- Nesselausschlag
Nesselausschlag (Nesselsucht, Urticaria), eine in umschriebenen Stellen der Lederhaut wurzelnde ödematöse Entzündung, die zu den als Nesselmal bekannten insel- od. striemförmigen, blassen, aber gewöhnlich mit einem rothen Hof umgebenen, soliden Hautbuckeln Veranlassung gibt. Der N. ist flüchtig u. verschwindet meist in der Wärme, kehrt dagegen in der Kälte heftiger zurück. Beim Zurücktreten des N-s bleiben die durch Entzündung geschwellten Haar- u. Drüsenbälge zurück u. tragen nicht selten in der Spitze ein kleines Bläschen (Nesselfriesel, Urticaria papulosa u. vesiculosa), od. auch größere Knoten (Urticaria nodosa). Der N. bricht unter heftigem Brennen u. Jucken auf unbestimmten Stellen der Haut aus, bleibt kürzere od. längere Zeit stehen, ist entweder von Fieber begleitet (Nesselfieber, Febris urticaria), od. zeigt sich als chronische Krankheit ohne Fieber (U. chronica, Morbus urticarius). Im ersteren Falle ist der N. zumeist von größerer Ausbreitung, mit einem höher gerötheten Hofe umgeben, so daß die Haut angeschwollen, gespannt u. das Brennen od. Jucken bedeutend ist. Bald steht der N. mehre Tage, bald erscheint er zu wiederholten Malen des Tages u. verschwindet immer wieder. Das Fieber ist gelind u. endet in 7–9 Tagen. Vor dem Ausbruche des N-s ist zuweilen Angst u. Druck in der Magengegend zu bemerken. Der Kranke ist bes. wegen des lästigen Brennens sehr unruhig. Abschilferung ist nur bei starkem N. deutlich wahrzunehmen. Der chronische N. zeigt sich in wiederholten, oft längere Zeiträume von einander getrennten Ausbrüchen, bisweilen jedoch verläßt er die Haut nie ganz, sondern erscheint immer an anderen Stellen u. kann oft Jahre lang den Körper heimsuchen (habituelle Nesselsucht). Sehr gelinde u. beschränkte Ausbrüche des N-s bestehen zuweilen als kurze Krankheit u. ohne alles Fieber (U. ephemera). Der N. kommt am häufigsten im Frühjahr u. Sommer vor u. befällt vorzugsweise Leute mit zarter Haut, wie Frauen, Kinder, Sanguiniker, u. steht wohl zuweilen mit leichten Störungen in der Function des Magens, der Leber, der Milz, der Nieren od. mit Unordnung der Menstruation in Verbindung. Bei manchen Personen erfolgt der N. schon auf den Genuß von Muscheln, Krebsen, Schnecken, Caviar, gesalzenen, getrockneten, geräucherten Fischen, Pilzen, Erdbeeren, Himbeeren, Gurken etc. u. nach manchen Arzneien. Die Krankheit ist mehr lästig, als gefährlich. Der N. verschwindet zumeist bei richtigem Verhalten von selbst, nur die chronische Nesselsucht verlangt oft Abänderung der Lebensweise u. Bäder. Als besondere seltene Abänderung des N-s ist das Porzellanfieber (Essera, Febris porcellana) zu betrachten, bei welcher das Nesselmal blau u. glänzendroth, die Haut dazwischen porzellanweiß ist.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.