- Walhalla
Walhalla (vom altnordischen Val, d.i. Leiche, Tod, u. Halla, d.i. Raum, Ort), 1) der Aufenthaltsort der gefallenen Helden, s.u. Nordische Mythologie IV. 2) (Tempel deutscher Ehren), das dem Gedächtniß ausgezeichneter Deutschen auf einem 304 Fuß hohen Hügel bei Donaustauf an der Donau, anderthalb Stunden unterhalb Regensburg, vom König Ludwig I. von Baiern errichtete Ehrendenkmal, ein Tempel von Untersberger weißem Marmor, ausgeführt nach den Plänen u. unter der Leitung Leo's von Klenze, u. zwar das Äußere in Altdorischem Style nach dem Vorbild des Parthenon zu Athen, das Innere in Jonischem Style; gegründet am 18. October 1830 u. eröffnet am 18. October 1842. Auf den 126 Fuß tiefen Fundamenten erhebt sich der Tempel 70 Fuß hoch, 100 F. breit u. 300 F. tief. Zwei Mal acht canellirte dorische Säulen von unpolirtem grauweißem Marmor tragen den vordern Giebel u. bilden eine geräumige Vorhalle; 17 Säulen an jeder Nebenseite u. 8 an der Rückseite umschließen den übrigen Theil des Baues u. bilden somit einen vollständigen Peripteros. Beide Giebelfelder sind mit colossalen Marmorfiguren geschmückt, die nach Chr. Rauchs Idee von Schwanthaler ausgeführte Germania, ihren Provinzen die von Frankreich weggenommenen Städte zuführend, zieren das südliche, Arminius als Sieger über Varus (von Schwanthaler erfunden u. ausgeführt) das nördliche Giebelfeld. Der Tempel ist an den südlichen Abhang (Donauseite) der Anhöhe gestellt u. hier von Terrassen aus cyklopischem Mauerwerk in sieben Abtheilungen gestützt, zwischen denen breite Stiegen mit 250 Stufen empor führen. Das Innere des Tempels ist 53 F. hoch, 48 F. breit u. 168 F. lang, mit ungemeiner Pracht ausgestattet, auf dem Fußboden mit bunten Marmorplatten belegt u. polychromisch an Decken u. Wänden ausgemalt. Die Decke ist ein Hängewerk mit reich casettirter, aus Metall gebildeter, stark vergoldeter Bedachung, durch welche die Beleuchtung geleitet ist; bunte Karyatiden (Walkyren) tragen das Obergebälk u. ruhen auf einem von Pilastern gehaltenen Gesims, welches die Wände in eine obere u. untere Abtheilung scheidet. Der Fries des Gebälks zwischen diesen beiden Abteilungen hat einen reichen Reliefschmuck von Martin Wagner, die Geschichte u. das Leben des Germanischen Stammes bis zur Einführung des Christenthums darstellend; zwischen den Balken u. Stäben des Hängewerks sind Gestalten aus der Nordischen Mythe; unter dem Gesims sind weiße Marmorplatten mit goldnen Inschriften (64). Die Marmorbüsten ausgezeichneter Deutschen ohne Unterschied des Geschlechts u. der Confession (seit 1848 steht auch Luthers Büste dort), sämmtlich von deutschen Künstlern ausgeführt, stehen in zwei Reihen übereinander, die einen auf Postamenten, die andern auf Consolen. Von 140 Platzen sind über 100 eingenommen; die Auswahl hat der König Ludwig I. selbst getroffen. Victorien (von Chr. Rauch) unterbrechen die Einförmigkeit der Büstenreihe. An der Nordseite schließt sich an den Hauptsaal ein Opisthodomus an, welcher im obern Stockwerk eine Loge bildet, die sich zwischen Karyatiden nach dem großen Saale öffnet. Südlich im Souterrain ist eine Halle angebracht, in welcher die Büsten derjenigen aufgestellt werden, welche in Zukunft einen Ehrenplatz in der W. erhalten sollen. Mit solcher Aufstellung soll immer eine Feierlichkeit verbunden werden. Die Kosten für den Bau betrugen 2,162,942 Gulden, die Bildhauerarbeiten über 300,000 Gulden. Von der Terrasse bietet sich eine sehr schöne Aussicht dar, Eichenwaldungen umgeben den Tempel nach Ost, Nord u. West zu. Ähnlich der W. ist in China der Saal Venmiao (s, d.). Vgl. König Ludwig's W-s Genossen, Münch. 1842; Pangkofer, Die W., Regensb. 1843; A. Müller, Donaustauf u. W., ebd. 1846.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.