Malăbar

Malăbar

Malăbar (Pfefferküste, bei den Einheimischen Malayala od. Malayarara d.i. Bergland), 1) die Küstenlandschaft Ostindiens, welche sich an der Westseite des Dekan in einer Ausdehnung von 65_– 70 Meilen hinzieht, nach der gewöhnlichen Annahme bei Mount Dilly (unter 12° 30' nördl. Br.) beginnt u. bis zum Cap Comorin, der Südspitze Vorderindiens, reicht u. die schmale Terrassenlandschäft umfaßt, welche sich zwischen dem Kamm der Westlichen Ghats u. dem Arabischen Meere hinzieht ü. ungefähr einen Flächenraum von 780 QM. einnimmt. Die Küste selbst ist mit wenigen Ausnahmen niedrig u. durch weit eindringende Meeresarme (Backwaters) zerrissen. Das übrige Land steigt terrassenförmig zu den etwa 8_– 9 Meilen vom Küstensaum entfernt laufenden Ghats auf, von denen sich zahllose größere u. kleinere Küstengewässer in das Meer ergießen. M. hat angenehmes Klima, ist gut angebaut u. enthält viele Palmenpflanzüngen; Hauptproduct des Landes ist der Pfeffer i auch wird Getreide, Baumwolle, Betel, Ricinus, Ingwer etc. erbaut u. ausgeführt; die ansehnlichen Wälder liefern Nutzhölzer. Die Elephanten M-s gelten für die schönsten in Indien; der Haifisch wird an der Küste häufig der Floßfedern (Handelsartikel nach China) wegen gefangen. Von Mineralproducten wird namentlich viel Salz gewonnen. Den Kern der Bevölkerung, welche gegen 3 Mill. betragen mag, bildet das Volk der Malayala öd. Malabaren, welches zu den dekanischen od. dravidischen Völkern gehört, seine eigene Sprache mit Literatur besitzt (s. Malayalma), sich zum Brahmaismus bekennt, aber doch manches Eigenthümliche in seinen gesellschaftlichen u. kirchlichen Verhältnissen besitzt. Die Brahmanen sind im Allgemeinen sehr angesehen; das Meiste Ansehen unter denselben genießen jedoch die Namburis, welche für die ursprünglichen Eigenthümer des Bodens gelten, w dem Tamburacal ein erbliches Oberhaupt besitzen u. ihre Caste, die übrigens nicht sehr zahlreich ist, stets rein zu erhalten suchen. Eine andere Brahmanencaste sind die Puttars, welche zahlreicher sind. Den mächtigsten Theil der Bevölkerung bilden die Nairs, die nach dem indischen Castensystem zwar zur Caste der Sudras gehören, aber mit Stolz ü. Verachtung auf die niedrigeren Tasten herabbliken. Die angesehenste Familie der Nairs, welche übrigens die regelmäßige Ehe verschmähen u. an deren Stelle ein System des Concubinats u. der Erbfolge organisirt haben, ist die des Tamuri od. Zamorin von Calicut. Nach ihnen kommen im Rang die Tiars, die freien Ackerbauer, dann die ebenfalls freien Maleres, die Musikanten u. Beschwöret. Die Poliars sind Grundholde. Außer den Malabaren wohnen auf der Küste noch Moplahs (s.d.) od. Mapuler, sowie eine ziemliche Anzahl Christen (etwa 150,000), welche Heils Katholiken, theils Thomaschristen (Syrische Christen), zum geringen Theil auch Protestanten sind; sonst gibt es auf der Küste M. auch Schwarze u. Weiße Juden. Das Land zerfällt in die drei Königreiche Calicut, Cochin u. Travancore, von denen die beiden letzteren unter britischem Schütze stehen, daß erstere aber seit 1792 zum unmittelbaren britischen Gebiet gehört u. 2) den District Malabar der Präsidentschaft Madras (286 QM. mit 1,515,000 Ew.) bildet. Die wichtigsten, Städte des District S sind: Calicut, Cannanore, Cochin, Pennani u. Tellicherry.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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