Violett

Violett

Violett (Violenblau), eine der sieben durch Zerlegung des reinen Lichtes entstehenden Farben, u. zwar in der Mitte stehend zwischen Roth u. Blau, aus deren Mischung V. gebildet wird; ihre Complementäre ist gelb, s. Farben S. 112. Im V. sind die Strahlen des Sonnenlichtes bei der Brechung derselben durch ein Prisma (Spectrum) am stärksten gebrochen, s. ebd. S. 111. V. gilt als die Farbe der Sehnsucht, s. ebd. S. 115. Um V. zu färben benutzt man für Wolle häufig Krapproth, wohl auch Cochenille als Unterlage u. färbt darüber mit Küpenblau, Dampfblau od. einem leichten Blauholzviolett; auch Anilinroth u. Indigocarmin wird für Seide u. Wolle verwendet. Außerdem benutzt man folgende Farbesubstanzen: a) Krapp liefert das echteste V. für Baumwolle, bes. auf Ölgrund, s. Türkischrothfärberei. Für den Druck verwendet man als Basis holzessigsaure Eisenlösung mit Starke od. Gummi verdickt; man setzt für gewisse Nüancen auch Blauholzbrühe zu. Eine andere Druckbasis besteht aus 1 Maß holzsaurem Eisen von 5° V., 5 Maß Lösung von gebrannter Stärke (1 Pfund auf 2 Pfd. Wasser), 45 Loch Kupfervitriol u. 41/2 Loth Kochsalz. Ein anderes Mordant bei Dampf- u. Applicationsdruck besteht aus 7 Maß Absud von 3 Pfd. Fernambukholz, 3 Maß Absud von 21/2 Pfd. Blauholz, 4 Pfd. Alaun u. 4 Pfd. Bleizucker, mit Salep verdickt. Die violetten Verwandlungsfarben, z.B. hellviolett mit dunkler Ternirung, erhält man mit einer Aufdruckbasis aus 13/4 Pfd. frischem Eisenvitriol in 3 Pfd. heißem Wasser gelöst, wozu 4 Loch Kreidepulver u. die entsprechende Menge Gummiwasser gesetzt wird; die Ternirbruckmasse besteht aus 31/2 Pfd. arseniksaurem Kali u. 7 Pfd. Pfeifenerde in Gummiwasser gelöst. Die Lösung von holzsaurem Eisen wird zuweilen mit arseniger Säure abgekocht angewendet; früher benutzte man statt derselben ein Gemisch aus Essig, Grünspan, Eisenvitriol, Bleizucker u. Salpeter. Für Seide hat man eine Aufdruckbasis aus 1 Maß holzsaurem Eisen von 6° V., je 2 Loth Weinstein, Salpeter u. Kupfervitriol, l Loth Alaun u. Gummiwasser. Nach dem Drucken werden die Zeuge ausgehängt, im Kuhkoth od. Kleiebad behandelt, im Krappbad ohne Sumach gefärbt u. dann weiter behandelt, s. Krappfärben. b) Campeche- od. Blauholz wird für Wolle, Seide u. Baumwolle verwendet. Als Beize für schönes B. auf Wolle dient eine Lösung aus 1 Theil Zinn, 12 Theilen Salzsäure u. 4 Theilen Salpetersäure; Seide wird vor dem Färben alaunt. Für Baumwollen- u. Leinendruck benutzt man als Beizen holzessigsaure Thonerde od. Zinnlösung; bes. echtes V. erzielt man mit einer gemischten Beize aus 2 Pfd. Zinnsalz, 1 Pfd. salpetersaurem Wismuth, 1 Pfd. Weinsäure u. 8 Loch salpetersaurem Kupfer; ebenso mit essigsaurem Zinnoxydul, erhalten durch Versetzen einer Lösung von 3 Pfd. Zinnsalz in Wasser mit 24 Loth Bleizucker u. Filtriren. Schmuckfedern werden mit Alaun gebeizt. c) Orseille u. Persio findet nur für Wollen u. Seidenfärberei Anwendung, bes. mit Ammoniakal-Cochenille od. Indigoniederschlag in Verbindung. Obgleich sich Wolle ü. Seide ohne Weiteres anfärbt, erzielt man doch nur eine haltbare Farbe, wenn man vorher mit Alaun u. Weinstein beizt u. der Farbflotte etwas Zinnlösung zusetzt. d) Anchusawurzel (Anchusa tinctoria) od. unechte Alkanna wird fast nur für Seide, Baumwolle u. Leinen verwendet u. liefert ein sehr glänzendes V. Seide bedarf einer Beize aus Alaun od. essigsaurer Thonerde; Baumwolle erfordert das letztere Salz. e) Solanum wird für Seide zu verschiedenen Nüancen verwendet; eine Beize ist nicht erforderlich. f) Saflor in Verbindung mit Indigblau für Seide; g) Aloësäure für Seide u. Wolle ohne Beize; die Lösung versetzt man mit Essigsäure u. Ammoniak; erstere muß bei Seide, letzteres bei Wolle vorherrschen. h) Anilinviolett (s. Phenylamin II. b) läßt sich für Wolle u. Seide direct anwenden; Baumwolle u. Leinen muß erst animalisirt, d.h. mit Caseïn- od. Kleber- od. Fibrinlösung imprägnirt u. gedämpft werden; auch Gerbsäure ist als Beize vorgeschlagen. Eine violette Malerfarbe bietet das phosphorsaure Kobaltoxydul, erhalten durch Fällen von einem Kobaltoxydulsalz mit phosphorsaurem Natron u. entsprechend starkes Erhitzen; weniger schön ist der Campecheholzlack, erhalten durch Versetzen von 6 Maß Campecheholzbrühe (5° B.) mit I Maß salzsaurer Thonerde u. Fällen mit kohlensaurem Natron. Weingeistige Flüssigkeiten werden mit Cochenille u. etwas Salmiakgeist V. gefärbt.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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