Genĭus

Genĭus

Genĭus, 1) (Schutzgeist), in der Etruskischen Mythologie der Gott der allgemeinen Erzeugungskraft. Der G. war ein Sohn der Götter u. Erzeuger der Menschen, insofern Tina, der Seelenvater, durch G. zur Erzeugung entwickelt u. hauptsächlich die Seele zeugt; daher war G. auch der Gott, der für die Fortdauer u. Blüthe der Familien wirkte. Das Gesagte galt bes. von dem G. jovialis, aber außer diesem gab es auch noch andere Genien (s. Etruskische Mythologie A) a). Die Ansicht von G. ging auch in die Römische Religion über, u. der G. war hier der Geber des Lebens od. der Lebenskraft u. geistigen Anlagen der Menschen. Diese Genien galten als untergeordnete Götterwesen; die der Männer waren männlichen, die der Weiber weiblichen Geschlechts u. Letztere hießen Junones. Beim Tode des Menschen blieb der G. auf der Oberwelt zurück u. weilte gern an dem Grabe seines Schützlings. Der G. wurde dargestellt als Jüngling in der Toga mit verhülltem Haupt, mit Schale u. Füllhorn. Den Genien wurde, bes. an dem Geburtstage (Genialis dies), Wein, Kuchen etc. unter Freudenbezeugung geopfert, u. bei ihnen schwuren die freien Römer. Die Wirksamkeit des G. auf seinen Menschen war bes. Schutz, u. deshalb ertheilte man später Familien, Genossenschaften, ganzen Heeren, Städten, Völkern (G. publicus, G. populi romani etc.), ja Orten u. Gegenden (Genil locorum), Quellen, Scheuern, Häusern, Theatern etc. einen G. als Schützer u. deutete denselben durch eine Schlange (Symbol der Wachsamkeit) an. Der späteren Zeit gehört auch die Sitte an, selbst anderen Göttern einen G. zuzuschreiben. In sittlicher Beziehung wurden später jedem Menschen zwei Genien als Personificationen der Sinnlichkeit u. Vernunft zugeschrieben, wovon der eine zum Guten, der andere zum Bösen rieth. Etwas Ähnliches war der G. des Sokrates, s.u. Sokrates. 2) (Med.), Charakter, Kennzeichen von Krankheiten, insofern sich diese dadurch einer größeren Gruppe anreihen, z.B. den epidemischen od. nervösen, od. in Bezug auf ihre Gefahr.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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  • Genius — Gen ius, n.; pl. E. {Geniuses}; in sense 1, L. {Genii}. [L. genius, prop., the superior or divine nature which is innate in everything, the spirit, the tutelar deity or genius of a person or place, taste, talent, genius, from genere, gignere, to… …   The Collaborative International Dictionary of English

  • Genius — des Kaisers Domitian mit Füllhorn und Aigis. Kapitolinisches Museum, Rom Der Genius (pl. Genien oder lateinisch Genii) war in der römischen Religion der persönliche Schutzgeist eines Mannes und Ausdruck seiner Persönlichkeit, seiner… …   Deutsch Wikipedia

  • GENIUS — Dicebatur Naturae deus apud vett. et qui omnium rerum gignendarum vim haberet, unde cuiusque rei dicebatur suus genius. Accipitur aliquando proipsa natura. Quidam ipsam animam, vel Deum, vel Spiritum esse volunt, qui mortales ad voluptatem… …   Hofmann J. Lexicon universale

  • Genius — Live with ideas ( Vive con ideas ) Fundación 3 de noviembre de 1983 Sede Taipéi, Taiwan Administración Portavoz : Shih …   Wikipedia Español

  • Genius — Тип Публичная компания …   Википедия

  • Genius — {{Genius}} Personifikation der in einem Mann wirksamen physischen und psychischen »Kraft«, später als eine Art Schutzgeist aufgefaßt. Man schwor bei seinem eigenen Genius oder dem eines Mächtigen, zum Beispiel dem des Kaisers. »So wahr ich will,… …   Who's who in der antiken Mythologie

  • Genius — »Schutzgeist«: Der Ausdruck aus der römischen Religion und Mythologie wurde im 16. Jh. übernommen. Lat. genius ist wohl eine lat. Bildung zum Verb gignere (genere) »hervorbringen, erzeugen« (vgl. ↑ Genus) und bedeutet eigentlich »Erzeuger«. Als… …   Das Herkunftswörterbuch

  • Genius — Genius,der:1.⇨Genie(1)–2.⇨Genialität Genius→Genie …   Das Wörterbuch der Synonyme

  • genius — late 14c., tutelary god (classical or pagan), from L. genius guardian deity or spirit which watches over each person from birth; spirit, incarnation, wit, talent; also prophetic skill, originally generative power, from root of gignere beget,… …   Etymology dictionary

  • genius — [jēn′yəs; ] also, esp. for 1 2, [jē′nē əs] n. pl. for 3 6, geniuses; for 1 & 2, genii [jē′nē ī΄] [L, guardian spirit, natural ability, genius < base of genere, gignere, to produce: see GENUS] 1. a) [often G ] according to ancient Roman belief …   English World dictionary

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