Fieschi

Fieschi

Fieschi (spr. Fieski), genuesische Familie, welche ihren Ursprung im 11. Jahrh. nahm u. die Grafschaft Lavagna besaß. Besonders bekannt: 1) Giovanni Luigi de'F., Graf von Lavagna, gewöhnlich Fiesco, geb. 1524 (1525). Eifersüchtig auf die Dorias, bes. auf Giovanni Doria, Neffen von Andrea Doria, stiftete er, nach mehreren mißlungenen Versuchen zum Sturz des Staates, eine Verschwörung, um sich zum Oberherrn zu machen. Am 1. Januar 1547 bemächtigten sich die Verschworenen der Darsena; F. eilte auf das Geschrei der Bootsleute herbei u. wollte eine Galeere besteigen, allein er fiel ins Meer u. ertrank. Sein Tod entmuthigte die Verschworenen; die Familie F. wurde verbannt u. ihr Palast niedergerissen. F. war verheirathet mit Eleonore, Tochter des Lorenzo Cybo u. der Ricciarda Malaspina, Erbin von Massa-Carara. Schiller benutzte die Verschwörung F-s zu seinem Trauerspiel: Fiesco. Vgl. Genua (Gesch.). Nicht von dieser Familie war 2) Joseph od. Joseph Girard, od. auch Jos. Maria (der Name F. ist wahrscheinlich ein angenommener), geb. 1790 in Murato auf Corsica, im Bezirk Bastia. Anfangs Schäfer, nahm er 1808 Dienste in einem toscanischen Bataillon, kam in die corsische Legion in Neapel, machte mit dieser den Feldzug 1812 in Rußland mit, trat im April 1813 in neapolitanische Dienste, erhielt dort 1814 den Abschied, kehrte darauf nach Corsica zurück, engagirte sich beim Regiment Provincial Corse u. erhielt nach den 100 Tagen 1815 seinen Abschied. Bald darauf trat er in das Corps des Generals Franceschetti ein, wel ches Murat wieder zum Throne von Neapel verhelfen sollte. Deswegen gefangen u. zum Tode verurtheilt, aber als französischer Unterthan begnadigt, kehrte er nach Corsica zurück, wo er Ende 1815 wegen Diebstahls ins Gefängniß kam; 1826 entlassen, arbeitete er bis 1830 in den Tuch- u. Deckenfabriken zu Lodève, Vienne, Lyon u. Clermont, ging dann nach Paris u. wurde auf sein Ansuchen der 3. Veteranen-Unteroffizier-Compagnie einverleibt. Später erhielt er eine untergeordnete Staatsanstellung u. lebte in wilder Ehe mit einer Frau, Lassave, die er im Zuchthaus kennen gelernt hatte, seit Ende 1834 aber mit deren 15jähriger Tochter. Seit 1834 verlor er seine Auftellung, wurde geheimer Polizeiagent u. bekleidete zuletzt eine Stelle in einer Papierfabrik. Sein abenteuerlicher Sinn ließ ihn auf die Idee verfallen, sich durch Ermordung des Königs einen Namen zu verschaffen. Er verband sich zu dem Ende mit Pierre Morey, einem Sattler, u. Theodor Florentin Pepin, einem Krämer; diese mietheten für F. ein Zimmer auf dem Boulevard du Temple, wo F. eine Höllenmaschine aus 22 Gewehrläufen bestehend, anfertigte. Den 28. Juli 1835, wo Louis Philipp, um die Nationalgarde zu mustern, auf dem Boulevard du Temple vorbeiritt, wurde das Attentat ausgeführt. Mehrere Personen[270] (Nationalgarden, Offiziere, Weiber u. Kinder der Zuschauer) wurden tödtlich getroffen, darunter der Marschall Mortier, der König selbst aber nur an der Stirn fast unmerklich gestreift. F., selbst durch 5–6 springende Gewehre der Höllenmaschine verletzt, wurde sogleich verhaftet u. am 16. Febr. 1836 mit seinen Mitverschworenen hingerichtet.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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