Krokodile

Krokodile

Krokodile, 1) die ganze Familie der Panzereidechsen (Crocodili, Loricata), mit verknöcherten, gekielten Schildern gepanzert, der Schwanz zusammengedrückt u. mit einem Kamme; die kurze Zunge ist festgewachsen im Unterkiefer, die am Ende der Schnauze stehenden Nasenlöcher u. die Ohren sind durch die Klappen verschließbar; die Pupille ist ein senkrechter Spalt; die Zähne sind in den Kiefern eingekeilt, d.h. ihre Wurzeln sind in Zahnhöhlen der Kiefer eingesenkt; die Lippen fehlen, Beine kurz, mit Schwimmhäuten u. an drei Zehen mit Krallen; zwei Drüsen am Unterkiefer sondern eine moschusartig riechende Feuchtigkeit ab. Sie leben in den Süßwassern der heißen Länder, oft in großer Menge zusammen, ohne dabei gerade gesellig zu sein, u. gehören zu den gefährlichsten Raubthieren der Gewässer, rauben Wirbelthiere u. Menschen u. tauchen sie erst unter, damit sie ertrinken, ehe sie dieselben verzehren. So muthig, schnell u. gewandt sie im Wasser sind, so furchtsam u. schwerfällig sind sie auf dem Lande, doch können sie sich auch da ziemlich schnell vorwärts bewegen, aber schwer umdrehen. Während der stärksten Hitze liegen manche, im Schlamm eingewühlt, in einem lethargischen Schlafe. Das Weibchen legt 20–60 hartschalige Eier in Uferlöcher. Die K. werden getheilt in die Gattungen: a) Gavials (Gavialis Cuv., Rhamphostoma Wagl.), Schnauze viel länger als der übrige Kopf, dünn, schmal, vorn abgerundet; Zähne gleich u. gleich groß, Vorderfüße mit halber Schwimmhaut: Ganges-Gavial (G. gangeticus Gm.), Kleiner Gavial (G. tenuirostris Cuv.), beide in Ostindien, s. Gavial; b) Krokodil (Crocodilus Cuv.), Schnauze kurz, vorn abgerundet, dahinter jederseits mit einem Ausschnitte, in welchen der größere vierte Unterkieferzahn paßt; Vorderbeine ohne Schwimmhaut: Gemeines K. (C. vulgaris Cuv), im Nil; ferner: C. biporcatus Cuv., auf Java; C. acutus Cuv., auf den Antillen; C. rhombifer Cuv., in Mexico etc., s. unten 2); c) Alligators (Kaimans, Alligator Cuv., Champsa Wagl.), Kopf der Vorigen, aber breiter, vorn spitziger, kein Ausschnitt für den Eckzahn, sondern eine Grube im Oberkiefer, in welche der ebenfalls größere Unterkieferzahn paßt; Vorderfüße ohne Schwimmhaut, die hinteren mit halber. Nur in Amerika: Kaiman mit der Hechtschnauze (A. lucius Cuv.), im südlichen Theile von Nordamerika; Brillenkaiman (A. sclerops Schu.) u.a. m. Von den vorweltlichen krokodilartigen Thieren gibt es zahlreiche Gattungen: Poecilopleuron Deslch., Pleurosaurus Mey., Teleosaurus Geoffr., Pelagosaurus Bronn., Aelodon Mey., Gnathosaurus Mey. etc.; vgl. Alligator; 2) Eigentliches K., Gattungen dieser Familie s.u. 1) b. Arten: a) Gemeines K. (Nil-K., Crocodilus niloticus, Cr. vulgaris Cuv., Lacerta cr. L.), grünlich, mit schwarzen Querstreifen; Kiefern gleich lang, im Nacken sitzen sechs gekielte Platten; in allen großen Flüssen Afrikas, den Alten bes. aus dem Nil bekannt, kommt jedoch nur noch in Oberägypten vor, lebt Tags auf dem Lande, fischt zu bestimmten Zeiten u. in Gesellschaft, kann nicht lange im Wasser ohne Athem zu holen aushalten, legt die Eier in Sand; hat Feinde an der Pharaonsratte u. an Affen, welche Junge od. Eier fressen. Dagegen ist die Sage, daß der Ichneumon dem K., wenn es schlafend im Sande liegt, in den Leib krieche, eine Erdichtung; wahr soll es aber sein, daß Sumpfvögel, bes. Strandläufer, die Blutegel u. dgl. aus dem Rachen des K-s wegfressen, welche sich im Wasser an demselben ansaugen. In Ägypten war das K. dem Typhon heilig u. wurde in den Nomen von Koptos, Arsinoe u. Ombos göttlich verehrt; in letzterem wurden sie in eigenen Teichen gehegt u. abgerichtet, u. die Mütter freuten sich, wenn die K. ihre Kinder fraßen. Das K. galt als heilig, weil es 60 Jahre lebe, 60 Tage trächtig sei, 60 Eier lege u. 60 Zähne u. Gelenke habe; die Zahl 60 aber gehörte zu den heiligen. In anderen Districten wurde es getödtet, z.B. in Tentyra, in Apollinopolis an Bäume gehängt, erschlagen u. gegessen. Unter dem Leviathan des Alten Testaments verstehen die meisten Interpreten das K. Die K. lassen sich etwas zähmen; Fleisch eßbar, doch nicht ganz schmackhaft. b) Geflecktes K. (Leisten-K., Indisches K., Cr. biporcatus Cuv.), mit acht Reihen ovaler Platten längs des Rückens, erhabenen Leisten vor den Augen u. kleinen Löchern an den Bauchschildern; auf den Inseln von Südasien u. Australien, bis 20 F. lang; c) Spitzrüsseliges K. (Mittelamerikanisches K., Cr. acutus Cuv.), hat langen, spitzigen Rüssel, sechs Schilder im Nacken; frißt Fische, auch Landthiere, in Westindien; d) Rauten-K. (Cr. rhombifer),[834] in Mexico, u.a. 3) (Mastrichter K.), ein vorweltliches K. in den Mastrichter Steinbrüchen, s.u. Mastricht 2).


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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