Lichnowsky

Lichnowsky

Lichnowsky, fürstliche Familie, besitzt im Österreichischen Schlesien die Allodialherrschaft Grätz (4 QM. mit 7900 Ew.) u. im preußischen Schlesien die bevorrechteten Majoritätsherrschaften Kuchelna, Grabowka, Krzyzanowitz u. Bolatitz (6,5 QM. mit 13,800 Ew.). Sie leitet ihre Abkunft von dem Hause Granson in Hochburgund her. Ottenio von Granson flüchtete nämlich ur Georg Podiebrad, König von Böhmen, u. erhielt das Schloß Lichen zu Lehn. Franz Bernhard II., Freiherr von L., war 1670 Landeshauptmann in Schlesien; sein Sohn Franz Bernhard III. erhielt die böhmische u. die Reichsgrafenwürde u. Graf Karl Joseph Leopold von Friedrich II. die preußische u. dessen Enkel Karl Ferdinand von Franz I. die österreichische Fürstenwürde. Daraus: 1) Fürst Eduard Maria, Erbe der Grafen Werdenberg weißer Fahne, Edler u. Bannerherr zu Woschlitz, geb. 1789, succedirte seinem Vater 1814, er war vermählt seit 1813 mit Eleonore Gräfin von Zichy u. st. 1. Jan. 1845 zu München; er schr.: Geschichte des Hauses Habsburg, Wien 1836–43, 7 Bde. (unvollendet), u. übersetzte Lamennais Essay sur l'indifference de religion. 2) Fürst Felix Maria Vincenz Andreas, Fürst L., Graf zu Werdenberg, ältester Sohn des Vor., geb. 5. April 1814, trat in preußische Militärdienste, nahm aber 1838 seinen Abschied, ging nach Spanien u. diente Don Carlos gegen die Christinos, wurde Generalmajor u. Generaladjutant; gerieth wegen einiger Bemerkungen, die er in seinen Erinnerungen aus den Jahren 1837–39 (Frankf. 1841 u. 43, 2 Bde.) über den General Montenegro gemacht, mit dessen Bruder in Streit, schlug sich im Dec. 1841 mit ihm u. wurde schwer verwundet; nach seiner Genesung 1842 machte er eine Reise nach Portugal, wurde aber am 21. Aug. d. J. als früherer carlistischer Offizier zu Barcelona vom Pöbel angehalten u. nur dadurch, daß ihn der Xefe politico gefangen setzte, gerettet. Auf Befehl der Madrider Regierung entlassen, ging er über Turin nach Frankfurt, Berlin u. Schlesien, lebte dort auf seinen Gütern u. machte sich um die Provinz Schlesien sehr verdient, weshalb er zum Landesältesten u. Deputirten der vier südlichen u. östlichen Kreise Schlesiens ernannt u. zum Director der Koseler Wilhelmsbahn erwählt wurde. An dem ersten preußischen Vereinigten Landtage 1847 nahm er in der Herrencurie Theil u. lebte nach der Auflösung desselben theils in Wien, theils in Berlin. 1848 wurde er von Ratibor in die Nationalversammlung in Frankfurt gewählt, wo er zu den bedeutendsten Rednern der äußersten Rechten gehörte. Am 18. Sept. 1848 wurde er bei dem Frankfurter Aufstande mit General Auerswald auf der Bornheimer Haide von einer Pöbelrotte ermordet (s. Deutschland [Gesch.] XIII. C) d), u. sein Leichnam, nachdem er am 21. Sept. nebst Auerswald u. mehren andern Opfern des Aufstandes unter großen militärischen Feierlichkeiten in Frankfurt beigesetzt worden war, im October nach der Familiengruft auf dem Schlosse Grätz bei Troppau gebracht. Er war nicht vermählt. Er schr. noch: Portugal, Erinnerungen aus dem Jahre 1842, Mainz 1843. 3) Fürst Karl, ältester Bruder des Vor., geb. 19. Dec. 1820, succedirte seinem Bruder 1848, er ist preußischer Rittmeister à la suite u. seit 1859 vermählt mit Marie geb. Prinzessin zu Croy-Dülmen; seine Brüder sind: 4) Graf Robert, geb. 1822, Hausprälat des Papstes u. Domherr in Olmütz, u. 5) Graf Othenio, geb 1826, österreichischer Major in der Armee; des Fürsten Großvaters Bruders Sohn, 6) Graf Wilhelm, geb. 1793, ist österreichischer Feldzeugmeister.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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