- Molybdän
Molybdän (Molybdaenum), Mo, Atomgewicht = 46 (H = 1), 574,80 (O = 100), Metall von silberweißer Farbe, ist hart, spröd u. schwer schmelzbar, specifisches Gewicht 8,6, oxydirt sich beim Glühen an der Luft, löst sich in concentrirten Säuren, nicht aber in Salzsäure u. Flußsäure. Es kommt in der Natur nicht gediegen vor, findet sich mit Schwefel verbunden, MoS2, im Molybdänglanz (Wasserblei) u. als molybdänsaures Bleioxyd, PbO, MoO3, im Gelbbleierz; wurde von Scheele 1778 im Wasserblei entdeckt, 1782 von Hielm zuerst metallisch dargestellt. Man gewinnt das M. durch Reduction der Molybdänsäure mit Wasserstoff od. durch Glühen von molybdänsaurem Ammoniak im Kohlentiegel. Verbindungen. A) Mit Saue rsto ff: a) Molbbdänoxydul = MoO bildet sich durch theilweise Reduction der Molybdänsäure mittelst Salzsäure u. Zink, ist ein schwarzes Pulver, verbrennt bei mäßiger Erhitzung zu Molybdänsäure, verbindet sich mit Wasser zu schwarzbraunem Hydrat, welches in Säuren löslich, in Alkalien unlöslich ist. In Säuren löst sich das Molybdänoxydul schwer u. gibt damit schwarze undurchsichtige Lösungen von Molybdänoxydulsalzen; diese geben mit Schwefelwasserstoff einen schwarzen, in Schwefelalkalien löslichen Niederschlag, Alkalien geben damit schwarzbraune Niederschläge von Oxydulhydrat. b) Molybdänoxyd = MoO2, bildet sich bei starker Erhitzung von molybdänsaurem Ammoniak, ist ein dunkelbraunes, in Säuren unlösliches Pulver; das Hydrat ist rostbraun, etwas löslich in Wasser. Die Lösung ist gelb, röthet Lackmus, schmeckt herb metallisch, färbt sich beim Abdampfen erst grün, dann blau. Es bildet mit Säuren rothe Molybdänoxydsalze, welche wasserfrei schwarz sind u. deren rothbraune Lösungen herb metallisch schmecken u. beim Abdampfen leicht blau werden. c) Molybdänsäure, MoO3, findet sich in der Natur als Molyhdänocker, wird dargestellt durch Rösten des Schwefelmolybdäns u. durch Behandlung des Oxyds mit Salpetersäure, ist eine weiße, leichte, poröse, seidenglänzend, zart wie Talk sich anfühlende Masse, zerfällt im Wasser zu Schuppen, schmilzt beim Rothglühen u. erstarrt zu einer gelblichen, strahlig-krystallinischen Masse, sublimirt in weißen, glänzenden Schuppen u. Nadeln, löst sich wenig in Wasser, reagirt sauer, färbt die Löthrohrflamme hellgrün, löst sich im ungeglühten Zustand in Säuren u. bildet damit Doppelsäuren, welche meist gelb sind u. durch Reductionsmittel, wie Zink etc. blau, grün, schwarz werden. Mit Basen verbindet sich die Molybdänsäure zu molybdänsauren Salzen, von denen die alkalischen u. die molybdänsaure Magnesia weiß u. löslich, der molybdänsaure Baryt, Kalk, Strontian unlöslich sind. Molybdänsaures Ammoniak, NH4O, MoO3, erhält man durch Auflösen der Molybdänsäure in Ammoniak u. Krystallisirenlassen der Lösung; es krystallisirt in farblosen, zuweilen grünlichen Prismen; seine Lösung in Salz- od. Salpetersäure ist das vortrefflichste Reagens anf Phosphorsäure, welche auch noch in den geringsten Spuren einen gelben Niederschlag gibt. Molyddänsaures Molybdänoxyd = MoO2, 2MoO3 (molybdänige Säure), ist blau, man gewinnt es durch Vermischen einer concentrirten Lösung von Molybdänchlorid mit molybdänsaurem Ammoniak, sowie durch Zersetzen der sauren Lösung eines molybdänsauren Salzes durch Zink. Beim Vermischen der Lösungen von Molybdänsäure mit Zinnchlorür entsteht ebenfalls ein blauer Niederschlag, ein Gemenge von molybdänsaurem Molybdänoxyd u. molybdänsaurem Zinnoxyd. Mittelst Zinnsalz als Beize läßt sich diese Substanz auf Wolle u. Seide befestigen u. dadurch hellblau färben. B) Mit Schwefel: a) Molybdänsulphid, Molybdänbisulphuret (doppelt Schwefelmolybdän = MoS2, kommt in der Natur als Molybdänglanz (s.d.) unter dem Namen Wasserblei vor, ist dem Graphit ähnlich; concentrirte Salpetersäure oxydirt es zu Molybdänsäure, concentrirte Schwefelsäure gibt damit eine blaue Auflösung. b) Molybdänsupersulphid (dreifach Schwefelmolybdän) = MoS3, wird erhalten, wenn man durch die Lösung eines molybdänsauren Salzes Schwefelwasserstoff leitet u. dann Salzsäure zusetzt; dunkelbrauner Niederschlag bildet mit Basen rothe, krystallisirbare Verbindungen. C) Mit Chlor: a) Molybdänchlorür = MoCl2, bildet schwarzgraue, metallglänzende Krystalle, welche beim Erhitzen ein dunkelrothes Gas bilden, an der Luft Wasser anziehen u. zerfließen. b) Molybdänchlorid = MoCl4, entsteht beim Erhitzen von M. in Chlorgas, als ein dunkelrothes Gas, welches sich zu dunkelgrauen, metallglänzenden, dem Jod sehr ähnlichen Krystallen verdichtet, ist flüchtig, leicht sublimirbar, raucht an der Luft, zerfließt zu einer schwarzen Flüssigkeit, welche beim Verdünnen mit Wasser blaugrün, grüngelb, dunkelroth, rostgelb u. endlich gelb wird. c) Molybdänoxychlorid = MoCl3 + 2MoO3, weiße Krystallschuppen, sublimirbar, ohne zu schmelzen, in Wasser u. Alkohol löslich, entsteht bei Erhitzung von wasserfreiem Molybdänoxyd in Chlorgas. D) Mit anderen Metallen: Molybdänlegierungen lassen sich mit den meisten Metallen darstellen, ohne daß deren Farbe u. Geschmeidigkeit wesentlich geändert wird.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.