Nashorn

Nashorn

Nashorn (Rhinoceros L), Gattung aus der Ordnung der Vielhusigen; Leib plump, fast von gleicher Dicke u. Höhe; Haut sehr dick, fast hornig, faltig, mit wenig Borsten besetzt, Rachen klein, Schnauze spitzig, die Oberlippe in der Mine mit fingerartiger Verlängerung; auf der Nasenhaut sitzt ein Horn od. zwei, aus zusammengebackenen [688] Haaren gebildet; Vorderzähne oben vier, unten vier, die seitlichen klein od. fehlend; Eckzähne fehlen, Backzähne überall sieben, Fußzehen drei, unter sich mit einer wulstigen Haut verbunden, mit drei nach vornstehenden Hufen; Aufenthalt: in Sümpfen Asiens u. Afrikas; Fraß: Kräuter, Blumenzweige. Arten: Ostindisches (Einhorniges) N. (Abada, Rhin. indicus Cuv., Rhin. unicornis L.), mit Einem Horn, nackter, rauher, dunkelbrauner Haut, mit rundlichen Höckern u. im Inneren fleischfarbnen tiefen Hautfalten über den Schultern u. am Kreuze; 12 Fuß lang, 6 Fuß hoch; in Siam, Bengalen, Java, Sumatra, China; lebt paarweise, ist sanft, doch gereizt sehr wild; das Fleisch wird gegessen, Haut, Horn, Hufe u. Zähne anderweit benutzt. Sumatraisches (Zweihorniges) N. (Rh. sumatrensis Cuv., Rh. bicornis L.), mit fast glatter Haut, zwei senkrechte Falten am Halse, einer großen über der Schulter, u. einer schiefen vor den Schenkeln, so wie zwei Hörnern auf der Nase, von denen das vordere länger u. gebogen ist; in Sumatra; Afrikanisches (Zweihorniges) N. (Rh. africanus, Rh. bicornis), mit runzeliger, faltenloser Haut, zwei Hörnern, etwas größer als voriges; hat scharfen Geruch, große Schnelligkeit; in Südafrika, doch am Vorgebirge der guten Hoffnung fast ganz vertilgt; das Fett wird als Butter gebraucht, Horn u. Hufe zu Bechern; Sundaisches N. (Rh. sundaicus s. javanicus), einhornig, mit höhern Beinen u. nicht so unförmlich, als das indische; die Haut hat mehre Falten u. Wärzchen, aus welchen Haare kommen; in Java u. Sumatra; Breitkragiges N. (Rh. cucullatus), in Abyssinien; Stumpfnäsiges N. (Rh. simus), im Innern Südafrikas, u. das Keitloa (Rh. Keitloa), in Afrika. Ehedem gelang es nur selten lebende Exemplare nach Europa zu führen; 1739 kam zuerst ein zweijähriges von Bengalen nach London; ein zweites 1741 ebendahin u. 1746 brachte Capitain Douvremont van der Meer ein Weibchen nach Paris, welches sein Besitzer auch nach Deutschland führte (dasselbe, welches Gellert in dem Gedicht ƇDer arme Greisű erwähnt). Man fängt diese Thiere theils in Schlingen od. verdeckten Gruben, in denen spitzige Pfähle aufgerichtet sind, theils werden sie gejagt. Die indischen Nashornjäger (Agageer, d.h. Flechsenschneider) haben eine eigene Art, sie zu erlegen. Zwei besteigen nackt ein Pferd, der vordere hat blos dasselbe zu lenken, der hinter ihm sitzende hält ein breites, etwa 14 Zoll langes Messer in der Hand. Sie reite:: nun dem N. entgegen, wenden aber sogleich das Pferd, wenn es ihm nahe gekommen ist, u. wiederholen dies so lange, bis das N. zur Wuth gereizt, nur das Pferd im Auge hat u. Alles um sich her vergißt. Sogleich rutscht nun der Hintensitzende über den Rücken des Pferdes herunter u. versetzt dem N. mit seinem Messer einen so gewaltigen Hieb über die Ferse in die Flechsen, daß es sogleich zusammenstürzt. Mit Wurfspießen od. Lanzen wird es dann noch durchbohrt. Versteinert finden sich: Rh. tichochinus Cuv. (Rh. antiquitatis Blumenb., Unicornu fossile), mit Scheidewand in der Nase, zwei langen Hörnern, verlängertem Kopf; Haut dichthaarig; größer als das Afrikanische; findet sich häufig in Sibirien (1771 eins mit Haut u. Haare am Ausfluß des Wilhui), auch in England, Deutschland (ein vollständiges Gerippe wurde 1840 bei Nordhausen ausgegraben), Frankreich; Rh. Schleiermacheri ist kleiner u. entspricht am meisten dem lebenden Rh. sumatrensis. Die versteinerten Hörner vorweltlicher Rhinocerosse wurden früher für Schnäbel des fabelhaften Vogels Greif gehalten.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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