Nadelstuhl

Nadelstuhl

Nadelstuhl, Webstuhl zur Verfertigung der in Plattstichmanier gestickten Stoffe (vgl. Musterweberei 2); die Stickfäden laufen gewöhnlich auf der rechten Seite des Zeuges im Zickzack flott quer über die Kettenfäden u. werden durch den Grundschuß gebunden; auf einem Kettenbaume ist die Grundkette aufgebäumt, auf einem zweiten Baume die Stickfäden; letztere gehen an der Lade (Sticklade) durch das Rietblatt od. oberhalb des Ladendeckels hervor u. sind durch das Öhr am untern Ende einer senkrechten 3–4 Zoll langen stählernen Nadel gefädelt; diese Nadeln sind an einer hölzernen Leiste (dem Radelstabe) befestigt, welche vor dem Rietblatte parallel dem Ladendeckel mit der Lade so verbunden ist, daß sie sich auf u. ab, nach links u. nach rechts bewegen läßt. Wenn der Nadelstab erhoben ist, so befinden sich die Stickfäden über der Kette; nachdem durch Treten für den leinwandartigen Grund Fach gemacht worden ist, wird der Nadelstab gesenkt, die Nadeln treten dadurch zwischen den Fäden des Oberfachs hinunter, so daß die Stickfäden ins Unterfach kommen; darauf wird eingeschossen, der Nadelstab gehoben u. der Schuß mit der Lade festgeschlagen, nach Befinden auch noch ein od. mehrere Male eingeschossen; durch den ersten Schußfaden werden alle Stickfäden festgebunden. Darauf wird der Nadelstab ein Stück seitwärts bewegt, so daß sich alle Stickfäden quer über das Gewebe legen, die Nadeln ins Unterfach gebracht, wieder eingeschossen u. dadurch sämmtliche Stickfäden durch den ersten Schußfaden gebunden, der Nadelstab wieder gehoben etc. Die Gestalt des Musters hängt nun theils von der Anzahl der Schußfäden ab, welche nach jedesmaliger Senkung der Nadeln eingetragen wird, theils u. bes. aber von der Größe der Verschiebung des Nadelstabes. Die Seitenschiebung des Nadelstabes wird durch einen damit verbundenen zweiarmigen Hebel, den Nadelführer, regelmäßig[641] verändert, dessen oberes Ende in ein durchbrochenes messingenes Musterblatt eingreift. Oft arbeitet man mit zwei od. mehreren zusammengehörigen Nadeln, welche an ebenso vielen Nadelstäben angebracht sind, u. kann dann durch entsprechend gewählte Veränderungen in Richtung u. Größe der Verschiebungen sehr mannigfaltige Muster sticken.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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