Chinapräparate

Chinapräparate

Chinapräparate, Bereitung der Chinarinde zum Gebrauch als Heilmittel. Das einfachste ist Chinapulver (Pulvis chinae), von den besseren Chinarindensorten lichtzimmtfarbenes, von den geringeren dunkleres Pulver. Am besten wird es, wenn man das beim Stoßen zuerst sich bildende, mehr holzige Pulver entfernt u. das übrige sein pulverisirt; es darf nicht lange vorräthig gehalten werden u. ist in gutverstopften Gläsern aufzubewahren. Dose: im Maximum (gegen Wechselfieber) 2 Drachmen. Meist wird es nach der Verordnung noch mit anderen, bes. gewürzhaften Mitteln versetzt. Sonst standen eine Menge zusammengesetzte Pulver, unter mancherlei Namen, in Ansehen, worin Ch. ein Hauptbestandtheil war. Bereitungen mit Flüssigkeiten sind: A) Chinaabsud (Decoctum corticis peruviani), meist wird 1 Theil Chinarinde mit 8–12 Theilen zur Hälfte eingekocht, wobei die fixen Bestandtheile ausgezogen, die aromatischen größtentheils verflüchtigt werden, ist in der Siedhitze klar, trübt sich beim Erkalten wegen Abscheidung des Gerbestoffes, Amylons, eines Theiles von Chinaroth u. fettartiger Substanz, welche auch etwas Chinin mitnehmen. B) Chinaaufguß (Infusum corticis peruviani): a) kalter Aufguß, durch Übergießen von 1 Theile Chinapulver, mit 12 Theilen kaltem Wasser, stundenlanges Schütteln od. Quirlen u. Abgießen der noch trüben Flüssigkeit von dem abgesetzten, gröberen Bodensatze, od. Filtriren, auch mit Vortheil in der Realschen Presse zu bereiten; es enthält die wesentlichen Bestandtheile der Rinde, auch mehr vom Aroma, aber weniger Gerbstoff, weshalb er meist leichter vertragen wird. b) Warmer Aufguß, durch Übergießen von 1 Theil China mit 8 Theilen heißem Wasser, Digeriren u. Filtriren bereitet. c) Weiniger Aufguß (Chinawein), man läßt 1 Pfund guten weißen Wein auf 1 Unze Pulver einige Tage lang stehen, schüttelt es von Zeit zu Zeit um u. filtrirt die Mischung; man setzt wohl auch Pomeranzen, Calmus, Zimmt u. dgl. zu; ein vorzügliches Präparat bei schwacher Verdauung, für Reconvalescenten u. überhaupt bei chronischen Schwächezuständen. Febroni schlug vor, durch Gährung einer Mischung von 12 Theilen Chinapulver, 82 Zucker, 90 Wasser, welche 30 Tage lang einer Temperatur von 21° R. ausgesetzt ist, einen Chinawein zu bereiten; eben so ein Chinabier durch gleiche Behandlung von 1 Theil China, 100 Wasser, 8 braunem Zucker. d) Geistiger Aufguß (Chinatinctur, Tinctura chinae): aa) Einfache Chinatinctur (Tinctura ch. simpl.), durch Digestion von 15 Unzen Chinapulver mit 2 Pfd. Weingeist, enthält alle hauptsächliche wirksame Theile der Chinarinde, außer chinasauern Kalk, Gummi u. Amylon; ein Zusatz von Alkali befördert die Aufnahme des Chinaroths; bb) Zusammengesetzte Chinatinctur (Tinctura ch. composita, sonst Elixir roborans Whyttii). nach der preußischen Pharmakopöe aus 3 Unzen brauner Chinarinde, Enzianwurzel u. gereinigten Pomeranzen-schalen von jedem 4 Unzen, 8 Unzen Sprit, 6 Unzen Zimmtwasser, durch Digestion bereitet; cc) Flüchtige Chinatinctur (Tinctura ch. volatilis), durch einen Zusatz von Liquor ammonii caustici bereitet, ist entbehrlich, so wie andere ähnliche Compositionen älterer Pharmakopöen. C) Chinaextract (Extractum chinae s. cort. peruviani), man hat wässeriges (Extr. chin. aquosum) u. geistiges (Extr. chinae spirituosum), mit Wasser u. Weingeist. Es enthält jenes den meisten wirksamen Stoff der Chinarinde, daher auch Geruch u. Geschmack. Man schätzt die Wirkung eines Quentchens etwa der einer Unze des Pulvers gleich. Wenig im Gebrauch ist das Garrayische Chinaextract, kalt durch bloßes langes Zusammenrühren u. Schütteln des gröblichen Pulvers mit kaltem Wasser u. Abdampfen bis zur Honigconsistenz bereitet (Extr. chin. frigide paratum s. Garayanum): durch die Realsche Presse u. ähnliche Vorrichtungen kann man auf leichtere Weise kräftige kalte Auszüge darstellen. Sehr geachtet ist auch in England das Südamerikanische Chinaextract, das aus Südamerika, wahrscheinlich dort aus frischer Rinde bereitet, dahin gelangt. D) Chinagallerte (fr. Gelatine au quinquina), von Goutier vorgeschlagenes Ch. Ihr entsprechend ist die Gelatina de lichene cum kina kina der französischen Pharmakopöe, aus 2 Unzen Isländischem Moose, 1 Drachme Hausenblase u. 6 Unzen weinigem Chinasyrup zu einer Gallerte gekocht. E) Chinasyrup (Syrupus cort. peruviani), wird gewöhnlich aus Chinawein u. Zucker bereitet; in Deutschland wenig im Gebrauch. An seine Stelle ist neuerlich Cinchoninsyrup empfohlen worden, der in jeder Unze Flüssigkeit 1 Gran Cinchonin nebst 1 Gran Chinin enthält. F) Chinachokolade (Cacao tabulata cum china), wird nach Lentin aus Cacao 6 Unzen, Chinapulver 5 Unzen, Zucker 8 Unzen, schwarzem Perubalsam 1 Drachme bereitet; anwendbar bei Kranken, welche den Geschmack der China nicht leiden mögen. G) Chinakaffee (Coffea cum china), wird nach demselben durch Zusammenkochung von 1 Drachme Chinapulver mit 2 Drachmen (od. mehr) Kaffee bereitet. H) Chinamorsellen (Morsuli chinati), sind Chinapulver in Morsellenform gebracht; für Kinder u. Personen mit schwacher Verdauung. I) Chinapomade, 1 Unze seingepulverter rother China mit etwas Mandelöl abgerieben u. dann noch bis zu 2 Drachmen von letzterem zugesetzt; hierauf werden 6 Drachmen gereinigtes geschmolzenes Rindsmark nach u. nach bis zum Erkalten der Pomade dazu gerieben; ein guter Geruch[32] wird durch Zusatz von Bergamottöl, Vanilleessenz etc. erhalten. Die Chinapomade wird gegen das Ausfallen der Haare gerühmt. Alkaloideder Ch. sind Chinin, Cinchonin u. Chinoidin (letzteres blos ein Gemenge von Chinin, Cinchonin u. Harzen). Diese Alkoloide sind sehr geschätzt als Heilmittel gegen Wechselfieber, am meisten gebraucht aber ist Chinin auch bei allgemeiner Schwäche u. mancherlei Fiebererscheinungen.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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