Reduction

Reduction

Reduction (v. lat.), 1) Zurückführung; 2) Wiederherstellung in den vorigen Stand; 3) Herabsetzung od. Abschätzung (der Preise einer Waare); 4) so v.w. Reposition u. Taxis (s. b.); 5) Abänderung der Benennung einer Größe, s. Rednctionsrechnung; 6) Verminderung, Verkleinerung, Verjüngung einer Figur od. Sache nach einem angegebenen Maßstab; 7) R. der Intervallenverhältnisse, das Verfahren in der Musik, wenn bei kanonischen Berechnungen der Töne die höheren Bruchzahlen, der bequemen Rechnungsweise wegen, zu niederen Zahlen reducirt werden, z.B. statt 15/20 lieber 3/4 etc.; 8) R. der Beobachtungen, das Rechnungsverfahren, durch welches die mit einem rectificirten Instrumente angestellten Beobachtungen (welche also von den übriggebliebenen, wenn gleich nur sehr geringen Fehlern des Instruments noch afficirt sind), auf diejenigen Beobachtungen zurückgeführt (reducirt) werden, welche man erhalten haben würde, wenn das angewandte Instrument gar keinen Fehler in seiner Construction besäße. Durch die R. gelangt man also erst eigentlich zu dem wahren gesuchten Resultate. Außer den Fehlern des Instruments sind auch noch andere auf die Beobachtungen einwirkende Umstände zu berücksichtigen, z.B. bei astronomischen Beobachtungen die Refraction, bei Barometerbeobachtungen die Ausdehnung des Maßstabes u. des Quecksilbers durch die Temperatur etc. 9) Zerlegung der Sauerstoffverbindungen durch Abscheidung des Sauerstoffes; die dazu dienenden Agentien heißen Reductionsmittel. Eine theilweise Entziehung des Sauerstoffes nennt man Desoxydation. Im Großen ist die R. einer der wichtigsten hüttenmännischen Processe, indem viele Metalle, wie das Eisen, Zink u. Zinn, als Oxyde in den Erzen enthalten sind, aus denen sie durch reducirende Schmelzung gewonnen werden. Die R. läßt sich auf mehrfache Weise erzielen. Die Oxyde der edeln Metalle, wie des Silbers, Goldes, Quecksilbers, Platins, Iridiums u.a., werden schon durch Glühen reducirt. Die meisten anderen Metalloxyde werden durch Kohle od. Wasserstoffgas bei hinreichend hoher Temperatur reducirt; die Kohle hat in hoher Temperatur die größte Verwandtschaft zum Sauerstoff u. entzieht diesen den Oxyden, indem sie damit Kohlensäure od. Kohlenoxyd bildet; man mengt gewöhnlich die gepulverten Oxyde mit Kohlenpulver u. erhitzt im Schmelztiegel. Leicht schmelzbare Metalle vereinigen sich dabei am Boden des Gefäßes zu einer größeren Masse (Regulus), bei strengflüssigen Metallen muß man ein Flußmittel (Borax, Flußspath, gewöhnliches leicht schmelzbares Glas) zusetzen. Im Großen geschieht die R. in Schachtöfen, die zugesetzte Kohle dient dabei zugleich als Brennmaterial. In derselben Weise wie Kohle wirken wegen ihres Gehaltes an Kohlenstoff viele organische Substanzen, wie Öle, Harze, Fette, Zucker, Stärkemehl, Gummi, Weinsäure, Oxalsäure u.a. Wasserstoff wendet man als Reductionsmittel bes. dann an, wenn es sich um die Darstellung chemisch reiner Metalle handelt; man glüht die Oxyde in Röhren von strengflüssigem Glas od. Porzellan, indem man einen Strom Wasserstoffgas darüber leitet. In einzelnen Fällen dienen Kalium u. Natrium als Reductionsmittel; metallisches Eisen entzieht den Oxyden des Bleies, Wismuths, Kupfers den Sauerstoff, ebenso Blei, welches indessen nur desoxydirt. Auch einige Oxydulsalze wirken durch ihr Bestreben, in Oxydsalze überzugehen, reducirend. Durch den galvanischen Strom werden selbst Metalloxyde, welche den Sauerstoff am festesten gebunden halten, desselben beraubt. Nebenumstände verhindern die R. der Thonerde u. des Ceroxydes durch Galvanismus. Licht, bes. das blaue Licht, vermag ebenfalls die Oxyde einiger edlen Metalle, wie des Goldes u. Silbers, zu reduciren; ebenso wird Quecksilberoxyd, Wismuthoxyd etc. am Licht auf niedrigere Oxydationsstufen übergeführt. Bei organischen Verbindungen ist nur in wenigen Fällen eine vollständige R. zu erzielen, meist ist mit der Entziehung des Sauerstoffes auch eine Zersetzung des Radicals verbunden, dagegen lassen sich höhere Oxydationsstufen in niedere überführen. Als Reductionsmittel dienen hierzu Kalium, Kaliumamalgam, Zink, Zinn, Kupfer mit Säuren, Wasserstoff in statu nascenti od. in der Hitze, schwefelige Säure, Schwefelwasserstoff. Im Lebensproceß der Pflanzen treten ausgedehnte Reductionserscheinungen ein, indem die Erzeugung organischer Materie mit der R. von Wasser u. Kohlensäure beginnt. Im Thierkörper tritt die R. nur in untergeordneter Bedeutung auf, doch beruht auf ihr vielleicht die Erzeugung von Fett aus Kohlenhydraten. Bei der Elektrolyse gewisser organischer Substanzen, sowie bei verschiedenen Gährungsprocessen, ganz allgemein aber bei der trockenen Destillation organischer Materien treten neben sehr sauerstoffreichen Verbindungen auch Producte auf, welche auf eine energische R. hinweisen.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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