Krieges. Die Resultate des Krieges waren ebenso unbefriedigend für die religiösen, wie für die politischen Parteien Deutschlands. Sie gaben zwar dem Reiche äußerlich eine neue, d.h. im Wesentlichen die alte Rechtsgrundlage, welche vor dem Kriege bestanden hatte, aber tiefer, als vordem, war die Achtung vor der Reichsgewalt erschüttert u. das moralische Ansehen des Kaiserthums von Grund aus vernichtet. Die materiellen Leiden der Nation waren außerdem mit dem Ende des Krieges noch nicht zu Ende. Auf den durch Erpressungen u. Brandschatzungen, mehr aber noch durch die völlige Lähmung des Handels u. Verkehrs verarmten Städten, sowie auf dem flachen Lande, dessen Erwerbsquelle, der Ackerbau, völlig darnieder lag, lastete der unerträgliche Druck der Kriegssteuern, welche Deutschland an die fremden Mächte zu zahlen sich verpflichtete, deren Armeen das Land ausgesaugt u. deren Diplomaten große Länderstrecken (1900 QM.) vom Reiche losgerissen hatten. Mit den ökonomischen waren auch die socialen Verhältnisse der Bevölkerung völlig über den Haufen geworfen. Waren schon vor dem Kriege die moralischen Grundlagen des Staates tief erschüttert, indem Wohlleben u. Genußsucht den im Handel reich gewordenen Bürgerstand mehr u. mehr der früheren Sitteneinfalt entfremdete, die Religion zu äußerlicher Ceremonie herabwürdigte u. die Gesetze der moralischen Stütze beraubte, so wurden diese Zustände noch trostloser, als der Krieg die kriegführenden Mächte zu völliger Mißachtung aller gesetzlichen Ordnung verleitete. Schon im Anfange, während wenigstens noch in Freundes Lande das Recht des Bürgers auf sein Eigenthum Geltung fand, brachte die Veräußerung der Münzgerechtigkeiten an schamlose Betrüger eine solche Verwirrung in den Handelsverkehr einzelner Landstriche, daß aller aufmännische Credit aufhörte. Die Heckenmünzer, Kipper u. Wipper, wie man sie nannte, trieben ihr Unwesen unter den Augen der Landesregierungen u. überschwemmten das Land mit Münzen, deren Nennwerth in einem ungeheuren Mißverhältniß zu ihrem Metallgehalte stand. Es war daher kein Wunder, wenn der zuerst Betrogene zum Betrug seine Zuflucht nahm, um sich vor Verlust zu bewahren, u. schließlich waren es die Ackerbauer, welche den größten Schaden davon trugen. Die Bitterkeit u. der Mißmuth, welcher in allen Schichten der Gesellschaft Platz griff u. Nothwehr an die Stelle der Gesetzlichkeit setzte, steigerte sich aber mehr u. mehr, als Besitz u. Eigenthum direct durch die Gewaltthätigkeiten brandschatzender Söldner in Frage gestellt wurde. Der Kaiser selbst sanctionirte das System der Freibeuterei, mit welchem allein Wallenstein im Stande war, seine Armee bezahlt zu machen. Nothgedrungen mußten die Schweden u. ihre Verbündeten dem Beispiele folgen, denn ihre Mittel hätten sich bei völkerrechtlichem Verfahren rasch erschöpft u. der Vortheil des Krieges wäre auf Seiten der Kaiserlichen geblieben. So wurde Raub u. Plünderung Regel, ehrlicher Erwerb eine Ausnahme, das Kriegshandwerk war das einzige, welches Gewinn u. Genuß versprach. Die erwerblosen Bewohner der Städte u. des Landes mehrten u. ergänzten daher die Schaaren der Kriegsvölker u. machten es möglich, daß immer neue Heere entstanden, so oft auch die alten durch Schlachten, Seuchen, Hunger u. Strapatzen aufgerieben waren. Die Unsicherheit der Zustände u. die Unmöglichkeit, auch nur die allernächste Zukunft zu berechnen, gewöhnte die Menschen an flüchtigen Genuß des Daseins, an maßlose Befriedigung der Leidenschaften u. Begierden, um sich für vergangene u. etwa noch kommende Gefahren u. Entbehrungen schadlos zu halten. So schwand aller sittliche Halt, die Gesellschaft gerieth aus den Fugen u. der nackte Egoismus u. die roheste Selbstsucht erwuchs auf den Trümmern der Cultur u. Civilisation. Nur die Macht der Gewohnheit u. der Tradition hielt die verwilderten Nachkommen des im Kriege hinsterbenden Geschlechts zu Gemeindeverbänden u. Genossenschaften zusammen. Am bewunderungswürdigsten zeigte sich der gesellige Instinct u. die Macht des Herkommens der Menschen in den Landgemeinden, obgleich diese verhältnißmäßig schwerer u. härter vom Kriege betroffen wurden, als die Städte, welche wenigstens einige Sicherheit boten u., wofern sie nicht widerstandsfähig waren od. den Kampf scheuten, durch Contributionen sich von allgemeiner Plünderung loszukaufen vermochten. Die Reicheren flüchteten daher auch mit ihrer fahrenden Habe, nachdem dieselbe so gut als möglich in Geld verwandelt war, in die Städte, ja mitunter wanderten ganze Dorfbewohnerschaften bei der Annäherung von Truppen in die Städte aus, stets aber, um, nachdem die Gefahr vorüber war, zurückzukehren, u. wenn das Dorf vom Feinde eingeäschert war, an der noch rauchenden Stätte sich von Neuem anzusiedeln. Waren keine Städte in der Nähe, so legte man Verhaue an, indem man Wälder durch Dornwände u. dgl. unzugänglich zu machen suchte. Dorthin flüchteten Weiber u. Kinder mit dem Vieh u. was sonst Werth hatte u. hielten sich oft tagelang versteckt. Immer u. immer wieder versuchte man[330] die Felder, soweit die Kräfte reichten, zu bestellen, wenn die Saaten von den Kriegsvölkern verwüstet worden waren; aber weite Ackerstrecken blieben brach liegen, weil es an Kräften fehlte, denn die jungen Burschen eilten meist den Fahnen zu u. zogen das lustige Kriegs- u. Wanderleben der mühevollen u. oft vergeblichen Ackerarbeit vor. Den Heeren folgten ganze Schaaren ruchlosen Gesindels, liederliche Dirnen, Gaukler, Bänkelsänger u. Händler, welche den Soldaten ihr Raubgut um ein Billiges abkauften. Was die Truppen an Hab u. Gut unangetastet ließen, wurde nicht selten die Beute dieses Gesindels. Im Verlauf des Krieges griff die Entvölkerung immer weiter um sich, nicht allein in Folge der Opfer, welche die Schlachten u. Lagerkrankheiten forderten, sondern auch, weil immer weniger Ehen geschlossen u. die geschlossenen häufiger absichtlich od. durch Unglück im Kriege gelöst wurden. Ein großes Verdienst um den Zusammenhalt der ländlichen Gemeindeverbände erwarben sich viele Dorfpfarrer, namentlich protestantischer Länder; so sehr auch die Gemeinde zusammenschmolz, sie ließen nicht ab, die Pflichten ihres Amtes zu erfüllen, an Sonn- u. Festtagen zu predigen, od., wenn die Kirche niedergebrannt war, die Gemeinde unter freiem Himmel zum Gebete zu versammeln. Sie gaben Trost bei den schweren Leiden, welche der Krieg über ein Dorf brachte, sie vermittelten bei der Regierung, wenn es Linderung der eingetretenen Noth galt. Endlich mußte der Krieg sich selbst verzehren. Es war unmöglich geworden, mit großen Heeresmassen zu operiren, da der Mangel an Lebensmitteln mehr als der Tod in der Schlacht den Truppen verderblich zu werden begann. So sehr war das Land erschöpft, daß ihm auch mit Gewalt nicht mehr das zum Unterhalte der Heere Nothwendige abgepreßt, werden konnte. Der Frieden war durch die Nothwendigkeit geboten. Sollte die Nation nicht auch physisch zu Grunde gehen, so mußte das Schwert wieder mit der Pflugschar vertauscht werden. So kam es denn, daß auf dem Lande mit dem Eintritt des Friedens verhältnißmäßig rasch geordnete Zustände u. bessere Verhältnisse zurückkehrten, während die Gewerbthätigkeit u. der Handel der Städte noch lange Jahre an den Nachwehen des Krieges darniederlagen. Der einzige Fortschritt, welchen die Menschheit dem D. K. verdankt, ist von sehr zweifelhaftem Werthe: die Kriegskunst trat während desselben in ein ganz neues Stadium, sowohl was die Vertheidigung u. Belagerung von festen Plätzen, als auch was die Anwendung u. Verbesserung der Feuerwaffen anlangt. Auch die Politik gewann im Verlaufe des Krieges u. am Ende desselben einen erweiterten Gesichtskreis u. die Diplomatie bildete sich zu einem eigenen Zweige der Staatskunst aus. Die Lehren u. Erfahrungen der dreißigjährigen Kriegsperiode in Bezug auf Kriegs- u. Staatskunst kamen nur einem kleinen Theile Deutschlands in reichem Maße zu Gute. Dieser Theil war das Kurfürstenthum Brandenburg, dessen Beherrscher den kleinen Staat zu der bedeutendsten protestantischen Macht Deutschlands zu erheben u. für das Emporblühen desselben die trostlosen Zustände des Reichs in kluger Weise zu nützen wußte. Hatte der Krieg nicht in der Anerkennung des Princips der Toleranz seinen Ausgang finden können, so drängte er doch in seinen Folgen darauf hin u. brachte die Menschheit um ein bedeutendes Stück vorwärts auf dem Wege der Civilisation. – Vgl. Fr. Ch. von Khevenhiller, Annales Ferdinandei, Regensb. u. Wien 1640–46, 12 Bde., Fol.; Deutscher Auszug von Runde, Lpz. 1778–81, 4 Thle.; Bougeant, Historie des D. K-es, aus dem Französischen von Rambach, Halle 1758–60, 4 Thle.; Galletti, Geschichte des D. K-es, ebd. 1791 f., 3 Bde.; Schiller, Geschichte des D. K-es, Lpz. 1802, 2 Bde.; fortgesetzt von Woltmann, ebd 1808 f., 2 Bde.; Westenrieder, Geschichte des D. K-es, Münch. 1804; Breyer, Geschichte des D. K-es, ebd. 1811; Dessen Beiträge dazu, 1812; S. Ewald, Der D. K., Berl. 1830; Menzel, Geschichte des D. K-es, ebd. 1835–39, 2 Bde.; Flathe, Gustav Adolf u. der D. K., Dresd. 1840 f., 4 Bde.; Mebold, Der D. K., Stuttg. 1840, 2 Bde.; Söltl, Der Religionskrieg in Deutschland, Hamb. 1840–43, 3 Bde.; Barthold, Geschichte des großen Kriegs, Stuttg. 1842 f., 2 Bde; La Roche (vom militärischen Standpunkte betrachtet), Schaffh. 1848–52, 3 Bde.; de Francheville, Geschichte der letzteren Feldzüge Gustav Adolfs, aus dem Franz., Gött. 1794; H. von Bülow, Gustav Adolf in Deutschland, Berl. 1808, 2 Thle.; Chemnitz, Von Schweden in Deutschland geführter Krieg, Stockh. 1857 Heilmann, Über das Kriegswesen im D. K., Meiß. 1851; von Meiern, Acta pacis Westphalicae publica, Hannov. 1734–36, 6 Bde., Fol.; Acta pacis executionis publicae, Hannov. 1736 u. Gött. 1738, 2 Bde., Fol.; Relatio hist. de pacificatione osnabrugo-monaster., ebd. 1737.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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