- Verbrennung
Verbrennung (Combustio), 1) jede chemische Verbindung eines verbrennlichen (combustibeln) Körpers mit einem Verbrennungsunterhalter (Combustorr Sauerstoff, Schwefel, Chlor, [454] Brom, Jod, Selen, Tellur, Phosphor, Arsen), auch wenn sie ohne Licht- u. Wärmeentwickelung stattfindet u. nur langsam vor sich geht; bes. aber 2) die unter Licht- u. Wärmeentwickelung stattfindende rasch vor sich gehende chemische Verbindung eines solchen Körpers mit Sauerstoff (s.d.); die Untersuchung dieser Erscheinungen hat den Anfang der wissenschaftlichen Chemie gebildet; 3) im gewöhnlichen Leben die Zerstörung eines Körpers durch große Hitze; 4) die durch Einwirkung des Feuers od. erhitzter Substanzen bedingte Entzündung od. völlige Zerstörung organischer Theile. Der erste Grad besteht in einer oberflächlichen Hautentzündung ohne Geschwulst u. Eiter (C. erythematosa); der zweite Grad in heftigerer Entzündung blasenförmiger Erhebung der Oberhaut mit Eiter u. Geschwulst (C. bullosa s. phlyctaenoïdes). Im dritten Grade erstreckt sich die Entzündung bis auf das unter der Haut liegende Zellgewebe (C. phlegmonosa) u. es erreichen die Entzündungserscheinungen einen hohen Grad; die Oberhaut stößt sich ab, es bilden sich große mit dunklem Inhalte gefüllte Blasen u. es erfolgt Eiterung. Im vierten u. höchsten Grade ist das organische Gefüge u. Leben zerstört u. ertödtet, der verbrannte Theil schwarz, verkohlt u. ganz empfindungslos (C. sphacelosa); nach Abstoßung des Brandschorfes bleibt eine reichlich eiternde Geschwürsfläche zurück; die zurückbleibenden Narben sind unförmlich, gegittert, von balkenförmigen Streifen durchzogen u. ziehen sich stark zusammen. Die beiden ersten Grade sind bei geringem Umfange nicht von Bedeutung, werden aber, wenn die betroffene Fläche mehr als 2–3 Quadratfuß beträgt, schon durch die Erregung der zahlreichen Nervenfäden gefährlich, ja bei empfindlichen Individuen können Krampferscheinungen, selbst der Tod eintreten. V-en, welche mehr als ein Drittheil der Körperoberfläche einnehmen, sind meist tödtlich. Im dritten Grade tritt in Folge der Störung der Hautfunction leicht eine Entzündung der serösen Häute (Brust- u. Bauchfell) ein od. der Schleimhäute (Lungen u. Darm), welche den Tod herbeiführt. Bei höheren Graden von V. folgen oft langwierige Eiterungen, verunstaltende Narben, Verwachsungen u. Verengerungen. Die Behandlung besteht in den leichteren Graden in Kaltwasserumschlägen ohne od. auch mit Zusatz von Bleiessig, Alaun etc., in Umschlägen von geschabten Kartoffeln, od. mit einem Teig aus Leinöl, Bleizucker u. Mehl, Bestreuen mit gepulverter Holzkohle etc.; später wendet man gern ölige od. schleimige Mittel an; größere Brandblasen werden geöffnet; von der Oberhaut entblößte Stellen bedeckt man mit Wachssalbe, innerlich wendet man entzündungswidrige Mittel an. Außerdem gibt es eine Menge eigenthümliche Methoden. V-en zu behandeln, welche theils von einzelnen Ärzten vertreten, theils als Volksmittel gebraucht werden. Vgl. Bodin, Essai sur la brûlure, Par. 1830.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.