Transscendent

Transscendent

Transscendent (v. lat.), 1) in der Philosophie bei den Scholastikern diejenigen höchsten Begriffe, welche nicht zu den allgemeinen Klassenbegriffen (Kategorien) gerechnet werden können, weil sie dieselben ihrem logischen Umfange nach übersteigen (transscendiren) u. in allen Kategorien vorkommen, z.B. der Begriff des Eins, des Seyn. Subtransscendente Begriffe nannte man solche, wie: dieses, jenes, etwas, Ding. Bei Kant u. in der Zeit nach ihm bezeichnet transscendent dagegen 2) eine die Grenzen jeder möglichen Erfahrung überschreitende, überfliegende Erkenntniß; Kant erklärte alle theoretische Erkenntniß, welche über die Objecte reiner Vernunftideen, wie Gott, Freiheit. Unsterblichkeit, dogmatisch[758] etwas zu wissen vorgebe, für transscendent. Daher bedeutet es auch oft 3) überhaupt so v.w. überschwänglich, nüchterner u. vorsichtig fortschreitender Erkenntniß unzugänglich. 4) In der Mathematik eine Function einer veränderlichen Größe, welche nicht algebraisch ist; u. zwar sind die algebraischen: Summe, Differenz, Product, Quotient mit gegebenen Größen, sowie Potenz u. Wurzel mit gegebenen Exponenten; folglich sind t-e Functionen der veränderlichen Größe x insbesondere die Exponentialfunction ax, die logarithmischen log x u. num. log. x, u. sämmtliche goniometrische Functionen sin x, cosx, arc sin x etc. Eine Gleichung heißt t., wenn sie t-e Functionen von veränderlichen Größen enthält. Daher z.B. eine Transscendente Curve, eine solche, deren Gleichung eine T-e ist, vgl. Curve. Die Benennung ist von Leibnitz eingeführt. Vgl. I. Soldner, Théorie et table d'une nouvelle fonction transcendante, München 1808; Tafel der Werthe des Integrals ∫e – tt dt in Kramp, Analyse des réfractions etc., Lpz. 1798, S. 193. Transscendente Analysis, so v.w. Analysis des Unendlichen.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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