- Kresse
Kresse, 1) mehrere Pflanzen, welche sich durch scharfen, flüchtigen, die Geruchsnerven reizenden Geschmack u. durch ihre Appetit fördernde, urintreibende, deshalb steinauflösende, antiscorbutische Wirkung auszeichnen. Man unterscheidet: a) Gartenkresse (Lepidium sativum), von unbekanntem Stammort, in Deutschland häufig angebaut, auch verwildert an unbebauten Orten, Schutthaufen etc.; kommt in mehreren Abarten mit krausen u. breiten Blättern vor; Stängel aufrecht, Blume weiß, traubenständig, officinell; das frische Kraut antiscorbutisches, schleimauflösendes Mittel, auch als Gemüse u. Salat u. ergiebiges Ölgewächs. Als letzteres verlangt sie einen leichten, unkrautreinen Boden, in welchem der Dünger flach untergepflügt u. das Land dann geeggt wird. Der Same wird im März breitwürfig od. in 9 Zoll von einander entfernte Reihen gesäet u. flach untergeeggt. Sie wird entweder gejätet od. mit der Pferdehacke behackt. Die Reise erkennt man, wenn sich Blätter, Stängel u. Samenschoten weißgelb färben. Nach dem Ausdreschen wird der Same 14 Tage lang auf lustigem Boden ausgebreitet u. oft gewendet. Das daraus erhaltene Öl ist besser als Raps- u. Rübsenöl; b) Breitblätterige K. (Lep. latifolium), Blätter eiförmig, in Deutschland u. mehreren Ländern Europas heimisch; schärfer als die vorige, auf gleiche Weise benutzt; c) Wilde K. (Lep. iberis), Blätter feinhaarig, lanzettförmig; gleiches Vaterland, Gebrauch wie die vorige; d) Fischfangskresse (Lep. piscidium), auf den Südseeinseln; betäubt, ins Wasser geworfen, die Fische, zum Fischfang benutzt; e) Brunnenkresse (Sisymbrium Nasturtium, Nasturtium officinale), häufig an klaren Bächen u. Quellen Europas u. Nordamerikas, Blätter gefiedert, Blättchen herzförmig; als antiscorbutisches Mittel frisch, od. der ausgepreßte Saft im Frühling unter anderen Kräutersäften, auch mit Zucker zu einem Brei angestoßen als Conserve, wird als Gemüse u. Salat benutzt; f) Wiesenkresse (Cardamine pratensis), s.u. Cardamine; g) Indianische K. (Tropaeolum majus u. T. minus), aus Peru, bei uns als Zierblume cultivirt, Stängel kriechend, Blume orange, groß, nach heißen Sommertagen Abends phosphorescirend, Blätter schildförmig, Geschmack scharf, kressenartig; Kraut u. Blumen sonst (Herba et Flores nasturtii indici) als harntreibendes, auflösendes u. die getrockneten Früchte als Purgirmittel officinell. Blumenknospen u. unreife Früchte werden, in Essig eingemacht, wie Kapern benutzt; Blätter u. Blüthen als Salat; h) Riesenkresse. bildet Ranken von 30 Fuß Länge u. hat dunkelgrüne, 4–5 Zoll im Durchmesser haltende, auf der Rückseite metallisch schimmernde Blätter, welche vom Juni bis November durch die massenhaft erscheinenden, brennend purpurbraunen, über 2 Zoll im Durchmesser haltenden Blumen fast verdrängt werden. Eignet sich bes. zu Decorationen an Lauben, Festons, Spalieren, Wänden.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.