Wackerbarth

Wackerbarth

Wackerbarth, ein altes deutsches Geschlecht, welches aus dem Lauenburgischen stammte, wo Kogel ihr Stammsitz war; es besaß schon seit dem 15. Jahrh. die Grafenwürde, aber nicht alle Glieder machten davon Gebrauch, sondern nannten sich Freiherren; die Grafenwürde wurde 1705 für W. 1) erneuert. 1) Graf August Christoph, geb. 1662 auf dem Schloß Kogel im Lauenburgischen, kam als Page 1679 an den kurpfälzischen Hof nach Heidelberg u. 1685 an den kursächsischen Hof nach Dresden, studirte Mathematik, Bau- u. Ingenieurkunst, diente hierauf bei der Artillerie u. machte 1691 den Krieg gegen die Franzosen u. 1695 gegen die Türken mit, wurde 1699 Oberst, 1702 Generalmajor, focht 1703 gegen die Franzosen u. Baiern, wurde 1705 von dem Kaiser in den Reichsgrafenstand erhoben u. Kommandant von Hagenau, welchen Platz er aber 1706 den Franzosen übergab. Er wurde nun Generalintendant der Civil- u. Militärgebäude u. vermählte sich mit der Marquise Katharine Balbiani von Salmour, Wittwe des Markgrafen Wilhelm von Brandenburg, Madame de Brandenbourg (st. 1719); 1708 wurde W. Generallieutenant u. machte die Feldzüge 1708 u. 1709 in Flandern mit; 1710 wurde er Geheimer Cabinetsminister u. General der Infanterie, 1718 Gouverneur von Dresden u. 1728 Generalfeldmarschall; er st. 1734 auf Wackerbarthsruhe (s.d.). Er zwang 1715 Stralsund zur Übergabe, Er war auch Gesandter an mehren Höfen, bes. dem österreichischen. 2) Joseph Anton Gabaleon, Sohn der Gemahlin des Vorigen u. des Markgrafen Wilhelm von Brandenburg, von W. 1) adoptirt, bekleidete gleichfalls am sächsischen Hofe hohe Staatsämter u. st. 1761 in München. 3) Graf August Ludwig Joseph, Großneffe von W. 1), geb. 7. März 1770 zu Kuschendorf in der Niederlausitz, studirte in Wittenberg u. Göttingen Jurisprudenz, machte dann Reisen durch England, Amerika u. Ostindien, worauf er in Wien u. Dresden lebte, dann machte er neue Reisen durch Italien u. die Türkei u. hielt sich seit 1801 abwechselnd in Hamburg u. Ratzebürg auf, ging auch nach Paris, um sich wegen einer Forderung an Sachsen-Lauenburg u. Hannover, welche er schon vergeblich bei dem Reichskammergericht in Wetzlar angebracht hatte, auch an Napoleon zu wenden, welcher ihn aber mit leeren Versprechungen hinhielt. Seit 1812 lebte W. meist in u. bei Hamburg, mit Kunst u. Wissenschaften beschäftigt u. zuletzt auf Wackerbarthsruhe (s.d.), wo er 19. Mai 1850 starb. Den Grafentitel führte er erst seit 1810, u. zwar den eines Raugrafen. Mit ihm erlosch das Geschlecht der Grafen W. Er schr.: Reclamationen, Hamb. 1815; Zuruf an den zu Wien sich bildenden Kongreß, 1815; Früheste Geschichte der Türken bis zur Vernichtung des Byzantinischen Kaiserthums, ebd. 1821; Geschichte der großen Teutonen, ebd. 1821; Geschichte der letzten großen Revolution von China im Jahr 1644, ebd. 1821.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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