Maikäfer

Maikäfer

Maikäfer (Scarabaeus melolontha L., Melolontha vulgaris Fabr., M. majalis), Art der Laufkäfer, Flügel rothbraun, Leib schwarz, mit weißen Einschnitten am Unterleibe u. schwarzem Halsschild (die mit rothem Halsschild, welche in sandigem Boden entstehen sollen u. kleiner sind als die mit schwarzem Halsschild, nennt man Türkische M., M. hippocastani), u. mit einer abwärts gekrümmten Spitze; richtet im April u. Mai an dem ausbrechenden jungen Laube der Bäume, bes. der Eichen, Buchen, Pappeln, Lärchen, großen Schaden an, schläft am Tage, schwärmt unter lautem Summen nach Sonnenuntergang u. frißt bis es Tag wird, begattet sich Mitte Mai's u. dauert mit wenig Ausnahme nur durch den Mai. Das Weibchen (kenntlich an der Fühlerkolbe, die bei ihm kleiner u. nur sechsblättrig, beim Männchen aber siebenblättrig u. größer ist) kriecht nach der Befruchtung in die Erde, legt die Eier ab, kriecht wieder heraus u. stirbt mit den übrigen. Aus den Eiern kriechen die Larven (Engerlinge) bald aus; diese leben in der Schweiz u. Südeuropa 3, in Deutschland 4 Jahre unter der Erde, werden bis zu 1/2 Zoll dick u. 11/2 Zoll lang, sind gelblichweiß, mit kastanienbraunem Kopfe u., durch die durchschimmernde Nahrung bläulichem Hinterleibe, schlafen des Winters einige Fuß tief unter der Erde, fressen in den übrigen Zeiten die Wurzeln der Pflanzen ab, verpuppen sich zu Ende des 3. od. 4. Jahres, überwintern als Puppen, kriechen oft schon im Januar aus, sind aber noch ganz weich, bis sie aus der Erde (Ende [730] April od. Anfangs Mai) vollkommen hervorkriechen. Dies ist Ursache, daß in der Schweiz u. Südeuropa je das 3. u. in Deutschland je das 4. Jahr eine große Anzahl Käfer erscheint, wenn nicht Witterungsverhältnisse ihr Aufkommen verhindern. Die Schädlichkeit der M., welche zu Millionen erscheinen, ist über u. unter der Erde bedeutend (weshalb auch die Engerlinge im Jahre 1479 vor das geistliche Gericht nach Lausanne beschieden, ihnen zwar ein Defensor zugestanden, sie jedoch in den Bann gethan wurden), aber auch viel vergrößert worden. Als Mittel gegen die M. hat man das Schütteln der Bäume, gegen die Larven das Übermergeln, Überwässern, Düngen mit Salz, Asche u. dergl. empfohlen; auch gibt es viele Thiere, wie Krähen, Elstern, Hausgeflügel etc., welche die Käfer u. Larven gern fressen. Ehedem wurden sie, nach abgenommenen Köpfen, in Öl u. Honig aufbewahrt, als Arzneimittel gebraucht, u. auch noch jetzt findet man sie in manchen Apotheken in Zucker gesotten. Man hat die Maikäfer auch zu einer kräftigen Suppe empfohlen. Diese Suppe wird wie Krebssuppe zubereitet. Die Käfer, von denen man 30 Stück auf eine Portion rechnet, werden gewaschen, ganz in einem Mörser zerstoßen, in heißer Butter hart geröstet u. in Fleischbrühe aufgekocht; sein durchgeseiht u. über geröstete Semmelschnitten angerichtet. Auch braucht man sie zu einer seinen braunen Farbe, indem man ihnen das Bruststück abreißt, den aus einem kleinen Kanal dringenden Saft mit einem Pinsel auffängt, in eine Muschel streicht u. eintrocknen läßt. Durch Ausbraten der M. in eisernen od. irdenen Gefäßen, welche am untern Ende mit Ausflußöffnungen versehen sind, erhält man das Maikäferöl, welches als Wagenschmiere zu gebrauchen ist. Auch hat man die M. zur Gasbereitung verwendet. Die rückständige Kohle (11/2 Kubikfuß) ist schwarz, etwas metallisch glänzend u. kann als Klärmittel benutzt werden. Mit Pottasche u. Eisenhammerschlag geglüht, erhält man eine gute Blutlauge, welche auch als Hornkohle zur Bereitung von Berlinerblau dient.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Maikäfer — Feldmaikäfer (Melolontha melolontha), ♂ beim Abflug Systematik Klasse: Insekten (Insecta) Ordnung …   Deutsch Wikipedia

  • Maikäfer — (Melolontha Fab.), Gattung der Blatthornkäfer (Lamellicornia), besonders repräsentiert durch den gemeinen M. (M. vulgaris L., s. Tafel »Forstinsekten II«, Fig. 9), 22–23 mm lang, mit kleiner Fühlerkeule, allmählich sich verschmälerndem… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Maikäfer — (Melolontha), zur Familie der Blatthornkäfer, Unterfamilie der Laubkäfer, gehörige Käfergattg. mit zehngliedrigen Fühlern, die in einer beim Männchen aus 7 größern, beim Weibchen aus 6 kleinern Blättern bestehenden Keule endigen. Gemeiner M. (M.… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Maikäfer — Maikäfer, s. Laubkäfer …   Herders Conversations-Lexikon

  • Maikäfer — 1. Der Maikäfer Menge bedeutet der Schnitter Gedränge. (Westpreuss.) – Boebel, 93. 2. Ein Maikäfer fragt nicht, wem er um die Ohren schwirrt. Aber wahrscheinlich haben sie es doch 1481 dem Bischof von Chur gar zu bunt gemacht, denn dieser… …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • Maikäfer — Josef Ganz in the Maikäfer prototype, 1931 Maikäfer was the nickname of an automobile prototype, built in 1931 by German engineer Josef Ganz at Adler. Contents …   Wikipedia

  • Maikäfer — Mai|kä|fer [ mai̮kɛ:fɐ], der; s, : größerer Käfer mit braunen Flügeldecken, der im Mai schwärmt und sich von Laubblättern ernährt: einen Maikäfer fangen. * * * Mai|kä|fer 〈m. 3; Zool.〉 zu den Blatthornkäfern gehörender Schädling, dessen Larven… …   Universal-Lexikon

  • Maikäfer — Strahlen wie ein Maikäfer: über das ganze Gesicht strahlen; auch in den Mundarten bekannt, z.B. schwäbisch ›dear lacht mit m ganza Gsicht wie a Moikäfer‹.{{ppd}}    Über die Unsterblichkeit des Maikäfers nachdenken: sinnen, auch Unsinn reden;… …   Das Wörterbuch der Idiome

  • Maikäfer — Maikäferm 1.QuerschlägereinesHandfeuerwaffengeschosses.WegendessummendenGeräuschs.SoldinbeidenWeltkriegen;wahrscheinlichseitetwa1900;auchziv. 2.nettesMädchen;kleinesMädchen(Kosewort).⇨Käfer1.1900ff. 3.imMaiGeborene(r).1920ff. 4.Wanze.Beschönigung …   Wörterbuch der deutschen Umgangssprache

  • Maikäfer — Käfer: Der Käfer ist wahrscheinlich nach seinen Mundwerkzeugen als »Kauer, Nager« benannt worden. Mhd. kever, ahd. chevar, daneben cheviro, niederl. kever, engl. chafer sind auf das Westgerm. beschränkte Substantivbildungen zu einem… …   Das Herkunftswörterbuch

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”