- Zug [1]
Zug, 1) die Handlung des Ziehens, sie mag durch die Kraft eines lebendigen, od. unbelebten Gegenstandes hervorgebracht werden; 2) die Fortbewegung flüssiger Körper u. lebender Gegenstände, vgl. Luftzug u. Wanderung der Thiere; 3) eine Menge lebender Wesen, welche sich zusammen fortbewegen, bes. wenn sie dabei eine Reihe bilden; 4) eine Abtheilung Soldaten, welche zusammen marschiren; 5) eine Abtheilung, in welche eine Compagnie zerfällt. Bei manchen Armeen heißt der Z., Peloton. Die Compagnie Infanterie zerfällt in zwei bis vier Züge, die Escadron Cavallerie in vier, die Batterie von acht Geschützen auch in vier, jeden von zwei Geschützen. Jeder Z. wird von einem Offizier, dem Zugcommandanten od. Zugführer, commandirt. Bei großen Paraden erhält der Höchstcommandirende einen Rapport (Zugführerzettel), auf welchem die Namen der Zugführer verzeichnet sind. 6) (Bergb.), s.u. Markscheidekunst; 7) die Arten der Folter, wobei der Körper ausgestreckt wird; 8) das Fangen der Fische mittelst eines fortgezogenen Netzes; 9) bei Pumpen od. Feuerspritzen sonst so v.w. Kolben, vgl. Zugstange; 10) so v.w. Hub; 11) eine Rolle nebst Seil, woran eine Last in die Höhe gezogen wird; 12) die Kraft der Uhrfeder, od. des Gewichtes, womit dieselben das Räderwerk in Gang bringen; 13) s.u. Spieluhr a); 14) ein Theil des Fortepiano, s.d. 1); 15) so v.w. Registerzug, s.u. Orgel IV.; 16) ein Strich, eine Linie, welche mit dem Bleistift, od. mit der Feder gemacht werden, bes. wenn die Linie zierlich verschlungen ist, od. den Umriß einer Figur bildet; 17) Zeiner Linie, der Weg, welchen ein Punkt, indem er durch Bewegung eine Linie beschreibt, zurücklegt, also gleichbedeutend mit Linie selbst, da man sich jede durch Bewegung eines Punktes entstanden denken kann; 18) so v.w. Gesichtszug; 19) ein eigenthümlicher Theil des Charakters od. der Denkungsart; 20) ein Theil, welcher verschoben werden kann, bes. um etwas zu öffnen, od. zu verschließen, od. einem anderen Theile eine andere Richtung od. Stellung zu geben; 21) (Bergb.), mehre Schachte, welche in einem Gange, od. in einer kurzen Gegend hinter einander liegen; 22) eine Deichstrecke, welche demselben Aufseher zugewiesen ist; 23) so v.w. Gespann (vgl. Postzug); 24) die Längsfurchen im Laufe der gezogenen Büchsen (s.d.) u. Gewehren (s.d. 2); vgl. Gewehrfabrik I. A) u. Zugrohr; 25) so v.w. Fischlager u. Abzug, s.u. Fischerei II.; 26) (Tuchsch.), so v.w. Fahne 6); 27) beim Rauhen des Tuchs eine Länge von 4 Fuß, auf welcher das Tuch von den zwei Arbeitern auf einmal bearbeitet wird; 28) die besten Wollhaare, welche in die Flieden gekämmt werden; vgl. auch Wollkämmen A) u. B); 29) die Schraubenwinde des Böttchers (s.d.); 30) ein Z. Drahtsaiten, 12 Röllchen mit Saiten von verschiedener Stärke; 31) die Sägenzähne stehen auf den Z., wenn sie mit den Spitzen nach dem Arbeitenden hin geneigt sind, die Säge also schneidet, indem man sie an sich heranzieht; 32) die Anspannung der Schnur beim Spinnrad mit doppelter Schnur, s. Spinnrad 1) b) bb); 33) die Stelle der Tritte vertretende Vorrichtung zur Fachbildung bei der [720] Musterweberei (s.d. A); 34) (Wagenzug), bei der Mulespinnmaschine die durch den Wagen hervorgebrachte Verlängerung der Fäden; diese tritt ein, weil die Geschwindigkeit des Wagens etwas größer ist, als die Umfangsgeschwindigkeit des letzten Streckwalzenpaares; 35) Grober Z., beim Gold- u. Silberdrahtziehen so v.w. Schleppzangenziehbank, s.u. Zange 1); 36) Zweiter Z., so v.w. Nachzug; 37) (Eisenbahnzug), die von einer Locomotive auf einmal fortgeschafften Wagen nebst Locomotive u. Tender; 38) so v.w. Conscription.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.