- Treiben [1]
Treiben, 1) ohne sichtbare äußere Gewalt langsam fortbewegt werden; das Schiff treibt, wenn es nicht durch die Segel, sondern von Meerströmen od. den Wellen fortgetrieben wird; es treibt vor Topp u. Takel, wenn es bei schwerem Wetter gar kein Segel führen kann; durch einen Strom od. Seitenwind treibt es unter Segel aus der eigentlichen Richtung seines Weges seitwärts ab; 2) von Holz u. Eis fortschwimmen, s. Treibeis u. Treibholz; 3) vom Silber, in lebhaft kochender Bewegung sein, s.u. Treibherd u. Kapelliren 1); 4) Metall, namentlich Metallblech, durch Schlagen mit dem Hammer, Stoßen od. Drücken ausdehnen, vertiefen od. ausbauchen, bes. 5) getriebene Arbeit machen; 6) das mit Blei gemischte Silber auf der Kapelle od. auf dem Treibherde (s.d.) vom Blei trennen; 7) (Bäcker), so v.w. Auftreiben; 8) s.u. Papierfabrik III. A) a); 9) durch künstliche Wärme in Treibhäusern u. Mistbeeten od. Stuben das Wachsthum der Pflanzen beschleunigen, um früher, als dies im Freien stattfinden kann, von denselben Blumen u. Früchte zu erlangen. Die aus Samen gezogenen Pflanzen können gleich Anfangs viel Wärme vertragen, die Zwiebel- u. anderen Gewächse müssen erst eine Zeit lang kühl stehen u. nur nach u. nach größerer Wärme ausgesetzt werden; vgl. Gewächshaus; 10) Einlegen der Felle in eine saure Flüssigkeit zur Entfernung des beim Enthaaren angewandten Kalks u. zum Auflockern od. Aufschwellen der Felle; vgl. Gerberei A); 11) Berge u. Erze aus der Grube fördern; 12) vom Rehbocke zur Brunstzeit, bes. zur falschen, die Rieke mit Eifer verfolgen; daher Treibplatz, so v.w. Rehbrunstplatz; 13) die Rebhühner langsam in das Treibezeug jagen; 14) (Weber), das Garn auf die Pfeifen winden; 15) (Färber), von der Blauküpe (s.d.) so v.w. arbeiten; 16) ein Zahnrad od. eine Welle treibt eine andere, wenn es auf diese seine Bewegung überträgt.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.