- Tschernīgow
Tschernīgow, 1) russisches Gouvernement, grenzt an die Gouvernements Kiew, Minsk, Mohilew, Smolensk, Orel, Kursk u. Poltawa; 1000 QM., hügelig, zum größern Theil sandig, auch kalkig; Flüsse: Desna (mit den Nebenflüssen Ostr, Seimx Snow, Sudost), Sosha u. Trubesch, außerdem viele kleinere Gewässer; Klima mild; 1,472,000 Ew., meist Kleinrussen; Beschäftigung: Ackerbau (Getreide, Hülsenfrüchte, Ölgewächse, Tabak, Hans. Flachs etc.), Gartenbau (Gemüse, Melonen, Senf u.a.), Obstzucht (bes. gute Kirschen; man bereitet daraus Kirschsaft u. Kirschgeist), Viehzucht (bes. Pferde, Rindvieh, Schafe u. Schweine), Waldcultur mit Gewinn von Schiffsbauholz, Kohlen, Pottasche, Theer, wenig Jagd; fast kein Bergbau (ob man schon Eisen, Alaun, Vitriol, Porzellanerde etc. findet), einige Fabriken (Tuch- u. Segeltuchweberei, Leinweberei, Branntweinbrennerei u. Glasverfertigung), Handel mit Landesproducten (Vieh selbst bis nach Deutschland) u. Kunsterzeugnissen, theils zu Lande, theils zu Wasser. T. gehört zur Ukraine u. war früher Gouvernement Kleinrußlands mit Poltawa vereinigt, wurde aber 1801 als eigenes Gouvernement von Poltawa u. Kiew getrennt. Wappen: ein einköpfiger schwarzer Adler mit goldenem[899] Krenz in der linken Klaue in Silber. Theilt sich in 15 Kreise: T., Borsna, Gluchow, Gorodnja, Kuootop, Koselez, Krolewez, Mglin, Njeshin, Nowgorod, Ssjewersk, Nowosybkow, Oster, Ssoßniza, Ssurash u. Starodub. 2) Kreis hier; 92,000 Ew.; 3) Hauptstadt der Provinz u. des Kreises, an der Desna; hat die obersten Behörden der Statthalterschaft, Erzbischof, alte Befestigung, Schloß, Kathedrale mit den Gräbern mehrer Heiligen, 17 andere Kirchen, Seminarium, Gymnasium, Waisenhaus, Handwerks-, Ritterschule, einige Fabriken in Tuch, Leinwand, Leder, Seife; Handel; 13,000 Ew. 1239 wurde T. von dem Mongolenkhan Batu erobert u. verbrannt.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.