Höhenrauch

Höhenrauch

Höhenrauch (Haar-, Heide-, Hehr-, Land-, Moor-, Sonnenrauch), ist ein nebliges Meteor ohne feuchten Niederschlag, daher auch Trockner Nebel genannt. Der Himmel verliert bei dem H. seine reine blaue Farbe u. über dem Horizonte erscheint er bis zu einer Höhe von mehreren Graden schmutzig mit einem Strich ins Röthliche. Der Nebel ist oft so dicht, daß man Gegenstände schon in der Nähe von 1/4 Meile verschleiert u. undeutlich sieht u. daß die Sonne beim Untergehen blutroth wird, ja sogar ganz verschwindet, ehe sie noch wirklich unter den Horizont hinabgesunken ist. Der H. ist gewöhnlich mit Nordwestwind u. einer sehr großen Trockenheit verbunden, so daß nach Egeus Beobachtungen die Feuchtigkeit oft nur 50 bis 60 Procent betrug. Durch H. bes. ausgezeichnete Jahre sind 526, 1652, 1721, 1729, 1764, 1783, 1821–1825, 1831, 1834, 1846, 1847 der berühmteste von diesen durch seine große Verbreitung u. die ihn begleitenden Umstände ist der von 1783. Zuerst erschien er am 29. Mai in Kopenhagen, von hier verbreitete er sich über ganz Europa bis nach Syrien u. die Nordküste Afrikas u. hatte an den in den Alpen angestellten Beobachtungen eine Höhenausdehnung bis zu 10,000 Fuß. Nachdem er von Mitte bis Ende Juni an allen genannten Orten gleichzeitig beobachtet worden war, zog er sich wieder zurück u. verschwand am 26. Sept in Kopenhagen. Wo er einmal vorhanden war konnte weder Sturm noch Regen ihn vertreiben, u. er war so dicht, daß man durch ihn die Sonne selbst am Mittag kaum sehen konnte. Da gleichzeitig das große Erdbeben in Calabrien u. die heftigsten vulkanischen Eruptionen auf Island Statt fanden, so setzten manche Naturforscher diese Erscheinungen mit dem H. in Zusammenhang, nicht als ob der H. in einer weiten Verbreitung von Stoffen, die aus dem Krater stammen, seinen Grund habe, aber wahrscheinlich waren jene großartigen vulkanischen Ausbrüche eine theilweise Ursache des H-es wenigstens mittelbar, indem die glühenden Lavaströme, welche 17 Dörfer verheerten, zugleich eine ungeheuere Menge von Vegetabilien verbrannten, wovon der aufsteigende Rauch durch den gerade herrschenden Nordwest in ferne Gegenden verbreitet werden konnte. Es vereinigte sich mit solchen der auch in andern Jahren erzeugte H. Die jetzt am allgemeinsten geltende u. namentlich von Finke (Naturhistorische Bemerkungen über den Moordampf, Hannov. 1820, u. Der Moorrauch in Westfalen, [461] Lingen 1825), Egen (Der Haarrauch, Essen, 1836) u. Plagge aufgestellte Ansicht von der Entstehung des H. ist folgende: In Holland u. Nordwestdeutschland pflegt man im Mai, wenn man anders von trocknem Wetter u. trocknem Boden begünstigt ist, das Moorland anzubrennen, um es zum Ackerbau tauglich zu machen. Es entwickelt sich hierbei sehr viel Rauch, der sich in der trocknen Atmosphäre lange schwebend erhält, u. falls der Wind aus Nord od. Nordwest weht, auch in die südlicher u. westlicher gelegenen Gegenden verbreitet. Kommt nun dazu noch das Abbrennen des Haidekrauts, das Verbrennen des Unkrauts u. der Kartoffelstängel, sowie Moor- u. Waldbrände auch an andern Orten u. zahlreiche Feuersbrünste, wie dieß namentlich in dem trocknen Jahre 1834 der Fall war, so trägt dies Alles zur Bildung des H. bei. Also das Herrschen der Nordwinde u. die Trockenheit ist nicht sowohl Wirkung des H., als vielmehr Bedingungen für denselben, u. er kann nur insofern die schon existirende Trockenheit noch vermehren, als die in der Atmosphäre schwebenden Kohlentheilchen einen Theil der Feuchtigkeit der Luft absorbiren. Gewöhnlich sehen deshalb die Weinbauer den H. für das Vorzeichen einer guten Weinernte an. Lalande, Cotte, Maret u.a. nahmen die Elektricität, welche sich in trocknen Sommern in besonderem Grade entwickle, zur Erklärung des H. zu Hülfe, aber diese kann nicht eine solche Trübung der Atmosphäre bewirken; Biot brachte den H. mit dem Nordlichte in Verbindung u. ließ beide aus feinstem vulkanischem Metallstaube bestehen, der bei jenem von den Winden uns zugeführt wird, bei diesem durch die Kraft des Erdmagnetismus sich zu Säulen gestaltet.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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  • Höhenrauch — im Sommer deutet kalten Winter an. – Bair. Hauskalender; Orakel, 689. [Zusätze und Ergänzungen] 2. Höhenrauch braun und dick bricht dem Winter das Genick. – Gartenlaube, 1875, S. 535 …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • Höhenrauch — (Heerrauch, Hehrrauch, Herauch, Haarrauch [»Haaren« heißen in einigen Gegenden Anhöhen in der Nähe von Mooren], auch Heiderauch, Land , Moor , Sonnenrauch), eine Trübung der Atmosphäre, die während des Höhenrauches in der Regel sehr trocken ist… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

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  • Höhenrauch — Höhenrauch, Moorrauch, Trübung der Atmosphäre durch Rauch, der infolge des Abbrennens des Heidekrauts und der Moore bei der Brandkultur im nördl. und nordwestl. Deutschland entsteht …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Höhenrauch — Höhenrauch, Hehrrauch, auch Moorrauch oder Haiderauch genannt, ein eigenthüml. trockener Nebel, der einen feinen nebeligen Ueberzug am Himmel her bildet, welcher der Sonne einen ganz matten Schein verleiht. – Beschaffenheit und Entstehungsart des …   Herders Conversations-Lexikon

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  • Штерн Морис-Рейнгольд — Штерн (Морис Рейнгольд, Stern) немецкий писатель, уроженец Лифляндии; родился в 1856 г., был русским офицером, затем сотрудником Revalsche Zeitung ; переехав в Америку, был там чернорабочим, писцом, репортером, основал New Jersey Arbeiter Zeitung …   Биографический словарь

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