Flibustier [1]

Flibustier [1]

Flibustier, im Anfang des 17. Jahrh. hatten einige, von der Insel St. Christoph vertriebene Engländer u. Franzosen sich auf der Schildkröteninsel, nahe bei S. Domingo, niedergelassen, um Tabak zu bauen od. auf S. Domingo Büffel zu jagen, deren Fleisch sie nach Art der Indianer an der Sonne trockneten (daher auch Bukanier), u. Seeräuberei zu treiben, u. fuhren dazu in leichten Böten (englisch Fly-boats, daher ihr Name), ja in bloßen Canots, in die See. Zwar zerstörten die Spanier die Niederlassung der F. auf der Schildkröteninsel, konnten aber das Wiedererstehen derselben nicht hindern. Nach der Ausrottung der Büffel durch die Spanier auf S. Domingo trieben die F. ausschließlich Seeräuberei, u. nach u. nach trat der Abschaum aller seefahrenden Nationen den F-n bei, die nun, von der englischen u. französischen Regierung begünstigt, sich oft zu förmlichen Raubzügen vereinten. So wurden bald die Namen ihrer Hauptleute, wie Pierre le Grand, Levis Scott, Eduard Davis, Alexander der Eisenarm, l'Olonois, Grammont, de Gouff, van Horn, Mansfield, Morgan, an den Küsten von Domingo allgemein gefürchtet. Die Plünderung der Stadt S. Franzisco de Campeche war das erste wichtige Unternehmen der F., dem bald mehrere ähnliche folgten; l'Olonois eroberte 1666 mit 660 Mann Maracaibo u. Fort de la Barra, 1668 Puerto del Principe auf Cuba, Porto bello u. amerikanisch Gibraltar, Ein anderer Haufen unternahm 1680 einen zweiten Zug nach dem, wieder aufgebauten Panama, der jedoch mißlang, so daß sieerst nach der Insel Juan Fernandez u. endlich um das Cap Horn zurücksegelten. 1683 wurde Vera Cruz von 1200 F. unter van Horn u. Chaumont überrumpelt u. 1685 Campeche genommen, wo sie am Ludwigstage zu Ehren des Königs von Frankreichs für 200,000 Piaster Campecheholz verbrannten. 1685 segelten mehrere Haufen F., denen man jetzt von französischer u. englischer Seite den Schutz zu verweigern anfing, 1100 Mann stark von Domingo u. Jamaica nach dem Südmeere durch die Magellanstraße, um die Häfen von Chili u. Peru zu plündern. Sie stießen jedoch dort auf eine spanische Flotte von 7 großen Schiffen, verloren ein Fahrzeug, wurden gänzlich zerstreut u. kehrten größtentheils durch die Magellanische Meerenge zurück. Ein anderer, 285 Mann starker Hausen, dem die Schiffe fehlten, zog quer durch das Land, über Nicaragua u. die Stadt Neu-Segovia, u. gelangten nach den größten Schwierigkeiten an den Magdalenenfluß, schifften in Baumbastkörben den Fluß hinab u. kamen nach 68 Tagen am Meere an, wo sie in Canots nach der Perleninsel hinüber, von da aber einzeln auf Handelsschiffen nach den westindischen Inseln fuhren. Seit dieser Zeit verschwindet der Name der F., indem sie größtentheils sich auf dem, zu einer französischen Colonie gewordenen Domingo ansiedelten. Nur 1697 begleiteten 650 derselben den französischen Admiral de Pointis bei der Unternehmung gegen Cartagena, trennten sich aber nachher von der französischen Flotte, weil ihnen der Admiral ihren Antheil an der Beute verweigerte, kehrten nach Cartagena zurück u. erpreßten noch ein besonderes Lösegeld. Sie lösten sich endlich zu Anfang des 18. Jahrh. auf. In neuester Zeit hat man F. auch andere bewaffnete Abenteurer genannt, welche in ähnlicher Weise auf Seeraub u. Küstenplünderung ausgehen, so namentlich die Walkerschen Freischaaren, welche sich 1856 in Besitz von Nicaragua setzten. Vgl. von Archenholz Geschichte der F. im 2. Theil seiner kleinen historischen Schriften, Tüb. 1803.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • flibustier — [ flibystje ] n. m. • 1666; angl. flibutor; altér. du néerl. vrijbuiter « qui fait du butin librement » 1 ♦ Aventurier de l une des associations de pirates qui, du XVIe au XVIIIe s., écumaient les côtes et dévastaient les possessions espagnoles… …   Encyclopédie Universelle

  • flibustier — flibustiér s. m. (sil. ti er), pl. flibustiéri Trimis de siveco, 10.08.2004. Sursa: Dicţionar ortografic  FLIBUSTIÉR s.m. (Rar) Hoţ de mare, pirat care prăda în apele americane prin sec. XVII XVIII. ♦ (fig.) Hoţ, pungaş. [pron. ti er. / < fr …   Dicționar Român

  • Flibustier — Sm Seeräuber per. Wortschatz arch. (18. Jh.) Entlehnung. Entlehnt aus frz. flibustier, dieses aus ne. filibuster, wohl aus ne. flibutor, freebooter, aus ndl. vrijbuiter Freibeuter .    Ebenso nndl. vrijbuiter, ne. filibuster, nschw. fribytare,… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Flibustier — Fli bus tier , n. [F.] A buccaneer; an American pirate. See {Filibuster}. [Obs.] [1913 Webster] …   The Collaborative International Dictionary of English

  • Flibustier [2] — Flibustier, Inseln an der Westküste des Australischen Continents (De Wittsland) …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Flibustĭer — (v. engl. freebooters, Freibeuter, franz. korrumpiert flibustiers, nach andern von flyboat, holländ. vlieboot, franz. flibot, den leichten Schiffen, deren sich die F. anfangs bedienten), kühne Seeräuber zu Ende des 17. und zu Anfang des 18. Jahrh …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Flibustier — Flibustĭer, Seeräuberverbindung in den westind. Gewässern in der zweiten Hälfte des 17. Jahrh., so genannt von ihren leichten Schiffen, den engl. Flyboats, frz. Flibots, meist Franzosen, welche sich 1625 der Insel St. Christoph und später der… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Flibustier — Flibustier. Eine Gesellschaft kühner Seerräuber, welche im 17. Jahrhunderte ihr abenteuerlich verwegnes Wesen an den westindischen Küsten trieben, und diesen Namen wahrscheinlich von einer Art kleiner Fahrzeuge erhielten, deren sie sich… …   Damen Conversations Lexikon

  • Flibustier — (von dem französ. flibot, leichtes Schiff), franz., engl. u. holländ. Abenteurer in Westindien seit dem Ende des 16. Jahrh., am zahlreichsten von 1625–90, welche als Seeräuber den Spaniern ungeheuren Schaden zufügten. Die Spanier sperrten ihre… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Flibustier — Flibustier,der:⇨Seeräuber …   Das Wörterbuch der Synonyme

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”