- Urquhart
Urquhart (spr. Örkwärt), 1) David, geb. 1805 in Braclangwell in der schottischen Grafschaft Roß- Cromarty, studirte in Oxford u. bereiste dann das Festland, 1827 Griechenland (wo er aus Theilnahme für den Griechischen Freiheitskampf sich der Umgebung Cochranes anschloß), später Constantinopel u. lehrte 1831 nach England zurück. Hier bemühte er sich durch Wort u. Schrift zu beweisen, daß die Türkei noch keinesweges ein dem Untergange entgegengehender Staat sei, daß aber Rußland zu seiner Vergrößerung auf die Erniedrigung des Osmanischen Reiches hinarbeite. 1833 ging er zum zweiten Male nach Constantinopel, um seine Studien über die Türkei zu vervollständigen, bereiste[294] 1834 einige Küstenplätze Circasstens u. kehrte 1835 nach England zurück. 1836 wurde er zum Gesandtschaftssecretär bei Lord Ponsonby in Constantinopel ernannt u. nahm hier jetzt türkische Kleidung u. Sitte an, ließ sich Daud Bey nennen u. benahm sich ungemessen gegen den Gesandten. Deshalb wurde er 1837 nach London berufen, um sich über sein Benehmen gegen seinen Chef zu verantworten. Der Tod seines Gönners, des Königs Wilhelm IV., sein Fernhalten von den Tories u. den Radicalen u. sein feindliches Beginnen gegen Lord Palmerston entrückte ihn seinem Ziele, zur Emancipation der Türkei beizutragen, immer mehr. 1839 ging er nach Paris u. bereiste später Spanien u. die Uferstaaten Nordafrikas. 1847 trat er für Stafford ins Unterhaus, betrieb u. leitete 1853 u. 1854 in von ihm veranstalteten Versammlungen die Opposition gegen das Cabinet hinsichtlich dessen lauer Politik gegen Rußland u. bezüchtigte das Ministerium, im geheimen Einverständnisse mit Rußland zu sein, um den Ruin der Türkei vorzubereiten. Sein Rundschreiben an die tscherkessischen Stämme im Mai 1854, worin er dieselben vor der Hülfe Englands warnte., hatte den Erfolg, daß Schamil die englische Unterstützung ablehnte, aber U. wurde hierdurch in England so unpopulär, daß er bei der Neuwahl im Juni 1854 auch nicht eine einzige Stimme erhielt. Er schr.: Observations on European Turkey, 1831; Turkey and its resources, 1833; England and Russia, 1834; The Sultan Mahmoud and Mehmed Ali Pascha, 1834; Diplomatic transactions in Central Asia, 1834–39; Reflections on thoughts and things, 1836, 2 Bde.; Spirit of the East, 1838; Exposition of the boundary differences between Great-Britain and the United-States, Glasgow 1840; Exposition of the affaires of Central-Asia, Lond. 1840; Reasons for demanding, 1840; La France devant les quatre puissances, Par. 1840; Wealth and want; Travels in Spain and Marocco in 1848; The mystery of the Danube, 1851 (deutsch, Berl. 1853); The Lebanon, 1860. 2) William Pollard, geb. 1815 zu Castle Pollard in der Grafschaft Westmeath, studirte in Harrow u. in Cambridge die Rechte, erhielt in Westmeath u. Aberdeen Grafschaftsbeamtungen u. verheirathete sich 1846 mit Mary Isabella, einzigem Kind des reichen William U. dessen Namen er annahm. Im Juli 1852 für Westmeath ins Parlament gewählt sprach er hier für Freihandel u. Pächterrechte in Irland. Er schr.: Life and times of Francesco Sforza, Duke of Milan, Lond. 1840; Essays on subjects in Political Economy, 1845.
Pierer's Lexicon. 1857–1865.