- Timor
Timor, 1) Inselgruppe im Indischen Ocean, zu den Kleinen Sundainseln gehörig. Zu ihr gehören außer der Folgenden die Inseln Rottie, Kambing (Harteneiland), Simao Noessa Nessing, Dao, Sabul u. Simao; 2) Hauptinsel der Gruppe, 60 Ml. Länge, 8–12 Ml. Breite, 420 (vielleicht sogar über 500) QM., ist die östlichste u. größte der Kleinen Sundainseln u. hat besondere Bedeutung als Vermittelungsglied zwischen Asien u. Australien Das ganze Innere ist von einer Gebirgskette, welche 4–6000 Fuß aufsteigt, erfüllt, die Küsten sind meist steil, zudem auch der vorgelagerten Korallenbänke wegen schwer zugänglich. Die Flüsse sind zahlreich, aber nur kurz, in der Regenzeit plötzlich angeschwollen, in der trockenen Zeit meist ganz versiegt. Von April bis November herrscht der Ostmonsun, von November bis April der Westmonsun; dieser bringt viel Regen, jener anhaltende Dürre; die Hitze ist meist sehr groß. Im Flußsande findet sich Gold, im nordwestlichen Theile der Insel Kupfer; Hauptausfuhrartikel bildet das Sandelholz; an Fruchtbäumen finden sich die Kokos- u. Sagopalme, der Brodfrucht-, Granaten- u. Pisangbaum; angebaut werden bes. Mais u. in den Niederungen Reis u. Baumwolle; Viehzucht ist ansehnlicher als Ackerbau; die Bienen liefern viel Wachs; außerdem gibt es Perlenmuscheln, Schildkröten, Krokodile, Schlangen, Skorpione, Affen, Hirscheber, wilde Büffel, Vampyre etc. Die Einwohner sind Malayen (etwa 400,000) u. zerfallen in die Belo (im östlichen Theile), die eigentlichen Timoresen (in der westlichen Hälfte) u. die Atuli Kupang (in der westlichsten Ecke); sonst gibt es noch Chinesen, Portugiesen u. Niederländer. Ein großer Theil der Belo erkennt die portugiesische Herrschaft an, die eigentlichen Timoresen u. Atuli Kupang haben sich den Niederländern unterworfen, ebenso seit 1752 ein kleiner Theil der Belo; nur wenige Landschaften haben sich unabhängig erhalten. Nach dem Vertrage von 1852 bildet der 142°10′ die Grenze; im Jahr 1859 scheint man jedoch weitere Grenzbestimmungen getroffen zu haben, zu Folge deren als portugiesisch gelten die Staaten Maubara, der Theil von Ambonn (Sutrana) an der Nordküste u. Oikussi an der Nordküste; als niederländisch die Staaten Amarassi, Bibiko, Dirma, Beboki, Tialara, Lomakaneh, Lidak, Inanilo, Mena, Tulgerite, Kupang, Amabi, Amfoang, Sorbina, Taibeau, Fonei, Sonabai u.a. Die innere Verwaltung ist durchgehends den einheimischen Fürsten überlassen geblieben. Der niederländische Antheil steht unter einem Residenten u. mit diesem unter dem Generalgouverneur von Java; der portugiesische Antheil steht unter einem Generalcapitän, welcher seinen Sitz in Dilli hat, ist aber noch weniger bekannt als das niederländische Gebiet.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.