Steinzermalmung

Steinzermalmung

Steinzermalmung (Steinzertrümmerung, Lithotritie), chirurgische Operation, wobei mittelst in die Harnblase eingebrachter Werkzeuge Blasensteine zerstückelt werden, so daß ihre Bruchstücke dann aufgesogen werden od. mit dem Urin abgehen. Durch die S. entgeht man dem Steinschnitt. Die S. war schon früher vorgeschlagen u. selbst unvollkommen geübt, wurde aber von Gruithuisen (1813), Amussat (1821) u. Leroy d'Etiolles (1823) durch Erfindung passender Instrumente verbreitet, eigentlich aber erst durch Civiale 1824 ausgeübt. Die S. ist zwar nicht so verletzend, als der Steinschnitt, aber wirkt doch auch oft höchst u. selbst gefährlich reizend ein u. befreit den Kranken meist erst nach mehren Operationsversuchen (Sitzungen) von seinem Übel, während der Steinschnitt es mit einem Male thut. Sie darf nicht unternommen werden bei Kindern unter sechs Jahren, bei sehr vorgeschrittenen bedenklichen Allgemeinleiden u. bedeutenden Krankheitszuständen der Blase, der Nieren, Prostata od. der Harnröhre. Hauptmethoden: a) die Perforation (Anbohrung) nach Civiale geschieht mittelst eines aus drei ineinander passenden Theilen bestehenden Instrumentes, einem äußeren silbernen, einer inneren in diesen eingeschobenen, ganz od. nur vorn stählernen, hinten silbernen Röhre (Steinfasser, Litholabon), vorn mit 3–4 elastischen gekrümmten Armen zum Fassen des Steines, u. aus einem in diese eingebrachten stählernen Schaft mit einer gezahnten Krone zum Anbohren des Steines (Lithotritor), welcher durch eine Uhrmacherdrehbank od. mittelst einer Kurbel od. eines Handgriffes in Bewegung gesetzt wird. Man bringt das Instrument in der Regel geschlossen ein, öffnet es, wenn man an den Stein gelangt ist, durch Zurückziehen der äußeren Röhre, wodurch die Arme des Steinfassers frei werden, faßt mit diesem den Stein, indem man den Bohrer zurückzieht, u. wendet dann diesen an. b) Die lithoklastische Methode (Methodus lithoclastica), nach Jacobson, wirkt blos zerdrückend u. wird nur bei nicht großen Steinen angewendet. c) Die Percussion, nach Heurtelonb, durch Stoß u. Druck wirkend; operirt mit einem dem Schuhmachermaße ähnlichen Werkzeuge, bestehend aus zwei Theilen od. Armen, einem weiblichen (einem cylindrischen, am Blasenende gekrümmten), an seiner inneren Seite mit einer tiefen, im Inneren sich erweiternden, am Blasenende an Umfang zunehmenden u. hier gezähnten Furche versehenen stählernen (Stabe u. einem männlichen Arme), einem stählernen, in die Furche des weiblichen Armes passenden, vorn ebenfalls gekrümmten u. gezähnten Stabe, dessen äußeres Ende 2 Zoll über den weiblichen Arm hervorragt). Das Instrument wird geschlossen in die Harnröhre eingeführt, durch Zurückziehen des männlichen Armes geöffnet, dann wieder geschlossen, wodurch der Stein gefaßt wird, welchen man dann theils durch den bloßen Druck der Hand auf das Instrument, od. durch eine eigene Druckvorrichtung zu zerdrücken, od. wenn dies nicht gelingt, durch Aufschlagen mittelst eines Hammers auf den hervorstehenden männlichen Arm zu zerbröckeln sucht. Zum Festhalten des Instrumentes dient die bloße Hand od. ein Schraubstock. Vor jeder Operation wird die Blase mit warmem Wasser eingespritzt. Vor u. nachher sind warme Bäder anzuwenden. Entsteht dabei irgend besorglicher Schmerz, so muß die Operation ausgesetzt werden; ihre Dauer darf im Ganzen 10 Minuten nicht übersteigen u. Wiederholungen sind bei besonderer Empfindlichkeit nur nach längeren Pausen vorzunehmen.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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