Thümmel

Thümmel

Thümmel, 1) Moritz August von T., geb. 27. Mai 1738 auf dem Rittergute Schönfeld bei Leipzig; studirte in Roßleben u. seit 1756 in Leipzig, wurde 1761 Kammerjunker bei dem Erbprinzen von Sachsen-Koburg u. nach dessen Regierungsantritt Geh. Hofrath, 1768 wirklicher Geh. Rath u. Minister. 1775–77 unternahm er, von seinem älteren Bruder begleitet, eine Reise durch Frankreich u. einen Theil Italiens. 1783 zog er sich von den öffentlichen Geschäften zurück, lebte auf Sonneborn im Gothaischen, dem Familiengute seiner Gattin, u. auf Reisen u. st. 26. Octbr. 1817 in Koburg. Er schr. die komische Epopöe: Wilhelmine od. der vermählte Pedant, 1764; die poetische Erzählung: Inoculation der Liebe, Lpz. 1771; den Roman: Reise in die mittäglichen Provinzen von Frankreich, ebd. 1791–1805, 10 Bde.; Sämmtliche Werke, ebd. 1811–12, 2 Aufl. ebd. 1820–21, 6 Bde., n. A. 1832 in 6 u. 1844 in 8 Bdn. Aus seinem Nachlasse, von F. F. Hempel herausgeg., erschien noch das scherzhafte Gedicht: Der heilige Kilian od. das Liebespaar, Lpz. 1819. Lebensbeschreibung von J. E. v. Gruner, ebd. 1819. 2) Hans Wilhelm von T., jüngster Bruder des Vor., geb. 17. Febr. 1744 in Schönfeld; studirte in Leipzig, wurde 1760 Page in Gotha, 1765 Kammerjunker u. dann Kammerassessor, begleitete den Lord Villiers u. später den Prinzen August von Gotha auf Reisen durch Deutschland u. Italien u. wurde 1783 Kammervicepräsident in Altenburg, wo er viel zur Abschaffung der ungemessenen Frohnen, zur Gründung einer Armendirection u. zur Errichtung von Armenhäusern that. 1805 Geh. Rath u. Minister geworden, lebte er abwechselnd in Gotha u. Altenburg, errichtete die später wieder eingegangene Armencolonie Neufrankenroda bei Gotha u. erwarb sich durch Abtragung der Wälle u. sonstige Verschönerungen Verdienste um Gotha, wie durch mehre Bauten um Altenburg. Schon früher hatte T. diplomatische Sendungen, so 1792 ins kaiserliche Hauptquartier nach Frankfurt u. 1803 nach Dänemark, übernommen, 1806 aber, als Gotha zum Rheinbund getreten war, wurde er 1807 zu diplomatischen Missionen nach Berlin, Königsberg, Dresden u. Paris zu Napoleon gebraucht; 1808–17 lebte er wieder seinen Dienstgeschäften u. nahm dann den Abschied. Er st. 1. März 1824 in Altenburg u. wurde in Nöbdenitz, einem seiner Güter, in einem unter den Wurzeln einer uralten Eiche ausgemauerten Grabe sarglos auf einer Moosbank liegend begraben. T. schr.: Lettres à Clio, Ronneb. 1808 (eine Schmeichelei für Talleyrand); Statistische, geographische u. topographische Beiträge zur Kenntniß des Herzogthums Altenburg, Altenb. 1818, kl. Fol.; Aphorismen eines Siebenundsiebzigjährigen, 1818, 2. Ausg. 1822; Nachgelassene Aphorismen, Frkf. 1827. 3) August Wilhelm von T., Stiefsohn von T. 1), geb. 1774 in Sonneborn bei Gotha; er st. 1814 als Oberst des königlich sächsischen Husarenregiments in Mons an den Folgen einer Verwundung in dem Gefecht bei Courtray; er schr.: Ferdinand (Roman), Lpz. 1803, 2. Aufl. 1805, 2 Thle.; Dramatische Scenen zum geselligen Vergnügen, Kob. 1804; Die kleinstädtischen Freier (Lustspiel), ebd. 1807.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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