Freiligrath

Freiligrath

Freiligrath, Ferdinand, geb. 17. Juni 1810 in Detmold, lernte als Kaufmann in Soest, wo er mit Grabbe in freundlichem Verkehr stand; war dann Commis auf einem Wechselcomptoir in Amsterdam, ging 1836 nach Barmen u. conditionirte daselbst. Seit 1839 lebt er, seiner Neigung zu poetischem Schaffen folgend, in Unkel bei Köln, im Winter 1840–41 in Weimar, 1841 in Darmstadt, 1842–44 in St. Goar, dann in Ostende u. Brüssel. Seine beschreibenden Gedichte erregten sowohl wegen der Neuheit ihrer Stoffe, als auch wegen der Sprachgewandtheit rasch allgemeine Bewunderung, u. der König von Preußen verlieh dem mittellosen Dichter zur Förderung seines Talentes eine Pension. F., deshalb von Herwegh heftig angegriffen, verzichtete im Januar 1844 auf die königliche Pension u. trat nun in die Reihe der politischen Dichter. Seines politischen Radicalismus wegen verfolgt, ging er 1845 nach der Schweiz, wo er in Rapperschwyl u. im September d. I. aus dem Canton St. Gallen ausgewiesen wurde u. dann in Zürich lebte; 1846 wendete er sich nach London, wo er bis Januar 1848 in dem Handelshause Huth u. Comp. arbeitete. Nach der Februarrevolution kehrte er nach Deutschland zurück u. lebte in Düsseldorf, wo er im August verhaftet u. wegen seines Gedichtes, Die Todten an die Lebenden, vor die Assisen gestellt, aber im October freigesprochen wurde. 1849 aus Holland, wo er sich niederlassen wollte, ausgewiesen, lebte er eine Zeit lang in Bilk bei Düsseldorf, dann in Köln u. wurde im Mai 1851 als Ortsbürger in Düsseldorf aufgenommen, Im Juli d. I. wurde ein Verhaftsbefehl wegen des 2. Heftes seiner politischen u. socialen Gedichte u. wegen seiner Betheiligung an der demokratischen Centralbehörde in Köln erlassen. Schon vorher batte er sich indeß entfernt u. lebte seitdem in London. Er gab heraus mit Matzerath u. Simrock das Rheinische Jahrbuch für Kunst u. Poesie, Köln 1841 f.; mit Lev. Schücking: Das malerische u. romantische Westfalen, Barmen 1840–42, 10 Lief.; mit Duller: 1862, ein Gedicht (zum Besten des Kölner Doms), 1842; Dichtung u. Dichter, eine Anthologie, Dessau 1854; er schr.: Gedichte, Stuttgart 1838, 18. Aufl. 1857; Karl Immermann, ebd. 1842; Glaubensbekenntniß, Zeitgedichte, Mainz, 1844; Ça ira (politische Lieder), Herisau 1846; Die Revolution, Lpz. 1848; Februarklänge, Berl. 1848; Neuere politische u. sociale Gedichte, Köln 1849, 2. Heft Braunschw. 1850; Zwischen den Garben, eine Nachlese älterer Gedichte, Stuttgart 1849.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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