- Wollendruck
Wollendruck. Die älteste Art des Zeugdruckes auf Wollstoffe ist die Herstellung A) der Golgas, 1680 in England erfunden. Die hierzu nöthigen Golgasformen sind doppelt vorhanden, u. zwar Blei- od. Holzplatten, in welche das Muster ganz eingeschnitten ist, so daß, wenn man den dichten glatten mit Weinstein u. Alaun angesottenen Flanell horizontal zwischen den Formen einpreßt u. auf die obere flüssige heiße Farbe gießt, die letztere an den dem Muster entsprechenden Stellen das Gewebe durchdringt, färbt u. sich in einem untergestellten Gefäße wieder sammelt. Um das Muster zu fixiren u. das Austreten etwas zu verhindern, gießt man hierauf heißes Wasser durch die Formen hindurch. Alsdann rückt man eine neue Stelle zwischen die Formen etc. u. spült u. trocknet zuletzt. Auch kann man den Flanell mehrfach übereinander schichten u. mehre Lagen auf einmal drucken, doch erscheinen dann die Muster um so mehr verflossen. Die zum Guße dienenden Farbbrühen sind siedende verdünnte Lösungen von Indig in Schwefelsäure, Cochenille, Quercitron etc. Später entstand der bes. in Mühlhausen zu Exportwaaren sehr benutzte B) Berilldruck (erhabener Druck), dessen Eigenthümlichkeit darin besteht, daß die aus Cochenille, Farbhölzern etc. hergestellten Farbbrühen mit den nöthigen Beizen u. mit Stärke od. Gummi verdickt mittelst einer heißen platten- od. walzenförmigen Form aus Messing aufgedruckt werden, ohne daß später das Verdickungsmittel wieder entfernt wird, wodurch die gewöhnlich sehr grellen Muster (schwefelgelb, ziegelroth, hellgrün) erhaben werden. Auch brachte man durch Salpetersäure einfache Zeichnungen (Tupfen) in dem Muster an. Der jetzt nur noch übliche C) eigentliche W. wird mit Handformen od. Druckwalzen ausgeführt, mit welchen man die mit Beizen versetzten u. verdickten Farbstoffe (gewöhnlich Abkochungen) aufdruckt, welche man dann meist durch Dämpfen fixirt. Die ersten so bedruckten Zeuge, scharlachne Casimire mit schwarzen Mustern, wurden 1810 in Sachsen hergestellt, wobei man die Farben durch ein heißes Bügeleisen entwickelte. Später stellte man bes. gelbe Muster auf farbigem Grunde mit Salpetersäure her, so z.B. auf Tafel- u. Fußteppichen. Das Dämpfen wurde dann mit einer durch glühende Bolzen geheizten hohlen Walze, bald aber auf die jetzt noch gebräuchliche Art mit Wasserdampf ausgeführt. Die Beizen unterscheiden sich dadurch von denen für den Baumwollendruck (vgl. Kattun D), daß man ihnen meist freie Säuren wie Weinsäure, Oxalsäure etc. zur Erhöhung des Glanzes u. der Festigkeit der Farbe beifügt. Die essigsaure Thonerde darf hier nicht mit Bleizucker, sondern mit essigsauren Alkalien od. essigsaurem Baryt aus Alaun dargestellt werden, da sich sonst beim Dämpfen leicht Flecke von Schwefelblei aus dem Schwefelgehalt der Wolle bilden; ebenso können sich mit Zinnbeizen leicht Schwefelzinnflecke bilden, so wie auch vom Bleichen her in der Wolle zurückgebliebene schweflige Säure die kupferhaltigen Beizen zersetzen u. Flecke von Kupferoxydul bilden kann. Die Druckfarben werden nach den unter Wollenfärberei erwähnten Angaben zusammengesetzt; so sind folgende für Dampffarben gebräuchlich: a) Blau: in 10 Liter Wasser löst man auf 800 Gramm Alaun u. 1060 Gramm Kleesäure, verdickt mit 7400 Gr. Gummi u. setzt noch lauwarm 500 Gr. Zinnchlorid von 55° B., 2620 Gr. rothes Blutlaugensalz u. 825 Gr. salpetersaures Eisenoxyd von 40° B. zu. b) Schwarz: 2 Liter Blauholzlösung von 4° B. verdickt man mit 1/2 Kilogramm Stärkmehl, setzt warm 30 Gr. Indigocarmin in Teig u. 30 Gr. Oxalsäure u. kalt 180 Gr. salpetersauren Eisenoxyd zu. c) Dunkelroth: 2 Liter Wasser werden mit 180 Gr. Stärke u. 360 Gr. Cochenille gekocht, lauwarm 90 Gr. Oxalsäure zugesetzt u. nach dem Erkalten 180 Gr. Zinnchlorid. d) Für Goldgelb löst man 60 Gr. Alaun, 180 Gr. Zinnsalz, 30 Gr. Zinnchlorid u. 30 Gr. Oxalsäure, für Citronengelb 330 Gr. Alaun in einem Kleister aus 2 Liter Gelbbeerenabsud (aus 1/2 Kilogramm Beeren) u. 180 Gr. Stärkmehl auf. e) Violett: 2 Liter ammoniakalische Cochenilleauflösung, 120 Gr. Alaun, 30 Gr. Oxalsäure, 15 Gr. Zinnchlorid u. 0,6 Kilogramm Gummi; für Dunkelviolett noch etwas Indigcarmin. f) Grün: in 10 Liter Kreuzbeerenabsud von 15° B. löst man 2560 Gr. Alaun u. je 640 Gr. Oxalsäure, Zinnchlorid (55° B.) u. salpetersaures Eisenoxyd (40° B.). Andererseits löst man in 10 Liter Kreuzbeerenabsud 2560 Gr. rothes Blutlaugensalz, vermischt beide u. verdickt sie mit 7680 Gr. Gummi. D) Nach einer in England patentirten Methode druckt man nicht Auflösungen des Farbstoffes, sondern Farblacke mit Beizen u. Verdickungsmitteln auf u. nimmt das Dämpfen mit dem sehr feuchten Gewebe vor. Die Niederschläge werden im feuchten Zustande verwendet u. nur, wenn sie durch Mitwirkung von Schwefelsäure hergestellt werden, bis zur Entfernung[340] derselben ausgewaschen, z.B. zu Goldgelb: 4 Pfd. 12 Loth Gummiwasser von mittlerer Dichte, 2 Pfd. 6 Loth Fisetholzniederschlag (aus der Abkochung von 100 Theilen Fisetholzspähnen mit einer heißen Lösung von 10 Theilen Zinnchlorid in 20 Theilen Wasser) u. 3 Loth Kleesäure, od. zu Scharlach 2 Pfd. 6 Loth Cochenilleniederschlag (aus der Abkochung von 25 Thln. Cochenille mit 64 Thl. Zinnsalz u. ebensoviel Zinnchlorid, in 29 Thln. heißem Wasser gelöst, erhalten) gemischt mit ebensoviel warmem Gummiwasser u. je 41/2 Loth Kleesäure u. kleesaurem Kali. Zu Violett: gleiche Theile Gummiwasser u. Orseilleniederschlag (erhalten aus der Abkochung von 220 Pfd. Orseille mit 491/2 Pfd. Alaun in 260 Pfd. heißem Wasser gelöst u. 81/2 Pfd. Soda in 16 Pfd. Wasser gelöst). Zu Grün: 5 Pfd. 15 Loth Gelbholzniederschlag (aus 100 Theilen Gelbholz, 10 Thln. Zinnchlorid in 20 Thln. Wasser gelöst u. 4 Thle. englischer Schwefelsäure erhalten) werden warm mit 1 Pfd. 18 Loth Gummiwasser, 13 Loth Alaun u. 4 Loth Kleesäure vermischt u. hierzu 5 Pfd. 15 Loth Gummiwasser u. 1 Pfd. 3 Loth Indigcarmin gerührt. Das Dämpfen dauert etwa 3/4 Stunden u. die Stücke müssen dann, wenn sie keine rothen, sondern violette Muster enthalten, durch Kalkwasser passirt werden, um die Säure zu entfernen.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.