Tzschirner

Tzschirner

Tzschirner, 1) Heinrich Gottlieb, geb. 14. Nov. 1778 in Mitweide, studirte seit 1796 Theologie in Leipzig, habilitirte sich 1800 in Wittenberg u. wurde Adjunct der philosophischen Facultät; 1801 ging er als Amtsgehülfe seines Vaters nach Mitweide u. wurde daselbst Diakonus; 1805 kehrte er als Professor der Theologie nach Wittenberg zurück, wurde 1809 Professor u. Universitätsprediger in Leipzig, begleitete 1813 als Feldpropst die sächsische Heeresabtheilung unter dem Großherzog von Weimar bis zum Hauptquartier von Tournay; 1814 wurde er Archidiakonus an der Thomaskirche zu Leipzig u. Canonicus zu Zeitz, 1815 Pastor an der Thomaskirche, Superintendent u. Assessor des Consistoriums, 1818 Domherr zu Meißen u. st. 17. Febr. 1828 in Leipzig. Seine theologische Denkart war der supernaturale Rationalismus; berühmt machte er sich bes. als Apologet des Protestantismus u. als Prediger. Er schr.: Geschichte der Apologetik, Lpz. 1805; Leben u. Ende merkwürdiger Selbstmörder, Weißenf. 1805; Über den moralischen Indifferentismus, Lpz. 1805; De virtutum et vitiorum inter se cognatione, Wittenb. 1805; Fortsetzung der Kirchengeschichte Schröckhs (s.d.); Joh. Matth. Schröckhs Leben, Lpz. 1812; Briefe veranlaßt durch Reinhards Geständnisse, ebd. 1811; Über den Krieg (ein philosophischer Versuch), Lpz. 1815; Hallers Übertritt zur Katholischen Kirche, ebd. 1821; Protestantismus u. Katholicismus aus dem Standpunkte der Politik, ebd. 1822 (in mehre Sprachen übersetzt); Die Gefahr einer deutschen Revolution, ebd. 1823; Das Reactionssystem, ebd. 1824, u.a.; Sammlung von Predigten, ebd. 1812–16, 2 Thle., dazu kamen noch 4 Thle., 1828–29 von Goldhorn herausgeg.; er war auch Mitherausgeber des Repertoriums für empirische Psychologie, 1802, des Archivs für alte u. neue Kirchengeschichte, des Kirchenhistorischen Archivs, der Analekten für das Studium der exegetischen u. systematischen Theologie. Aus seinem Nachlaß gab heraus Niedner: Der Fall des Heidenthums, Lpz. 1829, 1. Bd.; Hase, Vorlesungen über die christliche Glaubenslehre, ebd. 1829; Krug, Briefe eines Deutschen an Chateaubriand, Lamennais u. And., 1828; Goldhorn, Opuscula academica, 1829. Vgl. Tittmann, Memoria T., Lpz. 1828; Goldhorn, Mittheilungen aus T-s letzten Amts- u. Lebensjahren, ebd. 1828; Pölitz, Abriß seines Lebens, ebd. 1828; Krug, T-s Denkmal, ebd. 1828. 2) Samuel Erdmann (nicht mit dem Vor. verwandt), geb. 1812 in Bautzen, studirte in Leipzig die Rechte, wurde in seiner Vaterstadt Advocat, gehörte als Ständemitglied 1848 u. 49 zur äußersten Linken u. war in letzter Versammlung Vicepräsident der Zweiten Kammer. Nachdem am 28. April 1849 die Kammern aufgelöst worden waren, unternahm er in Sachsen eine Agitationsreise. Zurückgekehrt nach Dresden, wurde er Anfangs Mai mit Tod u. Heubner Mitglied der Provisorischen Regierung (s.u. Sachsen S. 693), betheiligte sich lebhaft beim Dresdner Aufstande u. flüchtete, nach Bezwingung desselben, nach der Schweiz u., hier ausgewiesen, nach Amerika.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Tzschirner — ist der Familienname folgender Personen: Heinrich Gottlieb Tzschirner (1778–1828), Professor für Kirchen und Dogmengeschichte in Leipzig Samuel Erdmann Tzschirner (1812–1870), Revolutionsführer im Dresdner Maiaufstand 1849 Diese Seite ist eine …   Deutsch Wikipedia

  • Tzschirner — Tzschirner, Heinrich Gottlieb, prot. Theolog, geb. 14. Nov. 1778 zu Mittweida in Sachsen, gest. 17. Febr. 1828 in Leipzig, wurde Diakonus in seiner Vaterstadt, 1805 Professor der Theologie in Wittenberg und 1809 in Leipzig, 1815 auch… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Tzschirner — Tzschirner, Heinr. Gottlieb, prot. Theolog, geb. 14. Nov. 1778 zu Mittweida, gest. 17. Febr. 1828 als Superintendent und Prof. zu Leipzig, Anhänger des sog. rationalen Supranaturalismus. Hauptwerke: Fortsetzung von Schröckhs »Kirchengeschichte«… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Tzschirner [1] — Tzschirner, Heinr. Gottlieb, protest. Theolog der rationalistischen Richtung und sehr gerühmter Kanzelredner, geb. 1778 zu Mitweida in Sachsen, lehrte Theologie in Wittenberg und Leipzig, st. 1828 zu Leipzig als Superintendent. Schrieb eine… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Tzschirner [2] — Tzschirner, Samuel Erdmann, geb. 1812 in Bautzen, Advokat daselbst, 1848 auf der äußersten Linken in der sächs. Deputirtenkammer, im Mai 1849 Mitglied der revolutionären Regierung in Dresden, lebt als Flüchtling in Nordamerika …   Herders Conversations-Lexikon

  • Heinrich Gottlieb Tzschirner — (* 14. November 1778 in Mittweida; † 17. Februar 1828 in Leipzig) war ein deutscher evangelischer Theologe. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Samuel Erdmann Tzschirner — Samuel Erdmann Tzschirner, Holzstich 1849 Samuel Erdmann Tzschirner (* 29. Juni 1812 in Bautzen [1]; † 17. Februar 1870 in Leipzig) war ein deutscher Jurist und Politiker. Er war Revolutionsführer des Dresdner Maiaufstandes 1849 …   Deutsch Wikipedia

  • May Uprising in Dresden — Part of Spring of Nations Revolutionary barricades …   Wikipedia

  • Liste der Biografien/Tz — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Alzamiento de mayo en Dresde — Saltar a navegación, búsqueda Alzamiento de mayo en Dresde Parte de Revoluciones de 1848 …   Wikipedia Español

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”