- Mannit
Mannit (Mannazucker), C12H14O12 = 2(C6H6O5 + HO), eine Zuckerart, welche sich in der Manna (s.d. 1) findet; außerdem kommt er im ausgeschwitzten Safte der Kirsch- u. Äpfelbäume, des Hedysarum alhagi, aus dessen Blättern er bei großer Hitze hervorquillt (Himmelsmanna), des Eucalyptus mannifera u. anderer Bäume vor; er findet sich ferner in vielen Pilzen, in den Mohrrüben, Sellerie, Zwiebeln u. im Honigthau der Linden; auch entsteht er bei der Gährung des Zuckers in etwas hoher Temperatur. Man stellt den M. aus der Manna durch Auskochen mit Alkohol dar; er krystallisirt beim Erkalten der heiß filtrirten Lösung in farblosen seidenglänzenden Nadeln von süßlichem Geschmack, welche sich in Wasser u. Alkohol leicht lösen, in Äther unlöslich sind u. bei 166° schmelzen. Die Lösungen lenken den polarisirten Lichtstrahl nicht ab, verhindern die Fällung von Kupferoxyd durch Alkali, ohne es zu reduciren, Arsensäure bewirkt eine ziegelrothe Färbung. Silbersalze werden beim Erhitzen mit M. reducirt. Der M. ist der directen geistigen Gährung unfähig, doch entsteht bei der Berührung mit kohlensaurem Kalk u. stickstoffhaltigen thierischen Substanzen bei wochenlangem Stehen in der Wärme Alkohol, Kohlensäure, Wasserstoff u. Milchsäure. Mit concentrirter Schwefelsäure bildet der M. eine gepaarte Säure, durch kalte rauchende Salpetersäure den Nitromannit (Knallmannit, s.d.). Abkömmlinge des M. sind der Mannid, C6H5O4, u. der Mannitan, C6H6O5, von welchen zahlreiche Verbindungen existiren, man gewinnt dieselben durch längeres Erhitzen des M-s mit Säure in verschlossenen Gefäßen auf 200 bis 250°. Man erhält auf diese Weise drei Reihen von mannidhaltigen Verbindungen, welche bei ihrer Spaltung unter Anwesenheit von Wasser Mannitan geben; zur ersten Reihe, welche 1 Atom Säure auf 1 Atom Mannid enthält, gehört der monobuttersäure, monobenzoesäure u. salzsaure Mannid; zur zweiten Reihe, welche aus 2 Atomen Säure u. 1 Atom Mannid besteht, der dibuttersäure u. dibenzoesäure etc. Mannid; zur dritten Reihe, mit 3 Atomen Säure u. 1 Atom Mannid, also analog den natürlichen Fetten, der tristearinsäure, tribenzoesäure etc. Mannid. Die Mannidschwefelsäure, eine den Athersäuren entsprechende gepaarte Verbindung mit 3 Atomen Schwefelsäure, wird durch Auflösen des M-s in Vitriolöl erhalten, man kennt sie nur in den Salzen, welche mit Ausnahme des Barytsalzes nicht krystallisiren.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.