Schirmpalmen

Schirmpalmen

Schirmpalmen, Pflanzengattung Corypha aus der Familie der Palmae-Coryphinae Sabalinae (vgl. Corypheae); Blüthen polygamisch, Kelch dreispaltig, Blumenkrone dreitheilig, 6 am Grunde mit einander verwachsene Staubfäden, 3 innen zusammenhängende Fruchtknoten, verwachsene Griffel u. Narben; Frucht eine einsamige Beere; übrigens haben die S. einen schwach geringelten u. unbewehrten Stamm, sehr lang gestielte, zierlich fächer- od. handförmig getheilte, gefaltete Blätter u. die Blüthen in einem rispigästigen Blüthenkolben ohne allgemeine, aber mit mehren besonderen Blüthenscheiden. In jeder Blume kommt immer nur ein Fruchtknoten zur Reise. Arten: C. cerifera (Wachspalme, Carnauba, Caranaiba), bildet an den Flußufern in Brasilien oft dichte Wälder, wird 30 Fuß hoch, hat 6 Fuß lange, aus 40 Blättchen zusammengesetzte Blätter, die schwarzen, olivenartigen, bitteren Früchte werden durch mehrmaliges Absieden wohlschmeckend u. dienen mit Milch gekocht als Speise; das Mark des jungen Stammes gibt, in Wasser zerrieben, ein nahrhaftes Mehl; aus den jungen Blättern schwitzt beim Trocknen in kleinen Schuppen ein Wachs, welches mit 1/3 Bienenwachs od. 1/8 Talg vermischt, zu Kerzen benutzt wird; die Blätter braucht man zum Decken der Dächer, wo sie 20 Jahre lang aushalten, den Stamm beim Bauen der Häuser, so wie zu Gehegen, Hürden etc.; C. rotundifolia (Saribus), mit runden, schildförmigen, strahlig gefalteten, in der Jugend am Rücken der Stiele dornigen Blättern, 50–80 Fuß hoch, bildet auf den Molukken u. in Cochinchina ganze Wälder; das nur 1 Zoll starke, aber hornartig harte, schwarze, weißgeaderte Holz des dicken Stamms, woraus die Indianer Wurfspieße fertigen, umschließt ein schwammiges Mark, aus welchem Sago bereitet wird; die jungen Triebe geben Palmenkohl u. die entwickelten Blätter benutzt man zu Sonnenschirmen u. andern Geräthschaften; C. umbraculifera, in Ostindien, Ceylon, Malabar, stellt Anfangs einen niedrigen Strunk dar, von etwa 12 Blättern umgeben, deren rundliche, fächerförmige, am Rande scharf eingeschnittene, gleichsam aus vielen schwertförmigen Blättern zusammengewachsenen, auf zwei Mann hohen stacheligen Blattstielen stehende Platte mehre Menschen gegen Regen u. Sonne schützen kann. Wenn der Baum in etwa 36 Jahren ausgewachsen u. 60–70 F. hoch geworden ist, befinden sich blos am Gipfel Blätter, welche ohne den Stiel 18 Fuß lang u. 14 Fuß breit sind. Nun treibt in 3–4 Monaten aus der Mitte des Gipfels der 30 Fuß hohe Blüthenschaft hervor, welcher, während die Blätter abfallen, sich in Äste u. Zweige ausbreitet, die sich mit kleinen, weißen, büschelförmigen Blumen, u. später mit Früchten bedecken, nach deren Reise der Stamm abstirbt. Man bedient sich der Blätter zum Bedecken der Häuser, auch um mit eisernen Griffeln darauf zu schreiben, der abgedrehten Nüsse zu Arm- u. Halsbändern, die jungen Blätter als Palmkohl, des Erbrechen[197] erregenden Saftes des Blüthenkolbens gegen Schlangenbiß. Die Früchte dieser Palmen werden übrigens nicht gegessen.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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