Aristolochĭa

Aristolochĭa

Aristolochĭa (A. L., Osterluzei), Pflanzengattung aus der Familie der Aristolochieae, 3. (4.) Ordn. 20. Kl. L., mit einfacher, unten bauchiger, an der Spitze schief in eine Lippe verbreiterter u. verlängerter Blüthenhülle, 6 unter der Narbe angewachsenen Staubbeuteln u. sechsfächeriger Kapsel. Arten: Gemeiner Osterluzei (A. Clematidis), aufrecht, Blätter rundlich dreieckig, tief herzförmig, an der Spitze stumpf od. ausgerandet, Blüthenstiele gehäuft, aufrecht, Blüthenhülle 15 Lin. lang, gelb, mit eilänglicher, ausgerandeter Lippe; in Hecken, Gebüschen u. auf Weinbergen von Mittel- u. Südeuropa, vom Mai bis Juli blühend; alle Theile riechen stark u. unangenehm, schmecken bitter, scharf, dabei balsamisch u. wirken als Gift; Wurzel u. Kraut (Radix et Herba aristolochiae vulgaris s. tenuis) sind officinell; die Wurzel war sonst, wie die der übrigen Arten, bei vielen Krankheiten geschätzt, die vorzugsweise auf einer Atonie der von sympathischen Nerven beherrschten Organe beruhen, auch bei allgemeiner Schwäche, bei Bißwunden von giftigen Schlangen u., gleich den Blättern, bei unreinen Geschwüren; Runder Osterluzei (A. rotunda), fast aufrecht, etwas ästig, herzeirund, stumpf, fast sitzend, umfassende Blätter, einzelne, gerade, aufrechte gelbe Blüthen, mit länglicher, abgestumpfter Lippe u. einer knolligen, kugelighöckerigen Wurzel (Radix aristolochiae rot.), welche, wie bei vorigem, aber noch stärker wirkt; in Gebüschen u. auf Weinbergen SEuropas. Der dem Vorigen ähnliche, aber durch die walzigspindelige [711] Wurzel ausgezeichnete Lange Osterluzei (A. longa), in SEuropa, seltener; die Wurzel (Rad. arist. longae) wirkt wie die des vorigen; Schlangenwurz-Osterluzei (A. Serpentaria), etwas ästig, hin- u. hergebogen, aufsteigend, Blätter herzförmig eirund, zugespitzt u. wie der Stengel flaumhaarig, Blüthenstiele fast wurzelständig, ein- od. wenigblüthig, Blüthenhülle Sförmig umgebogen, mit fast dreilappiger Lippe, schmutzig purpurviolett, flaumhaarig; in Bergwäldern NAmerikas, bes. in Virginien u. Carolina; die höckerige, fast wagrechte, nach unten zahlreiche Fasern treibende Wurzel (Rad. Serpentariae virginianae, Virginische Schlangenwurz) riecht flüchtig aromatisch, wie Kampfer u. Baldrian, schmeckt bitter-aromatisch u. stechend, enthält etwas ätherisches Öl, bitteren u. gummigen Extractivstoff, sowie ein Weichharz; dient den Ureinwohnern als Mittel beim Bisse der Klapperschlangen (wozu sie auch den Saft der Blätter anwenden), auch in Europa als kräftiges Reizmittel bei adynamischen Krankheiten, bösartigen Fiebern, Lähmungen, auch gegen Schlangen- u. Hundsbiß, als fäulnißwidriges, nervenstärkendes, schweißtreibendes, aufregendes Mittel, wird aber jetzt nur noch selten angewendet; diese Art wird auch als Zierpflanze bei uns gezogen. Der ähnliche Gebräuchliche Osterluzei (A. officinalis) liefert die dunkler gefärbte Sorte der Rad. Serpent. virginianae; sie kommt mit dem vorigen vor. Der Großblumige Osterluzei (A. grandiflora), windend, Blätter herzförmig, spitzlich, Blüthen einzeln, unter dem Fruchtknoten mit rundlichscheidigem Deckblatte, Blüthenhütte bauchig, in der Mitte eingeschnürt, an der Münd und sehr weit, mit sehr großer herzförmiger Lippe, die an einem 1 Fuß langen linealen Bande hängt, Saum weiß, purpurn gefleckt, im Innern eine zweite, rauchhaarig rothe Röhre; diese Art, in Jamaika zu Hause, ist Zierpflanze unserer Gewächshäuser, auch im Freien an Lauben u. dgl., riecht aber höchst unangenehm, betäubend. Der Großblätterige Osterluzei (A. Sipho), rankend, große herzförmig rundliche, spitze, kahle Blätter, einzelne Blüthen mit eirundem Deckblatte u. umgebogener, einem türkischen Pfeifenkopfe ähnlicher, grüner, rothbraun geaderter, an der Basis schwarzrother Blüthenhülle, mit dreispaltigem, rothbraunem Saume, stammt aus Nordamerika. Der Starkriechende Osterluzei (A. odoratissima), aus WIndien u. Mexico, durch angenehmen, aber starken Geruch ausgezeichnet, schmutziggelbliche Blüthenhülle, deren gestielte Lippe dunkelpurpurroth bestäubt ist. Gekerbter Osterluzei (A. Pistolochia). in SEuropa, 6–9 Zoll hoch, zweilippige Blüthenhülle, herzförmige, stumpfe, scharf gekerbte od. fast gezähnte Blätter u. kleine, gelbliche Blüthen, mit schwarzrothem Saume; die angenehm gewürzhaft riechende, bitter u. scharf schmeckende, faserige Wurzel (Rad. Arist. polyrrhizae s. Pistolochiae) war sonst officinell; der Schlangentödtende Osterluzei (A. anguicīda) in SAmerika u. Mexico ist windend, hat herzförmig längliche, spitze Blätter, herzförmige, stengelumfassende Nebenblätter, eine umgebogene Blüthenhülle, mit erweiterter Mündung u. lanzettlicher Lippe, grünlichgelb, mit schwarzrothen Adern, u. der sehr bittere u. widrig schmeckende u. riechende Saft der Wurzel ist Heilmittel gegen den Biß giftiger Schlangen; mehrere Tropfen reichen hin, um eine Schlange von mittlerer Größe zu tödten, u. eine geringere Gabe betäubt sie, daß man sie ohne Gefahr in die Hand nehmen kann; der Dreilappige Osterluzei (A. trilobata), dreilappige, stumpfe Blätter, aufgeblasene, eingeknickte, grüngelbe, purpurbraun gefleckte Blüthen, ist in WIndien zu Hause, kommt in der Wirkung mit der Virgin. Schlangenwurz überein; die Stengel (Stipites Aristolochiae trilobatae) früher in Europa officinell; noch kräftiger aber wirkt die zolldicke, in 3–4 krumme, an 2 F. lange Äste getheilte Wurzel.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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