Chlopicki

Chlopicki

Chlopicki (spr. Klopitzki), Joseph, geb. 1772 in Gallizien von armen Eltern, wurde 1787 Soldat, diente mit Auszeichnung unter Kosciuzko in Polen, unter Dombrowski in Italien, wo er Oberstlieutenant u. 1806 Oberst wurde, 1808 den Franzosen unter Suchet in Spanien u. wurde 1809 Brigadegeneral; er machte 1812 den russischen Feldzug mit u. wurde in der Schlacht an der Moskwa verwundet; weil er sich zurückgesetzt glaubte, nahm er den Abschied u. lebte nun in Paris. 1814 nach Polen zurückgekehrt, wurde er Divisionsgeneral in der neugebildeten polnischen Armee; verließ jedoch nach einer Zwistigkeit mit dem Großfürsten Constantin den Dienst u. lebte in Warschau. An den späteren politischen Umtrieben u. revolutionären Verbindungen in Polen hatte er keinen Theil, aber im November 1830, nach dem Ausbruche der Polnischen Revolution, sah er sich wider Willen an die Spitze der Revolution gestellt, weil man Haß gegen Rußland bei ihm voraussetzte u. er als General großen Ruf, als Mensch hohes Ansehen u. volles Vertrauen genoß. Gesetzmäßigkeit u. den Weg der Versöhnung mit Rußland offen zu erhalten war sein Streben, u. offen gab er seine Ansichten zu erkennen, daß er sich von einem Kampfe mit Rußland auf die Dauer keinen Erfolg verspreche. Deshalb von den demokratischen Clubisten angefeindet, legte er den Oberbefehl nieder. Der größte Theil des Volkes, das Militär u. der Adel schlug sich indeß auf seine Seite. Von allen Parteien gedrängt, den Oberbefehl wieder anzunehmen, begab er sich endlich am 5. Decbr. 1830 in den Sitzungssaal, verweigerte die Annahme seiner Ernennung in einer leidenschaftlichen Rede, worin er der Regierung ihre Uneinigkeit u. Schwäche vorwarf, u. erklärte, daß er eigenmächtig die Dictatur ergreife u. dieselbe bis zum Zusammentritt des Reichstags unabhängig zu handhaben entschlossen sei. Er fand Gehorsam bei der Regierung wie beim Militär u. begann sein Amt damit, den Umtrieben der Parteimänner zu steuern u. das Land in Vertheidigungszustand zu setzen. Der Beschluß des im Januar zusammengetretenen Reichstages, an Rußland den Krieg zu erklären, bewog ihn, am 5. Jan. 1831 seine Dictatur niederzulegen. Vergebens suchte man ihn von seinem Entschlusse zurückzubringen u. konnte nur erlangen, daß er versprach, den neuernannten Generalissimus Fürst Radziwill im Felde zu begleiten u. ihn mit seinem Rathe zu unterstützen. So war Ch. die Seele der wichtigsten Kriegsoperationen, bei denen er sich durch persönliche Tapferkeit auszeichnete. Seine Unerschrockenheit zeigte er namentlich bei Wawer u. Grochow, wo er durch eine crepirende Granate schwer verwundet wurde. Nach der Übergabe Warschaus zog er sich nach Krakau zurück u. st. am 30. Septbr. 1854 in Krzeschowitz.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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