Wedel [3]

Wedel [3]

Wedel, ein altes edles Geschlecht, ursprünglich in Nordalbingen begütert, wo sie bes. zu Wedele in Stormarn, unterhalb Hamburg, saßen, siedelten in der zweiten Hälfte des 13. Jahrh. nach der Neumark über, wo sie große Länderstrecken eroberten u. von den Markgrafen von Brandenburg in Lehn erhielten; außerdem kauften sie große Besitzungen in Pommern (Wedeler Kreis) u. Posen. Im 17. Jahrh. kamen W. nach Fühnen, wo Friedrich Wilhelm, älterer Sohn des 1661 verstorbenen Jürgen Ernst von W., die Sehestedtschen Güter durch Heirath erwarb, welche der König von Dänemark 1672 zu einer Lehnsherrschaft Wedelsberg erhob, u. nach Norwegen, indem Gustav Wilhelm, Sohn von Friedrich Wilhelm u. dänischer Feldmarschall, welcher die Herrschaft Evenburg in Ostfriesland erheirathet hatte, nach dem Verkaufe seiner Güter in der Mark die Grafschaft Jarlsberg in Norwegen kaufte u. 1684 in den dänischen Grafenstand erhoben wurde. Während Gustav Wilhelms älterer Sohn, Graf Georg Ernst, die Grafschaft Jarlsberg erbte, erhielt der jüngere, Freiherr Erhard, die ostfriesischen Besitzungen Evenburg u. Neffe; Erhards Sohn, Anton Franz, erbte von seinem mütterlichen Oheim, dem Grafen von Friday, die Herrschaft Gödens in Ostfriesland u. wurde 1776 in den preußischen Grafenstand erhoben. Berühmt aus der Jarlsberger Linie ist: 1) Graf Johann Kaspar Hermann, Sohn des Grafen Anton, geb. 21. Sept. 1779 in Montpellier, wurde in England erzogen, wo sein Vater dänischer Gesandter war, studirte in Kopenhagen u. trat dann 1800 in dänische Staatsdienste, wo er in der Rentenkammer angestellt u. Amtmann in Buskerud wurde; nach seines Vaters Tode erbte er die norwegische Grafschaft Jarlsberg bei Christiania; er bildete u. führte im Kriege 1808–9 gegen Schweden ein Freicorps u. erwarb sich durch Rechtlichkeit u. Milde ein solches Ansehen bei den Schweden, daß, als 1810 die Wahl eines Thronfolgers an die Stelle des Prinzen von Holstein-Augustenburg zur Sprache kam, die Stimmen mehrer Abgeordneten des Bürger- u. Bauernstandes auf ihn fielen. 1814, nach dem Kieler Frieden, erklärte er sich für die gütliche Vereinigung Norwegens mit Schweden; König Karl XIII. ernannte ihn zum Staatsrath u. Chef des Finanz-, Handels- u. Zolldepartements, er nahm aber 1822, wo er, wegen einer in Berlin contrahirten Staatsanleihe vor dem Reichsgericht angeklagt, aber freigesprochen wurde, seinen Abschied u. zog sich auf. seine Güter zurück. W. wurde 1824, 1827 u. 1830 in den Storthing gewählt, wo er mehrmals Präsident war, 1829 wurde er Prokanzler der Universität Christiania u. 1836 Statthalter von Norwegen mit Vollmacht eines Vicekönigs; er st. 27. Aug. 1640 im Bade zu Wiesbaden, s. Norwegen S. 127. Ihm wurde 1845 auf dem Dornningberge bei Christiania ein Denkmal gesetzt. – Der Chef der ostfriesischen, der Lutherischen Confession folgenden Linie ist: 2) Graf Karl, Sohn des 1858 verstorbenen Grafen Friedrich, geb. 7. Aug. 1827, ist Majoratsherr der Fideicommißherrschaften Evenburg u. Gödens u. im Oldenburgischen begütert u. erbliches Mitglied der Ersten hannöverschen Kammer, hannöverscher Major u. extraordinärer Flügeladjutant des Königs u. seit 1859 mit Frida geb. Freiin von Wangenheim vermählt; sein ältester Sohn Erhard ist 1861 geboren. 3) Graf Friedrich Wilhelm, Oheim des Vorigen, geb. 28. März 1798, ist oldenburgischer Generalmajor, Generaladjutant u. Chef des Großen Stabes u. als Vorstand des Departements der Militärangelegenheiten zugleich Mitglied des Staatsministeriums.


Pierer's Lexicon. 1857–1865.

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