Figur [2]

Figur [2]

Figur (lat. Figura, gr. Schema), 1) (Log.), die verschiedenen Gestalten, welche ein Schluß durch die verschiedene Stellung des Mittelbegriffs annimmt, s. Schluß; 2) (Gramm. u. Rhet), die verschiedene Gestaltung der Ausdrucksform der Rede durch Veränderung des Gewöhnlichen. Man unterscheidet: A) Grammatische Figuren, u. zwar a) wenn einzelne Wörter entweder ungewöhnlich gebraucht werden, wie bei der Antimeria, Enallage, Hypallage, Synesis, Antiptosis; od. ungewöhnlich gestellt werden, wie bei der Anastrophe, Tmesis, Hysteron Proteron, Parenthesis, Synchysis u. dem Anakoluthon; b) wenn ganze Gedanken wegen grö. ßerer Anschaulichkeit verändert od. besonders angeordnet werden, wie bei dem Pleonasmus, der Ellipse, Syllepsis, Figura ἀπὸ κοινοῠ, dem Synezeugmenon, Zeugma, Hendiadys, Hyphen. In uneigentlichem Sinne reden die alten Grammatiker auch von etymologischen Figuren u. verstehen darunter die einzelnen Abweichungen, welche in einem Worte von der gewöhnlichen Form vorkommen, wie wenn Buchstaben u. Sylben am Anfang, in der Mitte, am Ende hinzutreten, wie bei der Prosthesis, Epenthesis, Paragoge, Diplasiásmus; od. wegfallen, wie bei der Aphäresis, Synkope, Apokope, Synäresis; od. verändert werden, wie bei der Diäresis, Antithesis, Metathesis (s.d. a.); B) Rhetorische F., im allgemeinen Sinne künstliche Wendung u. Änderung des natürlichen Ausdruckes, um der Rede nicht nur die erforderliche Deutlichkeit für den Verstand, sondern auch Anschaulichkeit für die Phantasie u. Lebhaftigkeit für das Gefühl zu verleihen (vgl. Bildlicher Ausdruck). Solche F-en sind: a) wenn Wörter u. Redensarten mit anderen vertauscht werden, welche zu diesen in einer natürlichen u. leicht zu entdeckenden Verwandtschaft stehen; ein solches untergestelltes Wort heißt ein Tropus. Davon unterscheidet sich die F. im engeren Sinne so, daß bei dieser entweder dem Subjectsbegriffe ein verfinnlichendes Prädlegt beigelegt, od. die ganze stylistische Umgebung verändert wird, doch so, daß der Subjectsbegriff in der eigentlichen Bedeutung stehen bleibt; wogegen beim Tropus der eigentliche Subjectsbegriff in einen uneigentlichen verändert wird, s. Metonymia, Hypallage, Synekdoche, Hyperbel, Allusion, Metapher, Prosopopöie, Antitheton, Litotes, Euphemismus, Frage, Ausruf, Ironie; b) Veränderung der Sätze: aa) durch Erweiterung, bei Repetition, Paraphrasis, Pleonasmus, Periphrase, Exposition, Description, Distribution, Individualisation, Amplification, Epitheton, Beispiel, Gleichniß, Gegensatz; bb) durch Verkürzung, bei Ellipsis, Krasis, Aposiopesis; cc) durch Erkräftigung, bei Antithese, Wortspiel, Paronomasie, Paradoxon, Sentenz; c) Veränderung hinsichtlich der Ordnung, bei Inversion, Gradation, Prolepsis, Präterition, Suspension, Correction, Concession; od. des Zusammenhanges od. der inneren Folge, bei Asyndeton u. Polysyndeton; des Maßverhältnisses der Glieder, z.B. bei Parallele.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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