Phototypie

Phototypie

Phototypie (v. gr.), 1) die Kunst photographische Abbildungen zu ätzen, so daß sie durch den Druck vervielfältigt werden können; 2) die auf solche Weise erzeugten Abdrücke. Zur Vervielfältigung wird das photographische Bild entweder auf eine Metallplatte, auf einen Stein od. auf Holz übertragen. A) P. auf Metall (Photochalkographie). Bereits 1827 kam Joseph Nicephore Nièpce (st. 1833) auf den Gedanken, P-n zu fertigen; er überzog eine Kupferplatte mit einer Schicht Bitumen (Asphalt od. Judenpech) u. exponirte dieselbe einige Stunden in einer Camera obscura, bis das Bitumen den Lichteindruck aufgenommen hatte; darauf behandelte er die Platte mit einer Mischung aus Steinöl u. Lavendelöl, welche nur die nicht vom Lichte getroffenen Partien des Bitumen löst u. an diesen Stellen die Platte blos legte, worauf die blosgelegten Stellen durch Salpetersäure vertieft u. die Platte zum Druck vorbereitet wurde. Einen andern Weg schlug Fizeau ein; er setzte eine silberne Daguerreotypplatte nach dem Exponiren u. Quecksilbern einer Mischung von salpetriger, Salpeter- u. Salzsäure aus, dadurch entstand blos auf den schwarzen, nicht amalgamirten Stellen ein Überzug von Chlorsilber, welcher durch Ammoniak gelöst wurde, so daß nun die Säure abermals wirken konnte; durch Wiederholung der Säuerung u. der Lösung erhielt er eine stellenweise sein vertiefte Platte; um diese zum Druck geeignet zu machen, überzog er mit einem trocknenden Öle, wischte es von der Oberfläche wieder ab, so daß es nur in den Vertiefungen sitzen blieb, worauf die blanken Stellen durch einen galvanoplastischen Goldniederschlag (daher Photogal vanographie) erhöht, in Aquatintamanier gravirt u. das Ganze galvanisch auf eine Kupferplatte übertragen. Ähnlich verfuhren Claudot u. Grove; 1840 entdeckte Mungo Ponton die photographische Empfindlichkeit des doppeltchromsauern Kali, u. bald darauf veröffentlichte Robert Hunt ein darauf gestütztes Verfahren der P. (Chromotypie); auch Pretsch, Poitevin u. Fox Talbot wenden das doppeltchromsaure Kali an, aber gemischt mit Gelatine (Leim). Bringt man doppeltchromsaures Kali mit einem organischen Körper in Berührung u. setzt beide der Einwirkung des Lichtes aus, so zersetzt sich das Salz u. seine Chromsäure geht mit dem organischen Körper eine unlösliche Verbindung ein. 1853 nahm Nièpce de St. Victor, der Neffe Nicephore Nièpce's, mit Lemaitre seines Oheims Plan wieder auf u. verbesserte dessen Verfahren (s. Heliographie 2), aber ohne großen Erfolg. Überhaupt ist es erst in neuester Zeit Pretsch gelungen, in den Photogalvanographien nicht blos die dunkelsten Schatten u. die hellsten Lichter, sondern auch die zwischenliegenden Mitteltöne wiederzugeben. Fox Talbot erzeugt Photoglyphische Gravirungen auf Stahl, Kupfer od. Zink; die Platte wird gereinigt, mit der Mischung aus in Wasser gelöster Gelatine u. doppeltchromsaurer Kalilösung übergossen u. über der Spirituslampe getrocknet; darauf wird der zu gravirende Gegenstand auf der Platte befestigt u. diese dem Sonnenscheine ausgesetzt, wobei sich der aufgelegte Gegenstand (ein Bild, ein Schriftstück, ein negatives photographisches Bild, ein Baumblatt u. dgl.) auf der Platte photographisch abbildet; Talbot wäscht nun aber die Platte nicht, sondern streut ein wenig sein gepulverten Copal auf, so daß es eine dünne gleichmäßige Schicht bildet, bringt den Copal über der Spirituslampe[101] zum Schmelzen u. gießt nach dem Erkalten die Ätzflüssigkeit (Eisenchlorid) auf, welche nur an den vom Lichte getroffenen Stellen die Gelatine durchdringt, so daß bald das ganze Bild sichtbar wird; schließlich wird die Ätzflüssigkeit mit Baumwolle aufgewischt u. die Platte schnell mit kaltem Wasser abgewaschen. Von besonderer Wichtigkeit aber ist das von Henry James angewendete Verfahren, Kupferstiche, Karten, Manuscripte etc. auf photographischem Wege zu copiren u. die Photographie auf eine Zinkplatte zu übertragen (daher Photozinkographie); das in der Camera obscura erlangte Collodiumnegativbild wird dabei auf ein mit doppeltchromsaurem Kali u. Gummi abgewaschenes u. gut getrocknetes Papier gebracht u. der Sonne ausgesetzt; das so gewonnene Bild wird an seiner ganzen Oberfläche mit lithographischer Tinte überfahren u. heißes Wasser darauf geschüttet, welches nur alle dem Lichte nicht ausgesetzt gewesene, daher noch lösliche Theile beseitigt, so daß man die Umrisse des Bildes in einem zur Übertragung auf Zink, Stein od. Kupfer geeigneten Zustande gewinnt. Noch einfacher macht Collin Smart eine Kupferplatte mit Eisenchlorid für die Lichtwirkung empfindlich, legt das negative Bild darauf, setzt sie den Sonnenstrahlen aus u. gravirt das entstandene schwarze positive Bild. B) P. auf Stein (Photolithographie). Auch bei der Vervielfältigung photographischer Bilder durch Steindruck wurde zuerst (1850) vorgeschlagen, das Bild unmittelbar auf dem mit einer Asphaltschicht überzogenen Steine durch Exposition in der Camera obscura zu erzeugen. Jetzt fertigt man zuerst ein Negativ auf Collodium od. Papier, legt es auf den präparirten Stein u. setzt diesen dem Sonnenlichte aus, wodurch auf dem Steine ein positives Bild entsteht. Auf diese Weise lieferten Lemercier, Lerebours, Barresvil u. Davanne in Paris Photolithographien, indem sie Asphalt in Äther lösten u. dünn u. gleichmäßig auf dem Steine ausbreiteten, so daß bei der Verflüchtigung des Äthers der Asphalt nicht eine dichte Decke bildet, sondern ein schönes Korn zeigt; nach der Erzeugung des positiven Bildes wird der Stein mit Äther gewaschen, wobei die vom Lichte getroffenen u. dadurch unlöslich gewordenen Partien des Asphaltes ungelöst bleiben; hierauf wird der Stein für den Druck weiter vorbereitet, wie für eine Kreidezeichnung (s. Lithographie II. A). Ähnlich verfährt man in der Hof- u. Staatsdruckerei in Wien, löst aber den Asphalt in Chloroform, wodurch er für die Lichtwirkung empfindlicher wird. Ebenfalls erfolgreich präparirt Poitevin mit Eiweiß, Arabischem Gummi od. Gallerte u. doppeltchromsauerm Kali, trägt nach der Erzeugung des positiven Bildes eine Schicht fetter Schwärze auf u. wäscht mit viel Wasser ab; die Schwärze löst sich da von allen Theilen ab, auf welche das Licht nicht einwirkte, u. bleibt auf den vom Lichte getroffenen fest haften; der Stein wird dann zum Druck eingeschwärzt. C) P. auf Holz (Photoxylographie). Will man ein photographisches Bild als Holzschnitt vervielfältigen, so stellt man ebenfalls erst ein negatives Bild her, legt dieses auf den mit Eiweiß od. Hausenblase u. einer Silberlösung präparirten Holzblock auf, setzt es dem Sonnenlichte aus, fixirt das auf dem Block entstandene positive Bild, schneidet dasselbe u. druckt den Holzschnitt auf gewöhnliche Weise ab.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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  • PHOTOTYPIE — n. f. T. d’Arts Procédé de reproduction mécanique des photographies …   Dictionnaire de l'Academie Francaise, 8eme edition (1935)

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  • phototypie — (entrée créée par le supplément) (fo to ti pie) s. f. Reproduction typographique des photographies. ÉTYMOLOGIE    Du grec, lumière, et, type …   Dictionnaire de la Langue Française d'Émile Littré

  • Phototypie — Pho|to|ty|pie, auch Foto... die; , ...ien <zu ↑...typie>: 1. (ohne Plur.) Verfahren zur photomechanischen Herstellung von Druckplatten. 2. photomechanisch hergestellte Druckplatte …   Das große Fremdwörterbuch

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