- Dippel
Dippel, Joh. Konrad, geb. 10. Ang. 1673 in Frankenstein bei Darmstadt; Theolog, verlor 1696 durch seine Sucht, als Reformator der Theologie zu glänzen u. durch paradoxe Behauptungen, seine Professur in Gießen u. wurde nun gelehrter Abenteurer, erst heftiger Feind der Pietisten, dann in Strasburg Chiromant u. Astrolog u. 1697 in Darmstadt Goldmacher u. Pietist; er mußte als Betrüger 1704 aus dem Darmstädtischen u. 1707 aus Berlin flüchten, trat darauf als Arzt in Holland auf u. erwarb sich durch glückliche Curen mittelst einer angeblichen Universalmedicin, großen Ruf. Schulden halber 1714 entflohen, begann er als dänischer Canzleirath in Altona Händel mit der Regierung, saß als Verläumder derselben 1719–25 zu Hammershus auf Bornholm in Hast, gewann nach seiner Befreiung 1727 als Arzt Eingang am schwedischen Hofe, zog sich aber schon im December 1737 durch neue Angriffe auf Kirchenlehre u. Geistlichkeit Landesverweisung zu, konnte sich als Arzt auch in Kopenhagen[177] u. Hildesheim nicht halten u. trieb sich dann als Adept, Charletan u. Herold seines inneren Lichtes, das er an die Stelle des Christenthums setzen wollte, unter Pietisten u. Separatisten in Hessen u. den Rheinlanden herum, bis er 25. April 1734 auf dem Schlosse Wittgenstein starb. Er dichtete mehrere geistliche Lieder, u.a. das Bußlied: O Jesu, sieh darein; u. schr. als Christianus Democritus: Orthodoxia orthodoxorum, 1697; Papismus protestantium vapulans, 1698; Fatum fatuum, Amst. 1710; Der von den Übeln der Verwirrung gesäuberte helle Glanz des Evangeliums Jesu Christi, Stockh. 1827; Der Regentenspiegel, ein lateinisches Gedicht; Selbstbiographie: Personalia od. Kurzgefaßter Lebenslauf des Chr. Democriti (ohne Jahreszahl). Sammlung seiner Schriften: Eröffneter Weg zum Frieden mit Gott u. allen Creaturen, Amst. 1709; neue Sammlung: Berleb. 1743,3 Bde. Seine Anhänger hießen Dippelianer. Lebensbeschreibung von Ackermann, Lpz. 1781; von Hoffmann, Darmst, 1783.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.