Kohlenbrennen

Kohlenbrennen

Kohlenbrennen, die Bereitung der Holzkohlen aus dem Holze durch eine trockene Destillation; es erfolgt A) in Meilern, d.h. Häusern in Domform, der Ort, wo der Meiler stehen soll (Meilerstätte od. Meilerstelle), muß zuvörderst in der Nähe des Kohlenhauses trocken u. eben zugerichtet (aufgemacht) werden; doch bekommt sie in der Mitte eine kleine Vertiefung zur Ansammlung des Theers u. Holzessigs od. es sind gemauerte Gassen zur Ableitung der Feuchtigkeit u. der zu gewinnenden Holzsäure bestimmt. Im Mittelpunkt (Quandel) der 10–50 Fuß Durchmesser haltenden, kreisrunden Meilerstelle wird eine 12–15 Fuß hohe Stange (Quandelpfahl) errichtet u. um dieselbe einige dünnere Stangen gesteckt, um den Luftzug zu erhalten u. einen Schornstein (Quandelschacht) zu bilden. Um den so bereiteten Quandel werden Holzscheite (Rüste) in horizontaler (liegender Meiler) od. in verticaler (stehender Meiler) Lage aufgeschichtet, meist aber mit verticalen u. horizontalen Lagen abgewechselt. So bildet man 3–4 Stockwerke, die untere Schicht heißt Fußscheite, die zweite Schneidel, die oberste, spitzig gelegte, Kopfholz (Haube). Die Zwischenräume zwischen den Scheiten werden mit dünnerem Holz (Schmalholz, Huckericheiten) ausgelegt (ausgeschmalt) Das Ganze wird mit gabelförmigen Ruthen (Rüstgabeln), umstellt. Bei den von unten zu entzündenden Meilern wird eine Rinne von der Peripherie nach dem Quandelpfahl geführt, indem man den Quandelstecken, ein langes cylindrisches Holz, hineinlegt u. dann herauszieht. Der so holzfertige, von dem Zurichter, der auch die[639] Meilerstelle ebnet, aufgesetzte Meiler wird nun mit einer, jedoch nicht gleich bis auf den Boden herabreichenden, Meilerdecke von Rasen od. Reisig u. Erde (Gestübbe, Knippdach, Rauchdach) bedeckt (gerichtet, bekleidet), die Erde mittelst einer langen, vorn breiteren Stange (Klopfstange) fest geschlagen u. dann mittelst eines Stücks Birkenrinde, des Tabberts, die Zündstange (Steckruthe) in Brand gesteckt u. durch das Zündloch in die Rinne bis an den Quandelpfahl geschoben, wodurch das trockene Holz u. dann das übrige Holz binnen 10–15 Stunden in Brand geräth. Man steckt die Meiler aber auch von oben in Brand, dann bedarf es keines Quandelpfahles, sondern sie halten sich in u. durch sich selbst. Nachdem der Meiler einige Stunden lang gebrannt hat (bäht, wurmt) u. kein weißlicher Dunst (Kohlenschweiß) mehr aufsteigt, so bestübbet (beflüscht, beschüttet, bicht, bedeckt) man den Meiler wieder mit einer neuen, nun bis auf den Boden reichenden Schicht Gestübbe u. legt eine Schicht Scheite (Rüsthölzer) unten herum, daß die Erde nicht abrutscht, u. schlägt ihn auch ab, d.h. macht die unteren Stellen an ihm zu u. sticht ringsum eine Hand breit die Erde um u. es beginnt nun das Treiben des Meilers, welches 4–8 Wochen dauert. Geschieht dies aber zu früh, so schüttelt sich der Meiler, d.h. die Gewalt der Dämpfe treibt ihn mit einem Knall auseinander (Gestöße) u. wirst ihn wohl gar um. Brennt der ganze Meiler, so werden einige Körbe durch die obere Öffnung eingeschüttet (Kohlenfüllen). Der brennende Meiler wird nun fortwährend im Auge behalten, daß er keine Ritzen (Ausrauchlöcher, Ausröckelse) bekomme; werden diese nicht mit sogleich darauf geworfener Erde verschlossen, so werden sie leicht zu völligen Löchern (Reißlöchern). Die zu starke Wirkung der Flamme (durcheimern) muß durchaus vermieden werden, sie zeigt sich durch eine Vertiefung (Fülle), da wo die Flamme am stärksten wirkt. Um dies alles besser beobachten zu können, stößt der Kohlenbrenner zuweilen Räume mit dem Schürbaum (Raumpfahl), einer langen starken Stange, in den oberen Theil des Meilers. Ist der Meiler zusammengebrannt, so sinkt er in sich zusammen (kohlt nieder) u. die Flammen schlagen dann unten an den Fußscheiten heraus (strumeln). Auch achtet man sorgfältig darauf, daß die Flamme nicht die Oberhand bekomme u. verstopft jedes sich etwa noch zeigende Loch, aus dem ein weißlicher Rauch dringt (Huckeloch), mit Erde. Vermuthet man dagegen, daß irgend eine Stelle noch nicht gehörig durchgebrannt sei, so sticht man dort ein Loch in die Decke u. läßt dasselbe so lange offen, bis die Flamme durchschlägt. Sind die Kohlen völlig durchgebrannt (gar, nicht gehörig ausgebrannte heißen Blindkohlen) u. der Meiler durch allmäliges vollständiges Schließen der Decke (Abkühlen) völlig verlöscht, so nimmt man die Kohlen durch eine Öffnung (Bruch) heraus (Ausladen, Auslangen, Stören, Ziehen der Kohlen). Dies geschieht mit dem Bogen (Kohlenkrail), einem eisernen Rechen an einer Stange, od. mittelst des Spreißelhakens, einer Stange mit einem Haken. Die größeren Stücke (Lese-, Stück- od. Gerbkohlen) werden auch mit den Händen herausgenommen. Die nicht ganz verkohlten Brände (Märtler) werden in einen neuen Meiler mit eingesetzt u. vollends verkohlt. Die Güte der Kohle nimmt nach der Mitte hin ab, deshalb ist die Quandelkohle die schlechteste. Ein gut geführter Meiler liefert 25 Procent des Holzes an Kohle u. zwar 1/11/2 gute feste u. höchstens, 1/12, weiche. B) In Haufen, welche die Form eines Keils haben; an den Ecken werden Pfähle eingeschlagen u. der Zwischenraum mit Scheiten ausgefüllt. Das Brennen beginnt am schmäleren Ende (Fußende) u. rückt nach dem breiteren (Kopf- od. Segelende) vor; das Ziehen kann vom Fußende herein schon erfolgen, bevor der ganze Haufen gar gebrannt ist. Ein 20 Fuß langer u. 10 Fuß breiter Haufen kohlt etwa in 14 Tagen aus. C) Man brennt auch Kohlen aus allerhand Holzabgängen in 3–4 Fuß tiefen Gruben (Köhlergruben) u. sie heißen dann Grubenkohlen; der Meiler selbst heißt Bock. D) In stehenden Öfen von verschiedener Construction; trotz des größeren Kostenaufwandes erlangt man nicht viel mehr Kohlen; wohl aber kann man Theer u. Holzessig leichter sammeln. E) In gußeisernen Cylindern, von 18–24'' Durchmesser, gewinnt man die Kohle für die Pulverfabrikation. Bei den Meilern jeder Art wird der Wind oft durch Windschauern, bes. errichtete Wände, von dem Meiler abgehalten. Will man bei dem K. auch das Kohlenwasserstoffgas u. die Holzsäure gewinnen, so bedient man sich der Thermoösen (s.d.) Man darf nur aus einerlei Holzart auf einmal K. brennen, weil bei einer jeden Art das Feuer anders behandelt werden muß. Die zu verwendende Holzart richtet sich nach den in der Kohle gewünschten Eigenschaften; gewöhnlich verwendet man Fichte, Tanne, Buche; für Schießpulverkohle junges Birkenreisig od. das Holz des Schießbeerbaums od. des Aalkirschenbaums. Das K. kann nur da getrieben werden, wo das Holz wohlfeil ist, dann aber ist es, bes. wenn das Holz nicht gut aus den Bergschluchten abgefahren u. verflößt werden kann, ein gutes Mittel, Holz in Geld zu setzen, da die Kohlenabfuhr, gegenüber der Holzabfuhr, kaum den vierten Theil der Kosten verursacht. Man brennt auch Kohlen aus Torf, s. Torfkohlen. Die Verkohlung von Knochen zu der bes. in der Zuckerfabrikation gebrauchten Knochenkohle, erfolgt in großen thönernen od. gußeisernen Töpfen.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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