- Murhard
Murhard, 1) Friedrich Wilhelm August, geb. 1778 in Kassel; studirte seit 1795 in Göttingen, reiste 1799–1801 nach Constantinopel u. die Levante, übernahm, nach Errichtung des Königreichs Westfalen, die Redaction des Westfälischen Moniteurs, wurde Bibliothekar in Kassel u. Präfecturrath des Fulda-Departements, lebte nach Auflösung des Königreichs Westfalen als Hofrath in Frankfurt a. M. u. ging 1817 nach Bern, wo er die Redaction der Europäischen Zeitung übernahm. Da man ihn bei dem Attentat mit den Kasseler Drohbriefen (s. Hessen-Kassel, Gesch. III.) an den Kurfürsten implicirt glaubte, so wurde er 1824 im Febr. auf einer Reise in Hanau verhaftet u. nach Kassel gebracht, nach sieben monatlicher Hast jedoch als schuldlos wieder entlassen. M. lebte seitdem als Privatmann in Kassel u. machte Reisen durch Süddeutschland, Italien, Frankreich, die Schweiz, die Niederlande u. Skandinavien. Anfangs 1844 wurde er wegen eines Artikels in Rottecks u. Welkers Staatslexikon, worin man die hessische Regierung geschmäht glaubte, von Neuem verhaftet, aber gegen Caution wieder freigegeben u. st. 29. Nov. 1853; er schr.: Bibliotheca mathem., Lpz. 1797 ff., 5 Bde.; Geschichte der Physik, Gött. 1798 f., 2 Hefte; System der Elemente der allgemeinen Größenlehre, Lemgo 1798; Gemälde von Constantinopel, Penig 1804, 3 Bde., u. Ausg. Lpz. 1824; mit Reimers: Constantinopel u. Petersburg, der Orient u. der Norden, eine Zeitschrift, Lpz. 1805 f.; Gemälde des griechischen Archipelagus, Berl. 1807, 2 Bde.; Die unbeschränkte Fürstenschaft, Kassel 1831; Die Volkssouveränetät im Gegensatze der sogenannten Legitimität, ebd. 1832; Der Zweck des Staates, Gött. 1832; Über Widerstand, Empörung u. Zwangsübung der Staatsbürger gegen die bestehende Staatsgewalt, Braunschw. 1832; Das königliche Veto, Kassel 1832; Das Recht der Nationen zur Erstrebung zeitgemäßer Staatsverfassungen, Frankf. 1832; Die Initiative der Gesetzgebung, Kassel 1833; Grundlage des jetzigen Staatsrechts des Kurfürstenthums Hessen, Kassel 1834 f., 2 Bde.; auch war er Herausgeber des Martensschen Nouveau recueil des traités, Gött. 1836 ff., u. redigirte später Posselt's Allgemeine politische Annalen, Stuttg. 1821–24, 12 Bde. 2) Karl, Bruder des Vor., geb. 1781 in Kassel, wurde 1804 Archivar daselbst u. 1809 westfälischer Auditor des Staatsraths bei der Finanzsection; nach der Auflösung des Königreichs Westfalen trat er in seinen früheren Posten als Archivar zurück, nahm aber 1816 seine Entlassung, folgte seinem Bruder nach Frankfurt, wo er mit diesem 1824 verhaftet, endlich aber wieder freigegeben wurde u. lebt seitdem als Privatmann in Frankfurt u. in Kassel. Er übersetzte Hauy, Darstellung der Theorie der Elektricität u. des Magnetismus, Altenb. 1801, u.a., u. schr.: Theorie des Geldes u. der Münze, Lpz. 1817; Theorie der Politik u. des Handels, Gött. 1831, 2 Bde.; Theorien. Politikder Besteuerung, ebd. 1834.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.