Chios [2]

Chios [2]

Chios (Gesch.), Ch. angeblich nach dem Heros Chios, einem Sohn des Apollo, benannt, sonst auch Makris, war früher von tyrrhenischen Pelasgern bewohnt. In der mythischen Zeit kam Önopion von Kreta nach Ch. u. wurde hier Herrscher; sein Grabmal gehörte zu den Sehenswürdigkeiten der Insel. Nach der Rückkehr der Herakliden zogen sich Ioner nach Ch. u. begründeten dort eine nicht unbedeutende Seemacht. Unter Darios Hystaspis den Persern unterthänig geworden, nahmen die Chier 503 v. Chr. an dem Aufstande der Ioner gegen Persien Antheil, wurden aber wieder unterworfen, die ganze Insel verwüstet u. die Stadt zerstört. Nach der Besiegung der Perser bei Mykale (479) durch die Hellenen befreit, traten die Chier mit allen Insulanern in den Hellenischen Bund. Die blühende u. reiche Insel, deren Bewohner ein sehr üppiges Leben führten (daher Chiisches Leben, so v. w. üppiges Leben), war fortan der wichtigste Staat des Bundes für Athen. Im Peloponnesischen Kriege reizte 412 v. Chr. Alkibiades u. Chalkideus die Chier zum Abfall von Athen; aber die Athener besiegten die Chier u. verheerten die Insel; 358 kämpften sie mit Rhodos u. Kos wieder gegen Athen; von den Macedoniern unterstützt, machten sie sich von der athenischen Herrschaft frei. Ch. erhielt sich durch seinen Handel auch noch in der römischen Zeit mächtig, u. die Römer erklärten sie für frei, bis die östlichen Länder in Provinzen getheilt wurden, worauf auch ihre Freiheit verloren ging. Bei der Theilung des Römischen Reiches kam Ch. mit an das Oströmische Reich; 1307 wurde Ch. von türkischen Seeräubern erobert, verwüstet u. entvölkert; gleiches Schicksal hatte es 1390 durch Bajasid; 1455 wurde es von den Türken erobert u. ein Aga dort eingesetzt; am 12. Aug. 1613 schlug ein sicilianisches Geschwader bei Ch. ein türkisches (s. Türken Gesch.); im 17. Jahrh. waren hier Streitigkeiten zwischen den griechischen u. römischen Katholiken; durch Bestechung des Kaimakam, Kara Mustapha, erhielten die Griechischen 1665 mehr als 60 Kirchen der Römischen zugesprochen; 1681 verfolgten die Franzosen tripolitanische Raubschiffe nach Ch. u. beschossen sie in der Stadt; der französische Gesandte Guilleragues glich durch ein Geschenk von 60,000 Piaster die Sache aus; 1694 landeten die Venetianer hier u. beschossen u. nahmen 21. Sept. die Stadt, doch wurde die Insel im Febr. 1695 von den Türken wieder erobert. Am 5. Juli 1770 bei Ch. Sieg der russischen Flotte über die türkische; 1822 empörte sich auch Ch., wurde aber von den Türken überfallen u. fast alle Einw. erschlagen, s. Griechischer Freiheitskampf; 1827 versuchte der Obrist Fabvier mit einem Corps Griechen die Insel den Türken wieder zu nehmen, wurde aber bei der Belagerung des Schlosses von den Türken vertrieben. Am 19. Sept. 1849 große Feuersbrunst in der Stadt Ch.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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