Tausendfüße

Tausendfüße

Tausendfüße (Myriapoda Cuv., Myriopoda Latr., Mitosata Fabr., Stigmatopnoea Goldf.), nach Cuvier die 1. Ordnung der Insecten, nach Goldfuß u. Oken Familie der Asseln. Der ganze lange Leib, welcher nicht in Hinterleib u. Brust geschieden ist, besteht aus einer großen Menge harthäutiger Ringel, an jedem derselben steht 1 od. 2 Fußpaare, der Kopf trägt 2 kleine Fühlhörner, 4,8 od. mehr unbewegliche u. ungestielte Augen, 2 gezähnelte Kinnbacken u. eine vierlappige Unterlippe, die 2 od. 4 ersten Püße sind an der Wurzel vereinigt. Das Athemholen geschieht durch Luftlöcher. Sie leben länger als andere Insecten, kommen mit 6 od. mehr Füßen aus dem Ei, erhalten aber mit dem Alter mehr Füße u. Ringel, wodurch sie sich von den Insecten unterscheiden. Aufenthalt[302] meist in der Dunkelheit in Ritzen, Spalten u. Löchern der Erde, unter Rinden, Steinen etc. Cuvier theilt sie in Chilognatha (welche die Gattung Julus [s. Tausendfuß] ausmachen) u. Chilopoda (die Linnéische Gattung Scolopendron), Tausendfuß. A) Tausendfuß (Julus Lin.), Gattung der Tausendfüße; der Leib hat viel Ringel, ist gewöhnlich hart u. walzig, der erste Abschnitt des Leibes ist der größere, jeder Ringel trägt 2 Fußpaare (doch der 3. u. 4. u. beim Männchen der 7. nur 1 Paar u. die 2–3 letzten sind fußlos); die Fühlhörner siebengliedrig, kolbig. Der Gang ist schleichend u. langsam; bei Gefahren rollt sich das Thier in eine Kugel od. Scheibe zusammen. Nahrung sind abgestorbene Pflanzen- u. Thiertheile; Aufenthalt an feuchten, dunkeln Orten; Fortpflanzung durch. Eier, welche sie zahlreich legen; die Jungen haben weniger Ringel u. Fußpaare als die Alten. Untergattungen: a) Julus, unterschieden durch langen, walzigen, wurmförmigen Körper, dessen Ringel keine Ränder haben; die kurzen, am Ende etwas verdickten Fühler stehen auf der Kopfplatte; Arten: Großer T. (Julus maximus), hat 67 Fußpaare, wird 7 Zoll lang; aus Amerika; Erdtausendfuß (Erdvielfuß, J. terrestris), mit mehr als 30 Ringeln u. gegen 160 Fußpaaren, graubräunlich, mit rostigen Streifen, 1 Zoll lang, lebt unterm Moos, an sandigen Orten, stinkt sehr; Sandtausendfuß (Sandwühler, J. sabulosus, J. fasciatus), größer als voriger, mit 2 röthlichen Rückenlinien, mit bis 54 Körperringeln; in sandigen Gegenden mehrer Länder Europas; mehre Arten thun den Gewächsen großen Schaden. b) Glomeride (Glomeris Latr.), die Fühler sind auf der Kopfplatte, die Wurzelglieder sind die größten, der Körper lang, eirund, oben gewölbt, unten ausgehöhlt, hat 11–12 Abschnitte, an der Seite eine Schuppenreihe; meist unter Steinen, rollen sich zusammen; Gürtelglomeride (G. limbata s. marginata), 1/2 Zoll lang, schwarz, die Körperringel gelb gesäumt, 16 Fußpaare; Eirunde Glomeride (G. ovalis), gelblich, 20 Fußpaare, über 1 Zoll lang; im Meer u.a. c) Polydesmus Latr., der Körper ist linienförmig, abgeplattet, mit scharfem Seitenrande, rollbar, die Augen fehlen, die Fühler stehen auf der Kopfplatte; an feuchten Orten, unter Steinen; Art: Platter Polydesmus (P. complanatus, Julus c. L.), braungrau, mit über 20 in der Mitte runzeligen, an den Hinterecken zugespitzten Ringen, 1 Z. lang, 60 u. mehr Fußpaaren, der letzte Ring mit Stacheln. d) Polyxenus Latr., die Fühlhörner sind unter dem Vorderrand des Kopfes, kurz, walzig, der Körper zusammengedrückt, letzter Ringel mit einem Schuppenbüschel; Art: Büschelschwanz (P. lagurus, Scolopendra lagura Lin.), häufig unter Baumrinden. B) Scolopender (Scolopendra L.), Gattung aus der Familie der T.; an jedem Leibesringe befindet sich ein Fußpaar, die Fühlhörner sind borstenförmig, der Körper flach; Untergattung Scutigera, Lithobius, z.B. die Zangenscolopender, u. Scolopendra. a) Scolopendra, Leibesringe ungetheilt, die obern Schilder decken einander nicht; Augen 4 auf jeder Seite; Aufenthalt an feuchten Orten; frißt Insecten; haben meist einen scharfen, giftigen Saft bei sich; Arten: Elektrischer S. (S. electrica, Feuerassel), mit 54–72 Fußpaaren, gelb, an feuchten Orten, leuchtet des Nachts, auch sogar der Ort, wo sie gelegen hat; Bissiger Scolopender (S. morsitana), mit 2 Fußpaaren, in Südeuropa, mit Giftlöchern an den Kinnladen, beißt gefährlich; Riesenscolopender (S. gigantea), wird bis 11/2 F. lang u. lebt in Südamerika u.a.; b) Schildträger (Scutigera Lam.), der Leib hat 8 Schilder, unten in 15 Halbringe getheilt, jeden mit 1 Paar Füße; lebhafte Thiere, deren Füße leicht abgehen;. Art: Spinnenartiger Scolopender (S. araneoides), in Südeuropa in Häusern, u.a. sonst zu Scolopendra gerechnete Arten. c) Cryptops Leach., dem Scolopender ähnlich, unterscheidet sich aber durch zusammengesetzte Augen u. Hinterfüße, welche nicht länger als die andern sind; der Körper ist länger u. schmäler.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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