Oxenstierna

Oxenstierna

Oxenstierna, 1) Graf Axel, geb. 1583 zu Fånö in Upland, studirte in Rostock, Wittenberg u. Jena Theologie u. blieb, obschon später Staatsmann, doch immer der Theologie zugethan. 1602 trat er unter Karl IX. in Staatsdienst, wurde 1606 Gesandter in Mecklenburg, trat 1608 in den Senat u. zeichnete sich hier so aus, daß ihn Karl IX. 1609 bei seiner Abwesenheit an die Spitze der Regentschaft stellte. Gustav Adolf erhob ihn zum Kanzler; er wurde Bevollmächtigter beim Frieden von Knäred 1613 zwischen Schweden u. Dänemark, ging 1614 mit Gustav Adolf nach Livland u. schloß 1617 zwischen Schweden u. Rußland den Frieden von Stolbowa. Später wurde er Statthalter in den von Preußen abgetretenen Districten. Mit Polen schloß er 1629 den sechsjährigen Waffenstillstand, folgte dann seinem König als Rathgeber u. Unterhändler nach Deutschland, wo er in Mainz blieb, während Gustav Adolf in Franken u. Baiern kriegte. Bei Nürnberg führte er ihm 1632 36,000 Mann zu u. war mit neuen Verstärkungen unterwegs, als Gustav Adolf 1632 bei Lützen fiel. Sogleich sammelte er ein bedeutendes Heer, um die Sache Schwedens zu vertheidigen, u. eilte nach Dresden u. Berlin, um die dortigen Höfe zur Fortsetzung des Kriegs zu ermuthigen. Der Schwedische Reichrath gab ihm unbedingte Vollmacht; er versammelte nun die evangelischen Stände in Heilbronn zu einem Congreß u. wurde hier als Director des Evangelischen Bundes anerkannt. 1634 nach der Schlacht von Nördlingen, wo die schwedische Sache verloren schien, hielt er sie durch seine Geisteskraft; s.u. Dreißigjähriger Krieg V. 1636 kehrte er nach Schweden zurück, legte dem Reichsrath Rechenschaft ab u. führte bis zu Christinens Volljährigkeit als Mitvormund die Regierung. Christine, majorenn geworden, ernannte ihn zum Grafen, die Universität Upsala aber zum Kanzler. Der zu schleunigen Abschließung des Westfälischen Friedens widersetzte er sich, ebenso der Abdankung Christinens, u. suchte diesen Entschluß durch eine vorgespiegelte Krankheit aufzuhalten, indem er nicht bei den Verhandlungen erschien. Er starb im August 1654. Von ihm ist der 2. Theil von Chemitius: Historia belli suecogermanici; auch schr. er: De arcanis Austriacae domus ab Hippolyto a Lapide. Vgl. Lundblad, Svensk Plutarch, Stockh. 1824, 2 Bde. (deutsch Stuttg. 1826 f.). 2) Graf Johann, Sohn des Vor., geb. 1611, wurde seit 1636 zu mehren Sendungen als Bevollmächtigter Schwedens in Deutschland gebraucht u. st. 1657 in Wismar. 3) Graf Gabriel, Bruder von O. 1), wurde 1612 Statthalter in Livland, später in Upland, 1625 Gesandter in Dänemark, führte nach der Abreise Gustav Adolfs nach Deutschland die Regentschaft mit, wurde 1634 Reichsdrost, Präsident des Oberjustizraths u. bei der Minderjährigkeit Christinens einer der fünf Reichsvormünder; er st. 1640. 4) Graf Benedict, geb. 1623, war bei dem Westfälischen Frieden u. bei der Friedensexecution in Nürnberg,[536] dann Gesandter an mehren Höfen, Präsident des Hohen Tribunals in Wismar u. 1680 Minister des Auswärtigen; er strebte vorzüglich den Frieden u. die französische Allianz zu befestigen, wurde Kanzler der Universität Upsala u. st. 1702. 5) Johann Gabriel, geb. 1750 u. st. 1818 als schwedischer Reichsmarschall, schrieb mehre Gedichte u. suchte in seinem Drama Drottning Disa die Altnordische Mythe in die neuere Dichtkunst einzuführen. Gesammelte Schriften, Stockh. 1805–15, 5 Bde.; nach seinem Tode kam noch ein 6. Bd., ebd. 1826, dazu; Arbeter, Gothenb. 1836–42, 2 Bde.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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